Digitalisierung & IT-Sicherheit

Generative künstliche Intelligenz: So gelingt der Einstieg

Wo und wie kleine und mittlere Unternehmen generative KI sinnvoll einsetzen können.

Mit der Ver­öf­fent­li­chung von ChatGPT, dem ers­ten Chat­bot auf Ba­sis ge­ne­ra­ti­ver künst­li­cher In­tel­li­genz (KI), im No­vem­ber 2022 hat das An­ge­bot KI-ge­stütz­ter Soft­ware ra­sant an Fahrt auf­ge­nom­men. Un­ter ge­ne­ra­ti­ver KI ver­steht man künst­li­che In­tel­li­genz, die in der La­ge ist, na­tür­li­che Spra­che zu ver­ar­bei­ten und auf Ba­sis von kur­zen Text­ein­ga­ben, so­ge­nann­ten „Prompt­s“, ei­gen­stän­dig neue In­hal­te zu ge­ne­rie­ren, die den von Men­schen ge­schaf­fe­nen äh­neln oder die­se so­gar über­tref­fen.

Mitt­ler­wei­le buhlt ne­ben ChatGPT ei­ne Viel­zahl von Tools auf Ba­sis ge­ne­ra­ti­ver KI um die Gunst der Nut­zer. Die An­wen­dungs­be­rei­che sind ent­spre­chend viel­fäl­tig und um­fas­sen zum Bei­spiel die Er­stel­lung, Prü­fung oder Über­set­zung von Tex­ten, die Pro­duk­ti­on von Bil­dern, Vi­de­os oder Au­dio­da­tei­en so­wie Da­ten­ana­ly­sen und das Schrei­ben von Pro­gramm­code.

„Jeg­li­che vor­stell­ba­re Auf­ga­be, die an ei­ner ge­wis­sen Stel­le des Lö­sungs­pro­zes­ses Text be­zie­hungs­wei­se na­tür­li­che Spra­che be­inhal­tet, kann von der Tech­no­lo­gie in un­ter­schied­li­chen Au­to­ma­ti­sie­rungs­gra­den pro­fi­tie­ren“, schrei­ben die Au­to­ren der Stu­die „Po­ten­zia­le Ge­ne­ra­ti­ver KI für den Mit­tel­stan­d“ des Fraun­ho­fer-In­sti­tuts für Ar­beits­wirt­schaft und Or­ga­ni­sa­ti­on IAO in Stutt­gart. Den­noch hat laut ei­ner Um­fra­ge des Di­gi­tal­ver­bands Bit­kom ge­ne­ra­ti­ve KI bis­lang noch kaum Ein­zug in deut­sche Un­ter­neh­men ge­hal­ten. Dem­nach set­zen erst 3 Pro­zent der rund 600 be­frag­ten Fir­men ge­ne­ra­ti­ve KI zen­tral ein, wei­te­re 6 Pro­zent pla­nen dies für das lau­fen­de Jahr. Da­bei sei „Ab­war­ten und Nicht­stun“ bei künst­li­cher In­tel­li­genz die fal­sche Stra­te­gie, warnt Bit­kom-Prä­si­dent Dr. Ralf Win­ter­gerst. Er be­tont: „Je­des Un­ter­neh­men soll­te sich mit dem Ein­satz von KI be­schäf­ti­gen und de­ren Chan­cen nut­zen – von hö­he­rer Ef­fi­zi­enz bis zu neu­en Pro­duk­ten oder Dienst­leis­tun­gen.“

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Doch wie kann der Ein­stieg in die Nut­zung ge­ne­ra­ti­ver KI für ein mit­tel­stän­di­sches Un­ter­neh­men ge­lin­gen? Im Rah­men ih­rer Stu­die ent­wi­ckel­ten die Fraun­ho­fer-For­scher da­zu ei­nen Ka­ta­log von Maß­nah­men.

