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Postbank
 
18. Juli 2024
Morgenkommentar
 
 
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Verbraucher der Euroländer fragen mehr Kredite nach, bei der US-Präsidentschaftswahl geht es auch um den künftigen Dollarkurs und kleinere US-Unternehmen lassen an der Börse aufhorchen.  
 
 
 
Euroraum: Kreditnachfrage steigt 
Die jüngste Bankenumfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt, dass die Kreditnachfrage im Euroraum im zweiten Quartal erstmals seit zwei Jahren wieder gestiegen ist. Verantwortlich war ein solider Anstieg der Nachfrage nach Hypothekar- und Konsumentenkrediten – vor allem infolge des gestiegenen Verbrauchervertrauens und stabilisierter Kreditzinsen. Dagegen setzte sich der Rückgang der Kreditnachfrage der Unternehmen fort, wenngleich deutlich moderater als zuletzt. Erfreulich ist, dass die befragten Banken für das laufende dritte Quartal nochmals eine Verbesserung der Kreditentwicklung erwarten. In dieser Einschätzung spiegelt sich auch die Erwartung wider, dass die EZB die konjunkturelle Erholung im Euroraum durch eine weitere graduelle Lockerung der Geldpolitik unterstützen wird. Nachdem die Währungshüter Anfang Juni die Zinswende eingeleitet haben, rechne ich für die heutige Sitzung zwar nicht mit einer Leitzinsänderung. Mitte September könnte die EZB aber den Einlagensatz zum zweiten Mal in diesem Jahr senken, und zwar von derzeit 3,75 auf 3,50 Prozent. Sollte sich der Inflationsrückgang in den Folgequartalen wie erwartet fortsetzen, könnten bis Mitte nächsten Jahres zwei weitere Zinsschritte gleichen Umfangs folgen.
 
 
 
 
US-Dollar vorerst schwächer 
Mit etwa 1,0945 US-Dollar je Euro sank der Greenback gestern auf das niedrigste Niveau gegenüber unserer Gemeinschaftswährung seit Mitte März. Damit wertete er seit Anfang Juli um mehr als zwei Prozent ab. Der Grund hierfür liegt primär in der Rekalibrierung der Markterwartungen hinsichtlich der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Nach einer Reihe durchwachsener Konjunkturdaten und einer im Juni stärker als erwartet gesunkenen Inflationsrate der Verbraucherpreise wurde an den Zinsterminmärkten eine erste Zinssenkung der Fed im September fest eingepreist, gefolgt von weiteren Zinsschritten in naher Zukunft. Seitdem haben sowohl Fed-Gouverneur Jerome Powell als auch sein Stellvertreter John Williams Andeutungen hinsichtlich einer sich nähernden Zinswende gemacht. Infolgedessen gerieten die Renditen von US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit unter Druck, während die der Euroländeranleihen weniger stark sanken. Auf mittlere Sicht dürften die US-Präsidentschaftswahlen Anfang November die Richtung vorgeben: Sollte es zu einer Neuauflage der Präsidentschaft Donald Trumps kommen, könnte dies zu einer protektionistischeren Handelspolitik führen, mit höheren Zöllen für Importgüter oder das Verlagern von Produktion von Gütern in die USA. Dies könnte das Wirtschaftswachstum, aber auch die Inflation anheizen. Weitere Zinssenkungen der Fed würden somit erschwert, die Renditen könnten steigen und dem US-Dollar Rückenwind liefern.
 
 
 
 
US-Nebenwerte legen kräftig zu 
Der US-amerikanische Small-Cap-Index Russell 2000 verzeichnete in den fünf Handelstagen bis Dienstag dieser Woche eine Wertentwicklung von 11,5 Prozent. Das ist der stärkste Anstieg über fünf Tage seit der Erholung nach dem Pandemieeinbruch im April 2020. Der S&P 500 ist in diesem Zeitraum nur um 1,6 Prozent gestiegen – das bedeutet die größte Outperformance des Russell 2000 gegenüber dem S&P 500 in fünf Tagen, die je gemessen wurde. Bis Anfang vergangener Woche hatte der Russell 2000 seit Jahresanfang hingegen nur um ein Prozent zugelegt, während es beim S&P 500 18 Prozent waren. In der aktuellen Berichtssaison zum zweiten Quartal erwarten Analysten für den Russell 2000 im Schnitt ein Gewinnplus von gut 18 Prozent nach fünf von Gewinnrückgängen geprägten Quartalen. Für die Unternehmen des S&P 500 erwarten sie gerade einmal die Hälfte. In den Jahren 2024 bis 2026 sollen die jährlichen Gewinne der Nebenwerte im Schnitt sogar mehr als doppelt so stark steigen wie die der Blue Chips. Entsprechend erwarte ich, dass sich die Outperformance von Large Caps gegenüber Small Caps in den USA in nächster Zeit weiterhin abschwächt oder gar dreht.
 
 
 
 
Immobilienpreise: Bodenbildung in Sicht? 
Laut Marktreport eines großen Immobilienportals steigt die Nachfrage nach Immobilien in Deutschland wieder deutlich an. In die gleiche Richtung deuten auch die Ergebnisse der von der Bundesbank für Deutschland ausgewerteten Bankenumfrage der Europäischen Zentralbank. Diese zeigen, dass die Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten hierzulande in den ersten zwei Quartalen des Jahres gestiegen ist. Die Immobilienpreise hatten im Frühjahr 2022 ein Allzeithoch erreicht und gehen seitdem zurück. Bis zum vorläufigen Tiefpunkt im ersten Quartal dieses Jahres fiel der bundesweite Index des Statistischen Bundesamtes um 14 und der vdp-Index um acht Prozent. In den nächsten Wochen werden Zahlen zur Preisentwicklung im zweiten Quartal veröffentlicht. Diese dürften weiterhin einen Preisrückgang anzeigen. Stabilisiert sich die Nachfrage aufgrund sinkender Zinsen und eines leichten Anziehens der Konjunktur, dürften die Immobilienpreise in den nächsten Quartalen einen Boden finden.
 
 
 
 
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Zahl des Tages: 900 
Wie misst man den Herzschlag einer Fledermaus im Flug? Lara Keicher vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz stattete Fledermäuse der Art Großer Abendsegler mit winzigen Herzfrequenzsendern aus. Es zeigte sich: Nach dem Aufwachen können die Tiere ihren Herzschlag binnen Minuten von sechs auf 900 Schläge pro Minute steigern. Das erlaubt auch Rückschlüsse auf ihren Energieverbrauch. Um das schwache Signal der Sender einzufangen, mussten Keicher und Kollegen sich etwas einfallen lassen: Nachts, wenn die Fledermäuse auf die Jagd gingen, folgten die Forscher ihnen im Kleinflugzeug über den Bodensee.
 
Ich wünsche Ihnen einen energiereichen Tag.
 
Herzlichst
 
 
 
Unterschrift Dr. Stephan
Ihr Ulrich Stephan
Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden
 
 
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