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18. Juli 2024
Märkte am Morgen
 
 
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
Freitag kommende Woche ist es so weit, die Olympischen Spiele in Paris werden eröffnet werden. Da meine Laufzeiten nicht annähernd für eine Qualifikation ausreichen würden, werde ich den Marathonlauf mal wohlwollend aus der Ferne betrachten, und sicher einige andere Sportarten auch, die sonst nicht so stark im Fokus stehen.
 
Gerade kürzlich war ich erstmals seit vielen Jahren wieder in Paris. Und erstmals überhaupt auf dem Eiffelturm, zumindest auf der mittleren Plattform, zu der man per pedes die Treppen hochsteigen kann – ein sehr effizientes Training für uns Läufer. Irgendwann dürfte auch der Marathon dort auf der Agenda stehen – der Streckenplan verheißt einige schöne Strecken durch Parks und entlang der Seine. Ob sich die Schwimmer allerdings darauf freuen dürfen, einen kleinen Teil der Schwimmwettbewerbe in der Seine zu absolvieren, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher. Zwar haben gestern u.a. die Bürgermeisterin der Stadt und viele andere Freunde des nassen Elements den Fluss auf dessen Schwimmtauglichkeit geprüft. Meiner Erinnerung nach sah das Wasser beim Vorbeiflanieren jedoch nicht extrem appetitlich aus. Aber vielleicht ist da ja in den letzten Wochen noch einmal ordentlich durchgespült worden…
 
So trübe wie das Wasser der Seine früher gewesen sein dürfte, war der Handelstag gestern für die Investoren und Anleger nicht. Allerdings belasteten u.a. Aussagen des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump die Chipwerte, was für einige teils ordentliche Rücksetzer bei Technologieindizes sorgte. US-Präsident Biden unterbrach unterdessen krankheitsbedingt seine Wahlkampftour für ein paar Tage. Die Nachrichten, die den US-Wahlkampf betreffen, scheinen momentan den Handel - neben den Erwartungen an die Geldpolitik der Fed - zu dominieren.
 
An den Bondmärkten blickten die Renditen der Langläufer erneut zunächst gen Norden, stießen aber an eine imaginäre Decke und wechselten dann im Tagesverlauf die Richtung – die Veränderungen zum Vortag war aber diesmal sehr unspektakulär: Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Abend bei 2,77 Prozent (+2 b.p.), zehnjährige mit 2,41 Prozent (-1 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 4,45 (+1 b.p.), 4,17 (-0 b.p.) bzw. 4,39 (+1 b.p.) Prozent. Der Spread zwischen den zehnjährigen Anleihen Frankreichs und Deutschlands verharrte bei 65 Basispunkten.
 
An den Geldterminmärkten wird eine weitere Zinssenkung der EZB bis September mit 89 Prozent Wahrscheinlichkeit eingepreist bzw. via OIS mit 52 Basispunkten an Senkungen für 2024 rund zwei Zinssenkungen a 25 Basispunkte. Die Zinswende der Fed wird via Fed Funds Futures nun mit 100 Prozent Wahrscheinlichkeit für den 18. September erwartet, für 2024 insgesamt 64 Basispunkte, also gut 2 ½ Zinsschritte zu 25 Basispunkten.
 
Die Erdgaspreise legten gestern ein ganzes Stück zu. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas fiel von 32,80 Euro/MWh auf 31,60 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 37,30 auf 36,75 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verbilligte sich ebenfalls, und zwar von 89,70 Euro/MWh auf 87,35 Euro/MWh.
 
Die Ölpreise beendeten ihre Verlustserie und legten mehr als zwei Prozent zu, da die Lagerbestände in den USA spürbar weiter gesunken sind (etwa auf das Niveau, das zuletzt im Februar erreicht worden war). Sie handeln nun bei 85,40 USD/Barrel (Brent) bzw. 83,40 USD/Barrel (WTI). Die an der LME notierten Industriemetalle verbilligten sich mit Ausnahme von Blei, diesmal allerdings nur leicht bis moderat. Kupfer verlor 0,3 Prozent. Die Goldpreise handeln nahezu exakt auf dem Niveau von gestern Morgen bei 2.467 USD/Unze, nachdem sie am Nachmittag mit 2.483,75 USD/Unze ein neues Rekordhoch erreicht hatten. Silber beteiligt sich nicht an der Edelmetallrallye, sondern setzt ungefähr zwei Prozent auf 30,40 US-Dollar/Unze zurück.
 