In 3 Schrit­ten zur Nutzung genera­tiver KI im Unter­nehmen

  1. Status quo und Ziele festlegen

    Zu Be­ginn ist laut den Fraun­ho­fer-Ex­per­ten zu klä­ren, wel­che Zie­le ein Un­ter­neh­men durch den Ein­satz ge­ne­ra­ti­ver KI er­rei­chen möch­te. Da­zu ge­hö­re auch die Über­le­gung, ob das Un­ter­neh­men über­wie­gend An­wen­der von ge­ne­ra­ti­ven KI-Lö­sun­gen sein möch­te oder sol­che in Zu­kunft auch selbst ak­tiv ge­stal­ten und spe­zi­fisch an die ei­ge­nen An­for­de­run­gen an­pas­sen will. Da­für sei es wich­tig, sich zu­nächst ei­nen Über­blick über den der­zei­ti­gen Stand der KI-Nut­zung im ei­ge­nen Un­ter­neh­men so­wie die vor­han­de­nen KI-Kom­pe­ten­zen und KI-Res­sour­cen zu ver­schaf­fen (sie­he auch Punkt 2). Für den er­folg­rei­chen Um­gang mit KI sei zu­min­dest bei ei­ni­gen Mit­ar­bei­ten­den ein grund­le­gen­des Ver­ständ­nis der Funk­ti­ons­wei­se, der mög­li­chen Nut­zen­ef­fek­te und der Gren­zen von ge­ne­ra­ti­ver KI nö­tig. Ist die­ses noch nicht vor­han­den, soll­ten da­für ent­spre­chen­de Schu­lungs­an­ge­bo­te ge­nutzt wer­den.

    Wei­ter­hin gel­te es, ei­ge­ne Zie­le für die ers­ten Maß­nah­men fest­zu­le­gen: Wie könn­te sich der er­hoff­te wirt­schaft­li­che Nut­zen dar­stel­len? Wer­den zum Bei­spiel Ef­fi­zi­enz­ge­win­ne durch be­schleu­nig­te Ar­beits­vor­gän­ge, Qua­li­täts­ge­win­ne durch zu­sätz­li­che In­spi­ra­ti­on, die Ver­mei­dung von Feh­lern oder ver­bes­ser­te und neue Pro­duk­te so­wie Dienst­leis­tun­gen an­ge­strebt?

    Tipp: Das Fraun­ho­fer IAO bie­tet re­gel­mä­ßig so­wohl kos­ten­pflich­ti­ge als auch kos­ten­lo­se Work­shops und Se­mi­na­re zum The­ma KI für Füh­rungs­kräf­te und Mit­ar­bei­ten­de von Un­ter­neh­men an (on­line und off­line). Ei­nen Über­blick er­hal­ten Sie hier. Viel­fäl­ti­ge Un­ter­stüt­zung beim The­ma KI ge­ben deutsch­land­weit auch die Mit­tel­stand-Di­gi­tal Zen­tren (Such­wort „KI“) des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz, die Platt­form Ler­nen­de Sys­te­me des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Bil­dung und For­schung so­wie das Deut­sche For­schungs­zen­trum für Künst­li­che In­tel­li­genz (sie­he dort un­ter „Qua­li­fi­zie­rung & Ver­net­zun­g“).

  2. Inno­vationen ermög­lichen und „Schatten-KI“ vermeiden

    Ge­ne­ra­ti­ve KI-Werk­zeu­ge sind sehr ein­fach und teil­wei­se kos­ten­frei nutz­bar. Des­halb soll­te man da­von aus­ge­hen, dass sol­che Werk­zeu­ge von den Mit­ar­bei­ten­den be­reits ein­ge­setzt wer­den, auch oh­ne of­fi­zi­el­le An­fra­gen und ent­spre­chen­de Frei­ga­ben. Da­bei ist es laut den Ex­per­ten vom Fraun­ho­fer IAO kei­nes­falls ziel­füh­rend, erst ein­mal al­les, was noch nicht ge­neh­migt ist, zu blo­ckie­ren. Bes­ser sei es, selbst die In­itia­ti­ve zu er­grei­fen und die Vor­aus­set­zun­gen für die kon­trol­lier­te Nut­zung von Werk­zeu­gen wie ChatGPT oder der Über­set­zungs-KI De­epL zu schaf­fen. So mo­ti­vie­re man die Mit­ar­bei­ten­den, in­no­va­ti­ve We­ge zu ge­hen, und ver­mei­de gleich­zei­tig die Ent­ste­hung ei­ner „Schat­ten-KI“ im Un­ter­neh­men mit mög­li­cher­wei­se un­er­wünsch­ten Ef­fek­ten. Zu­dem kön­ne man von ers­ten, ein­fa­chen Nut­zen­ef­fek­ten pro­fi­tie­ren und wert­vol­le Er­fah­run­gen für die Pla­nung und Um­set­zung zu­künf­ti­ger Maß­nah­men sam­meln.

