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Postbank
 
8. Januar 2025
 
 
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren, 
das menschliche Gehirn will es sich – verständlicherweise – so einfach wie möglich machen. Gewohnheiten und im Hippocampus fest verankerte Daten und Fakten lassen sich nur schwer ändern. Alteingesessene Frankfurter werden sich deshalb vermutlich auch in vielen Jahren noch am Theaterplatz statt am Willy-Brandt-Platz verabreden. Und wie oft liest man noch „Waldstadion“ anstatt von „Deutsche-Bank-Park“? Wobei es noch unentschuldbarer wäre, wenn man den Namen des Instituts verankert hätte, dass vor der Deutschen Bank der Namensgeber unseres kleinen Schmuckstückchens im Stadtwald war…
 
Dem Schreiber dieser Zeilen hatte sich der Fahrplan an der nächsten U-Bahn-Haltestelle fest im Gehirn eingebrannt, zumal dieser etwa zwölf Jahre nahezu unverändert war – zumindest in den Abendstunden und an den Wochenenden. Jetzt wurde dieser aber im Rahmen des Fahrplanwechsels im Dezember doch relativ stark verändert, und somit ist nahezu alles, was abgespeichert war, obsolet. Oh Schreck! Mal schauen, bis zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember könnte man sich das Ganze vielleicht doch eingeprägt haben. Spannend wird, ob der Fahrplan dann wieder geändert werden wird, das würde die Verwirrung schlussendlich komplett machen.  
 
Wir bleiben zur Entlastung des Hippocampus heute bei unserem gewohnten Aufbau, und schauen mal, was die Märkte gestern so gemacht haben. Ein kleiner Spoiler: Die US-Daten zu den offenen Stellen und dem ISM-Index der Dienstleistungen sind besser als erwartet ausgefallen, was sowohl die Renditen der US-Anleihen als auch den US-Dollar mit strammem Rückenwind versorgte - wobei der Greenback zuvor reichlich Gegenwind verspürt hatte.
 
An den Bondmärkten rückten die Renditen der US-Staatsanleihen nach dieser Datenveröffentlichung stramm Richtung Norden vor. Zudem versteilte sich die Zinsstrukturkurve in den USA weiter. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Abend bei 2,19 Prozent (+0 b.p.), zehnjährige mit 2,48 Prozent (+3 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 4,28 (+2 b.p.), 4,68 (+7 b.p.) bzw. 4,91 (+8 b.p.) Prozent. Der Spread zwischen den zehnjährigen Anleihen Frankreichs und Deutschlands erhöhte sich gestern um einen auf 82 Basispunkte.
 
Mit 5,245 Prozent rentieren 30-jährige britische Staatsanleihen auf dem höchsten Niveau seit 27 Jahren. Zweijährige chinesische Staatsanleihen rentierten weiterhin um die Marke von 1,0 Prozent, zehnjährige bei 1,59 Prozent. Mit rund 1,16 Prozent rentieren zehnjährige japanische JGBs wiederum so hoch wie zuletzt im Jahre 2011.
 
An den Geldterminmärkten wird für den Januar eine Zinssenkung der EZB heute Morgen laut Bloomberg mit 24 Basispunkten eingepreist. Bis Ende Juni 2025 (vier Sitzungen) werden 84 Basispunkte an Zinssenkungen an den Swapmärkten erwartet. Eine weitere Zinssenkung der Fed wird via Fed Funds Futures nun in Gänze erst zum Juli 2025 eingepreist. Ende 2025 sehen die Futures den Leitzins bei 3,94 Prozent – das wären rund 1 ½ Zinssenkungen a 25 b.p.
 
Die Erdgaspreise machten eine Kehrtwende und stiegen moderat an. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas kletterte von 47,10 Euro/MWh auf 47,85 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 39,00 auf 39,35 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verbilligte sich hingegen, und zwar von 92,35 Euro/MWh auf 91,15 Euro/MWh. Auch der EU-CO2-Emissionsrechte-Preis an der ICE Endex gab leicht nach, und zwar von 72,75 auf 72,40 Euro/MT.
 
An den Rohstoffmärkten bewegten sich die Notierungen wie bereits am Montag eher gen Norden. Die Ölpreise legen kräftig um 1,6 bzw. 1,8 Prozent zu. Sie notieren nun bei 77,60 USD/Barrel (Brent) bzw. 74,90 USD/Barrel (WTI). Die an der LME gelisteten Industriemetalle verteuerten sich mit Ausnahme von Zink und Kupfer. Aluminium legte 1,1 Prozent zu, während Kupfer völlig unverändert zum Vortag notierte. Der Goldpreis rückte leicht auf aktuelle 2.650 USD/Unze vor – dies trotz des Renditeanstiegs und des festeren US-Dollars. Silber notiert mehr oder weniger unverändert bei 30,15 USD/Unze.
 