An den Währungsmärkten wertete der US-Dollar u.a. infolge des Interviews mit Donald Trump moderat zum Euro ab, und zwar bis auf EUR/USD 1,0948. Zwei Gewinner gab es gestern an den Devisenmärkten, nämlich den Franken, der 0,75 Prozent zum Euro aufwertete und den Yen. Dieser legte rund ein Prozent zu, und zwar auf EUR/JPY 170,9 bzw. auf USD/JPY 156,3. Der australische und kanadische Dollar gaben moderat nach, der Forint gewann hingegen 0,4 Prozent zum Euro hinzu.  
 
Die europäischen Aktienleitindizes zeigten ein äußerst uneinheitliches Bild. Gewinner und Verlierer hielten sich ungefähr die Waage. Der Dax reihte sich in letztere ein, er verlor 0,4 Prozent auf 18.437 Punkte. Die US-Leitindizes präsentierten sich noch uneinheitlicher – die Rotation weg von Technologiewerten hin zu Titeln der „old economy“ hielt auch gestern an. Während der Dow-Jones-0,6 Prozent zulegte, rutschten der S&P500 (-1,4 Prozent) und besonders der Nasdaq Composite (-2,8 Prozent) ordentlich ab. In Asien blicken die Notierungen ebenfalls talwärts, der Nikkei 225 verliert beispielsweise mehr als zwei Prozent.  
 
Heute blicken wir auf das Handelsgeschehen im Währungspaar EUR/USD und die Gründe für den Anstieg des Euros gestern. Anschließend wenden wir uns ganz weit in die Ferne, und zwar in das wunderschöne Neuseeland und schauen mal, was die Märke dort aktuell bewegt.
 
 
Was heute wichtig wird
 
 
08.00 Uhr, UK | Durchschnittlicher Wochenlohn, Mai (Erw. +5,7 % 3M/yoy.; zv. +5,9 %)
 
 
08.00 Uhr, UK | Arbeitslosenquote, Mai (Erw. +4,4 % mom.; zv. +4,4 %)
 
 
14.15 Uhr, Eurozone | Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (Erw. 3,75 %; zv. 3,75 %)
 
 
14.30 Uhr, USA | Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, Woche 13. Juli (Erw. 230.000; zv. 222.000)
 
 
14.30 Uhr, USA | Philadelphia Fed Business Index, Juli (Erw. 3,0 Pkt.; zv. 1,3 Pkt.)
 
 
16.00 Uhr, USA | Conference Board Frühindikator, Juni (Erw. –0,3 % mom.; zv. –0,5 %)
 
 
Ca. 13.00 Uhr, Südafrika | Zinsentscheid der South African Reserve Bank (Erw. 8,25 %; zv. 8,25 %)
 
 
 
EUR/USD 1,094 
US-Dollar weiterhin in der Defensive 
Gestern wurde die Aufmerksamkeit der Währungshändler im Laufe des Vormittags auf ein Interview mit dem Präsidentschaftsbewerber Donald Trump gelenkt, das zwar bereits vor einem Monat geführt wurde, aber erst jetzt das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Im Rahmen des Interviews äußerte er sich kritisch über den festen US-Dollar, insbesondere zum Yen und Renminbi. Während seiner ersten Amtszeit hat er sehr divergierende Ansichten über den seiner Meinung nach zu festen oder aber auch gerade nicht zu festen US-Dollar geäußert, sodass die Märkte etwas verunsichert sind, was denn nun seine aktuelle Meinung zu diesem Thema ist.
 
Nachdem das Interview zu kursieren begonnen hat, gab der US-Dollar recht schnell auf breiter Front nach. Insbesondere zum Yen, aber auch zum Euro wertete er ab, zum Euro von EUR/USD 1,09 am Morgen bis auf 1,0948 am frühen Nachmittag. Langfristig spricht vieles dafür, dass eine Präsidentschaft Trump 2.0 eher einen festeren US-Dollar bedeuten würde, etwa aufgrund einer lockereren Fiskalpolitik, einer potenziell höheren Staatsverschuldung, höherer Renditen und vielleicht auch der Suche nach „sicheren Währungshäfen“ im Umfeld der Wahlen. Kurzfristig scheint der US-Dollar aber weiterhin Gegenwind von den Erwartungen hinsichtlich einer lockereren Geldpolitik der Fed in diesem Jahr zu erhalten.
 
Konjunkturdaten waren gestern relativ rar gesät: In den USA ist die Industrieproduktion im Juni stärker gestiegen als erwartet. Gegenüber dem Vormonat legte sie um 0,6 Prozent zu, Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Zuwachs um 0,3 Prozent gerechnet. Im Mai war die Produktion um 0,9 Prozent gestiegen. Die Kapazitätsauslastung der Gesamtindustrie nahm um 0,5 Prozentpunkte auf 78,8 Prozent zu. Auch die Baugenehmigungen und Baubeginne legten im Juni stärker als im Marktkonsens erwartet zu.
 