  3. Quick Wins schaffen

    Ei­ne Be­son­der­heit von ge­ne­ra­ti­ver KI im Ver­gleich zu an­de­ren in­no­va­ti­ven Tech­no­lo­gi­en be­steht laut den Fraun­ho­fer-Ex­per­ten dar­in, dass be­reits Mo­del­le zur Ver­fü­gung ste­hen, die brei­te Ein­satz­be­rei­che ab­de­cken und mit ge­rin­gem Auf­wand an kon­kre­te Auf­ga­ben­stel­lun­gen und Ein­satz­um­ge­bun­gen an­ge­passt wer­den kön­nen. Des­halb gel­te es, Quick-Win-Sze­na­ri­en zu iden­ti­fi­zie­ren, mit de­nen ers­te ei­ge­ne ge­ne­ra­ti­ve KI-Pro­jek­te durch­ge­führt wer­den kön­nen.

    Die fol­gen­den Kri­te­ri­en sol­len da­bei hel­fen, ge­eig­ne­te KI-Sze­na­ri­en im Un­ter­neh­men zu iden­ti­fi­zie­ren, wo­bei ein Sze­na­rio nicht al­le Kri­te­ri­en gleich­zei­tig er­fül­len muss:

    • Die be­nö­tig­ten Da­ten sind be­reits in ma­schi­nen­les­ba­rer Form ver­füg­bar – oder zur Er­stel­lung be­zie­hungs­wei­se An­pas­sung der KI wer­den kei­ne (ei­ge­nen) Da­ten be­nö­tigt.
    • Das Sze­na­rio weist ei­nen mitt­le­ren bis ho­hen Nut­zen auf, der KI-Im­ple­men­tie­rungs­auf­wand ist ge­ring (kei­ne Ei­gen­ent­wick­lun­gen not­wen­dig, vor­han­de­ne Pro­duk­te kön­nen ge­nutzt wer­den) und das Ri­si­ko bei ei­nem mög­li­chen Schei­tern des Pro­jek­tes ist ver­tret­bar.
    • Es gibt die Mög­lich­keit der Prü­fung oder Kor­rek­tur der KI-Aus­ga­ben (kei­ne Voll­au­to­ma­ti­sie­rung, son­dern As­sis­tenz­funk­tio­nen).
    • Die ge­such­te Funk­ti­on ist als Dienst­leis­tung am Markt be­reits ver­füg­bar, das hei­ßt, ein po­ten­zi­el­ler ex­ter­ner Part­ner kann die­se um­set­zen (und die Mög­lich­keit des Know-how-Trans­fers ist vor­han­den), oder die Kom­pe­ten­zen und Res­sour­cen für ei­ne Ei­gen­ent­wick­lung sind ver­füg­bar.
    • Die Da­ten­schutz­an­for­de­run­gen und -ri­si­ken sind über­schau­bar: Es wer­den kei­ne per­so­nen­be­zo­ge­nen oder ver­trau­li­chen Da­ten ver­ar­bei­tet. Mög­li­che Ein­satz­be­rei­che sind die öf­fent­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on (un­ter an­de­rem So­ci­al Me­dia) oder un­kri­ti­sche in­ter­ne Pro­zes­se (zum Bei­spiel mit mensch­li­cher Va­li­die­rung der Er­geb­nis­se).

    Si­cher­heits-Tipp: Der Di­gi­tal­ver­band Bit­kom hat den Leit­fa­den „Ge­ne­ra­ti­ve KI im Un­ter­neh­men – recht­li­che Fra­gen zum Ein­satz ge­ne­ra­ti­ver Künst­li­cher In­tel­li­genz im Un­ter­neh­men“ ver­öf­fent­licht, der kos­ten­los von der Bit­kom-Web­site her­un­ter­ge­la­den wer­den kann. Der Leit­fa­den be­schäf­tigt sich un­ter an­de­rem mit den Fra­gen, wel­che Rol­le die Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DS­GVO) beim Ein­satz von KI spielt, wie die IT-Si­cher­heit bei Sys­te­men ge­ne­ra­ti­ver KI ge­währ­leis­tet wer­den kann und wie es um Haf­tungs­ri­si­ken steht.

Alle Angaben ohne Gewähr; Stand: August 2024
Maßnahmenkatalog mit freundlicher Genehmigung des Fraunhofer IAO
Bildnachweis: Adobe Stock / Patrick Daxenbichler

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