Betriebsführung

So schützen sich Unternehmen vor Extrem­wetter­ereignissen

Wie sich Betriebsinhaber vor den Folgen von Extremwetterereignissen schützen können

Der Schock hält bei vielen noch immer an. Fast 470 Gebäude hat die Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 allein im Kreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz zerstört, darunter auch Geschäfte, Hotels, Fabriken und Werkstätten. Ganze Fuhrparks, Maschinen, Werkzeuge, Ladeneinrichtungen oder Waren wurden von den Wasser- und Schlammmassen gnadenlos mitgerissen oder unbrauchbar gemacht. Zu Buche schlagen aber nicht nur die Sachschäden, sondern auch in der Folge ausfallende Einnahmen.

Im nordrhein-westfälischen Stolberg etwa war der Recyclingspezialist Aurubis durch die Schäden infolge des Hochwassers so stark betroffen, dass am 16. Juli „Force Majeure“ erklärt wurde. Das bedeutet, dass eine Belieferung von Kunden und eine Abnahme von Zulieferungen unmöglich ist. Mitarbeiter kamen zum Glück nicht zu Schaden, weil das Werk rechtzeitig evakuiert wurde. Erst im November konnte die Produktion wieder schrittweise hochgefahren werden. In Bad Münstereifel musste ein Outlet-Center mit über 50 Geschäften auf unbestimmte Zeit schließen. Allein entlang der Flüsse Ahr und Erft zerstörte die Flut mindestens 18 Backstuben und mehr als 70 Bäckereifilialen. In Dernau wurde ein mittelständischer Tischlereibetrieb mit 30 Mitarbeitern von den Fluten der normalerweise rund 100 Meter entfernten Ahr unter Wasser gesetzt. An Maschinen und Material entstand geschätzt ein Millionenschaden. Auch ein kurz vor der Auslieferung stehender Großauftrag wurde Opfer der Wassermassen.

Extremwetterereignisse nehmen zu

Die Liste der von der Flutkatastrophe betroffenen Unternehmen ließe sich endlos fortsetzen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht für die betroffenen Gebiete in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Sachsen von versicherten Schäden in Höhe von insgesamt 8,2 Milliarden Euro aus. Die Versicherer haben demnach bis Anfang Dezember mehr als drei Milliarden Euro an ihre Kunden ausgezahlt, um die Schäden an Hausrat, Wohngebäuden, Betrieben und Fahrzeugen zu beheben.

Die schlechte Nachricht: Extremwetterlagen wie Starkregen, aber auch Hitzewellen werden Experten zufolge hierzulande immer öfter vorkommen – eine Folge des Klimawandels, vorangetrieben durch die Treibhausgasemissionen der Menschen. Die gute Nachricht: Viele Schäden durch Extremwetter und deren finanzielle Folgen lassen sich durch rechtzeitige Vorsorge zumindest eindämmen. Dazu gehören bauliche Maßnahmen, aber auch der richtige Versicherungsschutz.

So können Unternehmen vorbeugen

Die Jahrhundertflut vom Juli hat deutlich gemacht, wie schnell auch vermeintlich sicherere Lagen zu Katastrophengebieten werden können. Ein erster Schritt sollte immer eine realistische Einschätzung der Gefahrenlage sein. Anhaltspunkte dafür, ob ein Standort durch Hochwasser gefährdet ist, können Gefahrenkarten der Bundesländer geben (im Internet). Sie zeigen zum Beispiel an, wo und wie sich Flusshochwasser in der Vergangenheit ausbreiteten. Gefahren drohen jedoch nicht allein durch Hochwasser, auch Sturm und Hagel können zu großen Schäden führen. Der Naturgefahrencheck des GDV hilft dabei, die Risiken im eigenen Postleitzahlengebiet einzuschätzen. Je nach Gefahrenlage können dann die Maßnahmen priorisiert werden.

Bildnachweis: iStockphoto / ollo