Banking & Finanzierung

Forderungen richtig managen in der Krise

Wie sich Unternehmen vor Forderungsausfällen schützen können.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland wird Prognosen des Kreditversicherers Allianz Trade zufolge 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund ein Viertel auf rund 22.200 Fälle steigen. 2025 könnte die Zahl der Firmenpleiten demnach um weitere 4 Prozent zunehmen. „Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in Europa, insbesondere in Deutschland, macht den hiesigen Unternehmen zu schaffen“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Mehr Forderungsausfälle möglich

Mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen dürften die Forderungsausfälle ebenfalls weiter zunehmen. Und durch vermehrte Forderungsausfälle könnten auch Unternehmen, die bislang wirtschaftlich gut dastehen, in Mitleidenschaft gezogen werden. Das gilt insbesondere dann, wenn sich der Unternehmenserfolg im Wesentlichen auf Kunden stützt, die von der aktuellen Krise besonders stark betroffen sind.

Bei der Insolvenz eines Kunden, muss sich der Lieferant in den meisten Fällen mit einem Bruchteil seiner Forderungen begnügen. Wird mangels Masse erst gar kein Insolvenzverfahren eröffnet, müssen die Außenstände in der Regel abgeschrieben werden. Auch bei einer außergerichtlichen Einigung vor der Zahlungsunfähigkeit ist in der Regel zumindest ein Teil der Forderung verloren.

10 Tipps für das Forderungsmanagement

  1. Rechnungswesen digitalisieren

    Gerade wenn vermehrt verspätete Zahlungseingänge und Zahlungsausfälle zu erwarten sind, ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Dabei hilft die Digitalisierung des Rechnungswesens. Dafür kommen zum Beispiel abobasierte Cloudlösungen infrage, die sich je nach Bedarf modular erweitern lassen. Postbank Geschäftskunden können hier von exklusiven Kooperationen profitieren.

  2. Digitale Bezahlmethoden implementieren

    Online-Bezahlverfahren wie PayPal und in Zukunft möglicherweise auch Wero bieten Händlern eine Zahlungsgarantie und schlanke Prozesse für die Rückabwicklung von Zahlungen.

  3. Zahlungseingänge regelmäßig kontrollieren

    Bei Zahlungsausfällen von Kunden sollte sofort reagiert werden. Bei guten Kunden hilft häufig schon ein Gespräch. Nach wiederholter erfolgloser Zahlungsaufforderung muss ein Mahnbescheid beantragt werden. Bei schwierigen Fällen kann ein Inkasso-Unternehmen hinzugezogen werden. Seriöse Dienstleister gibt es beim Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen.

  4. Vorschuss aushandeln

    Für den Einkauf von Arbeitsmaterial vor der Aufnahme der Arbeiten kann mit dem Kunden ein Vorschuss ausgehandelt werden; ein Drittel der zu erwartenden Rechnungssumme ist üblich.

  5. Abschlagszahlungen vereinbaren

    Unternehmen, die Waren in Etappen liefern oder Dienstleistungen nach und nach ausführen, können Abschlagszahlungen vereinbaren. Das erhöht nicht nur die Liquidität, sondern sorgt für den Fall der Pleite des Kunden auch dafür, dass erbrachte Leistungen bereits vergütet wurden.

  6. Eigentumsvorbehalt geltend machen

    Bereits gelieferte Waren können bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum des Lieferanten bleiben. Im B2B-Bereich wird das durch einen sogenannten Eigentumsvorbehalt mit Verarbeitungsklausel abgesichert. Ein Vorteil: Sollte der Kunde Insolvenz anmelden, gehört diese Ware nicht zur Insolvenzmasse.

  7. Kreditrahmen erhöhen

    In Vorausschau auf mögliche Forderungsausfälle kann es sich empfehlen, rechtzeitig mit der Bank einen größeren Rahmen beim Kontokorrentkredit auszuhandeln. Das erhöht auch den finanziellen Spielraum für den Fall, dass Kunden schleppender zahlen als sonst.

  8. Forderungen verkaufen

    Insbesondere für Unternehmen, die Teil von Lieferketten sind, kann Factoring ein gutes Mittel zur Absicherung gegen Forderungsausfälle sein. Dabei kauft der Factor, in der Regel eine Factoringgesellschaft, fortlaufend die Forderungen eines Unternehmens. Die fälligen Beträge werden zumeist binnen 24 Stunden nach Rechnungsstellung vom Factor ausgezahlt. Für den Service werden in der Regel eine Gebühr und ein Zins für den Zeitraum bis zum Eingang der Zahlung des Debitors beim Factor fällig. Vorteil: Der Factor überprüft die Bonität des Abnehmers und übernimmt die vollständige Absicherung für den Delkrederefall.

  9. Auf professionelle Bonitätsprüfung setzen

    Je mehr Informationen ein Unternehmen über die Bonität eines Kunden hat, desto besser kann es dessen Zahlungsverhalten einschätzen. Vor allem bei Neukunden und größeren Auftragsvolumina sollten Unternehmen für die Bonitätseinschätzung auf die Unterstützung durch Wirtschaftsauskunfteien wie die SCHUFA, Creditreform oder CRIF setzen.

  10. Verjährungsfristen beachten

    Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel sollte geprüft werden, für welche Rechnungen die Verjährungsfrist von drei Jahren nach Rechnungsstellung akut wird. Denn danach entfällt die Möglichkeit, Forderungen einzuklagen. Ist eine Forderung uneinbringlich geworden, so kann die bereits an das Finanzamt abgeführte Umsatzsteuer zurückgefordert werden.

Stand: Dezember 2024; alle Angaben ohne Gewähr
Bildnachweis: iStockphoto / wutwhanfoto