 
 
 
EUR/NZD 1,799 
Neuseeland: Inflation geht weiter zurück, aber hausgemachter Preisdruck bleibt zu hoch 
Die jährliche Inflationsrate in Neuseeland sank im zweiten Quartal auf 3,3 Prozent, nach 4,0 Prozent im ersten Quartal, und erreichte den niedrigsten Stand seit drei Jahren. Sie lag damit noch leicht unter den Markterwartungen von 3,5 Prozent und unter der Prognose der Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) von 3,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent und damit ebenfalls langsamer als von Ökonomen mit 0,5 Prozent erwartet.
 
Auf ihrer Sitzung in der vergangenen Woche hielt die RBNZ an ihrer restriktiven Zinspolitik fest und beließ den Leitzins bei 5,5 Prozent, dem Niveau, das seit Mai letzten Jahres Bestand hat. Gleichzeitig versahen die Währungshüter die allgemein erwartete Entscheidung jedoch mit einer taubenhaften Botschaft, indem sie auf die Anzeichen einer sich verschärfenden Konjunkturabschwächung hinwiesen und warnten, dass die straffe Geldpolitik die gesamtwirtschaftliche Nachfrage „stärker als erwartet“ dämpfen könnte. Zudem zeigte sich die Notenbank deutlich zuversichtlicher, dass die Inflation im laufenden Jahr wieder in ihren Zielkorridor von ein bis drei Prozent zurückkehren wird. Vor diesem Hintergrund passten die Marktteilnehmer ihre Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Zinssenkungen an, was den Neuseeländischen Dollar unter Druck setzte.
 
Seit der letzten RBNZ-Sitzung am 10. Juli hat der Kiwi zum US-Dollar in der Spitze rund 1,2 Prozent abgegeben, zum Euro waren es sogar gut zwei Prozent. Dass er im gestrigen Handel trotz des stärker als erwartet ausgefallenen Rückgangs der Gesamtinflation zu beiden Währungen kurzzeitig rund 0,4 Prozent zulegen konnte – wovon er im Tagesverlauf wieder etwas abgab –, lag an Details des Inflationsberichts. Diese zeigten, dass der binnenwirtschaftliche Preisdruck weiterhin zu hoch ist und sich im zweiten Quartal langsamer als erwartet abgeschwächt hat.
 
Die jährliche Inflationsrate der sogenannten nicht-handelbaren Güter, ein von Neuseelands Währungshütern genau beobachteter Indikator für die hausgemachte Preisdynamik, verlangsamte sich zwar von 5,8 Prozent im ersten Quartal auf 5,4 Prozent im zweiten Quartal. Sie lag damit jedoch leicht über den 5,3 Prozent, die die RBNZ in ihrer Mai-Prognose angenommen hat, und ist weiterhin deutlich vom oberen Rand des anvisierten Inflationsbands entfernt. Zur Erläuterung: Die „nicht-handelbare Inflation“ misst die Preisentwicklung von Endprodukten und Dienstleistungen, die keinem ausländischen Wettbewerb ausgesetzt sind und daher die inländischen Angebots- und Nachfragebedingungen besser widerspiegeln als die Preisentwicklung des gesamten Warenkorbs. Im Vergleich zum Vorquartal lag das Maß der Inlandsinflation mit 0,9 Prozent ebenfalls über den Konsenserwartungen der Analysten und der RBNZ (0,8 Prozent).
 
Entsprechend sank an den Geldmärkten gestern die eingepreiste implizite Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung um 25 Basispunkte für die nächste RBNZ-Sitzung am 14. August von 54 auf 46 Prozent. Für die darauffolgende Sitzung am 10. September scheint unter den Marktteilnehmern jedoch weiterhin die Überzeugung vorzuherrschen, dass die RBNZ die Zinswende einleiten und den Leitzins auf 5,25 Prozent senken dürfte. Auch der Ausblick auf den Zinspfad der RBNZ ist weiterhin taubenhaft – möglicherweise etwas zu sehr. Bis Ende 2024 preisen die Märkte derzeit kumulierte Zinssenkungen von 65 Basispunkten ein, das sind mehr als zwei Zinsschritte von je 25 Basispunkten. Bis Ende des ersten Halbjahres 2025 sind es sogar insgesamt 137 Basispunkte, also mehr als fünf Zinssenkungen. Anfang Juli waren es lediglich 32 Basispunkte bis Ende 2024 und 78 Basispunkte bis Ende Juni 2025.
 
 
 
 
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