An den Währungsmärkten erhielt der US-Dollar nach den um 16 Uhr veröffentlichten Daten strammen Rückenwind. Nachdem der Euro zum US-Dollar am Vormittag noch Sportsgeist zeigte, und bis auf EUR/USD 1,0434 aufwärts geklettert war, musste er dann ebenfalls der wiederaufkeimenden Stärke des US-Dollars Tribut zollen. Er wertet somit im Vergleich zu gestern Morgen um 0,4 Prozent auf EUR/USD 1,036 ab. Der Yen erholt sich zum Euro geringfügig auf EUR/JPY 163,7. Er gab aber zum US-Dollar weiter nach auf aktuelle USD/JPY 158,1. Der Renminbi bleibt zum US-Dollar unter Druck. Die People’s Bank of China demonstrierte durch das fünfte Fixing hintereinander zwischen USD/CNY 7,1876 und 7,1879, dass sie den Renminbi momentan unterstützen möchte. Der USD/CNY-Kurs notiert damit nun an der oberen Grenze des „erlaubten“ Trading-Bandes von zwei Prozent um das Fixing. Die mittelosteuropäischen Währungen kehren die Marktbewegungen des Vortages leicht um. Der Zloty wertet leicht ab, wohingegen der Forint sich moderat auf EUR/HUF 415,30 erholen kann.  
 
An den Aktienmärkten verbuchten die europäischen Leitindizes mit Ausnahme des FTSE100 in London erneut moderate bis kräftige Kursgewinne, insbesondere die Leitindizes Schwedens und der Schweiz. Der Dax beschied sich mit einem Kurszuwachs um 0,6 Prozent auf 20.360 Punkte. Die US-Leitindizes gaben hingegen unisono nach, die Kursverluste reichen von 0,4 Prozent (Dow-Jones-Index) bis zu 1,9 Prozent (Nasdaq Composite). Auch an den meisten asiatischen Börsen – insbesondere in Japan und China – sind die Weichen heute Morgen in Richtung „Kursrücksetzer“ gestellt.
 
Heute blicken wir auf die Verbraucherpreise in der Eurozone und die oben erwähnten US-Daten. Im Anschluss daran konstatieren wir den weiteren Rückzug des Inflationsgespenstes in der Schweiz.
 
 
Was heute wichtig wird
 
 
01.30 Uhr, Australien | Verbraucherpreise, November (+2,3 % yoy.; zv. +2,1 %)
 
 
08.00 Uhr, Deutschland | Einzelhandelsumsatz, November (Erw. +0,5 % mom.; zv. –0,3 %)
 
 
08.00 Uhr, Deutschland | Auftragseingang Industrie, November (Erw. –0,2 % mom.; zv. –1,5 %)
 
 
08.00 Uhr, Schweden | Verbraucherpreise, Dezember, vorläufig (Erw. +1,0 % yoy.; zv. +1,6 %)
 
 
11.00 Uhr, Eurozone | Verbrauchervertrauen, Dezember, endgültig (Erw. n. a.; zv. –14,5 Pkt.)
 
 
11.00 Uhr, Eurozone | Wirtschaftsvertrauen, Dezember (Erw. 95,6 Pkt.; zv. 95,8 Pkt.)
 
 
11.00 Uhr, Eurozone | Produzentenpreise, November (Erw. –1,4 % yoy.; zv. –3,2 %)
 
 
14.15 Uhr, USA | ADP-Beschäftigungsänderung, Dezember (Erw. 140.000; zv. 146.000)
 
 
20.00 Uhr, USA | FOMC-Protokoll zur Sitzung vom 18. Dezember 2024
 
 
 
EUR/USD 1,037 
Starke US-Daten schieben den Greenback am Nachmittag an 
Nach dem sehr schwachen Jahresstart des Euros zum US-Dollar präsentierte sich unsere Gemeinschaftswährung gestern lange Zeit robust und hielt sich oberhalb der Marke von EUR/USD 1,04 mit einem Tageshoch bei EUR/USD 1,0434. Dies wurde unterstützt durch den erwartungsgemäßen Anstieg der Inflation in der Eurozone und eine weiterhin auf einem rekordniedrigen Niveau verharrende Arbeitslosenquote im Euroraum. Am Nachmittag demonstrierten dann aber sehr robuste Konjunkturdaten aus den USA, dass es dort einfach besser läuft, was die konjunkturelle Lage anbelangt, woraufhin der Euro kurzzeitig auf EUR/USD 1,0355 abrutschte.
 
Schauen wir uns die Daten mal genauer an: 
Die Inflation in der Eurozone hat im Dezember den dritten Monat in Folge zugelegt. Die Verbraucherpreise stiegen wie im Marktkonsens erwartet um 2,4 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat. Im November hatte die Inflationsrate bei revidiert 2,2 Prozent und im Oktober bei 2,0 Prozent gelegen. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Dezember ebenfalls wie erwartet um 0,4 Prozent. 
 
Mitverantwortlich für den Anstieg der Jahresinflationsrate ist der leichte Zuwachs der Energiepreise im Jahresvergleich. Im Vormonat waren sie noch merklich gefallen. Zudem stiegen die Preise im Dienstleistungssektor stärker als im Vormonat. Die Kerninflation verharrte im Dezember bei 2,7 Prozent. 
 
In Deutschland und Spanien lag die Inflation höher als in der Eurozone insgesamt und damit merklich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. In Frankreich stieg sie nur leicht auf 1,8 Prozent. In Italien ging sie sogar zurück und fiel auf 1,4 Prozent.
 
Dazu passt auch, dass in der Eurozone die Inflationserwartungen der Verbraucher im November weiter gestiegen sind. Laut einer Umfrage der EZB erwarten die Konsumenten auf Sicht von zwölf Monaten eine Preissteigerung um 2,6 Prozent. Im Oktober hatte die Inflationserwartung bei 2,5 Prozent gelegen und im September bei 2,4 Prozent. Unangenehm für die EZB dürfte zudem sein, dass sich die Inflationserwartungen für die nächsten drei Jahre deutlicher verstärkt haben, nämlich im November auf eine Inflationsrate von 2,4 Prozent, nachdem der Wert im Oktober nur 2,1 Prozent betragen hatte. Die Arbeitslosenquote im Euroraum verharrte im November bei 6,3 Prozent, dem niedrigsten jemals ermittelten Niveau. 
 
Wechseln wir die Blickrichtung zur anderen Seite des Atlantiks: Die Zahl der offenen Stellen in den USA ist im November höher als erwartet gewesen. Es wurden 8,1 (Oktober revidiert: 7,84) Millionen offene Stellen gemeldet. Analysten hatten einen Wert von 7,7 Millionen prognostiziert. Die Zahl der freiwilligen Kündigungen lag bei 3,1 (3,3) Millionen. Die Zahl der Entlassungen betrug 1,8 (1,7) Millionen.
 
Zudem ist die Aktivität im Dienstleistungssektor der USA im Dezember stärker als erwartet gestiegen. Der ISM-Index in diesem Sektor erhöhte sich von 52,1 auf 54,1 Punkte, erwartet worden waren 53,5 Punkte. Der Subindex für den Auftragseingang stieg von 53,7 auf 54,2 Punkte. Der Wert für die bezahlten Preise erhöhte sich von 58,2 auf 64,4 Punkte, ein 18-Monats-Hoch. Der Subindex der Beschäftigung verharrte bei 51,4 Punkten. Alle drei Subindizes liegen somit über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, die US-Dienstleister bleiben stramm auf Expansionskurs. 
 
 
 
 
EUR/CHF 0,941 
Inflation in der Schweiz wieder auf dem Rückzug 
Bei uns in Hessen sind ja in dieser Woche noch Schulferien. Möglicherweise hat es den einen oder anderen zum Skifahren in die Schweiz verschlagen. Dies können aber nur diejenigen machen, die Nerven wie Drahtseile haben, schließlich notiert der Schweizer Franken zum Euro weiterhin auf einem historisch betrachtet extrem hohen Niveau. Immerhin, geringfügig günstiger wurde der Schweiz-Aufenthalt für uns gestern, nachdem die Daten zur Inflationsentwicklung in der Eidgenossenschaft im Dezember veröffentlicht worden waren.
 
Die Inflationsrate sank erwartungsgemäß von 0,7 auf 0,6 Prozent. Im Monatsvergleich gaben die Preise um 0,1 Prozent nach. Stärker als erwartet sank die Kerninflationsrate, nämlich von 0,9 auf 0,7 Prozent. Dies ist dann doch ein Unterschied zu den ansteigenden Inflationsraten in Deutschland beziehungsweise im Euroraum. Die Währungshüter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dürften sich in ihrem Beschluss, die Leitzinsen im Dezember um 50 Basispunkte zu senken, bestätigt fühlen.
 
Die Stärke des Frankens zeigt sich unter anderem daran, dass Inlandsgüter weiter spürbar teurer sind als vor einem Jahr (plus 1,5 Prozent), während Importgüter (minus 2,2 Prozent) nach wie vor billiger waren als vor Jahresfrist. Im Jahresdurchschnitt 2024 betrug die Inflation 1,1 Prozent.
 
Da im Januar 2024 die Strompreise um 17,8 Prozent zulegten, könnte ein Basiseffekt – manche Analysten prognostizieren für Januar 2025 einen Rückgang der Strompreise zum Vorjahr um etwa zehn Prozent – dämpfend auf die Inflationsentwicklung des Auftaktmonats 2025 wirken, sodass die Inflationsrate weiter sinken dürfte. Dies dürfte die Marktakteure bestätigen, die via Overnight Index Swaps weitere Zinssenkungen der SNB im März und Juni eingepreist haben, womit die Schweiz dann tatsächlich auf das Nullzinsniveau zurückfallen würde. Der Franken gab gestern kurzzeitig auf EUR/CHF 0,9440 nach, hat damit aber seit Anfang September die Marke von EUR/CHF 0,94 weiterhin fest im Blick.
 
 
 
 
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