Energie & Nachhaltigkeit

Energieeffizienz aus der Natur

Wie sich Unternehmen mit Wärmepumpen energetisch zukunftssicher aufstellen.

Pflanzen brauchen Liebe, heißt es. Vor allem aber brauchen sie Licht, Wasser und Nährstoffe – und das ganze Jahr über optimale Temperaturen. Großgärtnereien setzen dafür oft auf klimatisierte Gewächshäuser. Diese bieten ganzjährig perfekte Wachstumsbedingungen, benötigen dafür aber auch viel Energie. Und die ist teuer, vor allem wenn sie aus fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas erzeugt wird. Familie Peschl von der Inntal Gärtnerei im niederbayrischen Pocking setzte deshalb beim Neubau ihres mehr als 30.000 m2 großen Pflanzen- und Logistikzentrums auf ein besonders effizientes und umweltschonendes Klimasystem: eine Großwärmepumpe. In der Nähe des Inn gelegen, nutzt die Grundwasserwärmepumpe den erhöhten Grundwasserspiegel in der Region, um die Bodenheizungen in den Gewächshäusern und der Ladehalle zu betreiben oder bei Bedarf die Räume zu kühlen. Das spart langfristig Betriebskosten und verringert zusätzlich den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens erheblich. Nicht nur für eine Gärtnerei ein echter Wettbewerbsvorteil.

Kaum eine Technologie wird derzeit in Deutschland so heiß diskutiert wie die Wärmepumpe. Im Fokus steht dabei vor allem der Einsatz für Wohnimmobilien – Stichwort Gebäudeenergiegesetz. Dabei kann eine „Kraftwärmemaschine“, wie sie die Inntal Gärtnerei nutzt, auch für Unternehmen ein wichtiger Baustein für mehr Energie- und Ressourceneffizienz sein – und nebenbei viel mehr leisten, als nur zu heizen. Doch für welche Betriebe lohnt sich der Einsatz einer Wärmepumpe, welche Technologie ist die richtige und was gibt der Staat an Förderung dazu? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was leisten Wärmepumpen?

Wärmepumpen sind sogenannte Kraftwärmemaschinen, die thermische Energie aus der Umgebung – etwa aus der Luft oder dem Erdreich – in Nutzwärme umwandeln und daher hauptsächlich für Heizzwecke eingesetzt werden, etwa zum Beheizen von Gebäuden, zur Erwärmung von Wasser oder zur Bereitstellung von Prozesswärme. Ebenso können Wärmepumpen aber auch kühlen, indem sie ähnlich wie ein Kühlschrank der Raumluft thermische Energie entziehen und diese nach außen abgeben. So können Wärmepumpen auch Teil eines intelligenten Belüftungssystems sein.

Anders als bei klassischen Heizsystemen, die über die Verbrennung von zum Beispiel Öl oder Gas funktionieren, benötigen die technischen Prozesse innerhalb einer Wärmepumpe vor allem Strom. Für eine möglichst hohe Effizienz ist es daher entscheidend, dass der langfristige Wirkungsgrad der Wärmepumpe, also das Verhältnis von der Heizleistung zur eingesetzten elektrischen Energie, möglichst hoch ist. Beschrieben wird das mit der Jahresarbeitszahl (JAZ). Mit einer modernen Wärmepumpe kann aus der Umgebungsenergie ein Vielfaches der eingesetzten elektrischen Energie für Nutzzwecke gewonnen werden. In Verbindung mit erneuerbaren Energien, etwa einer ausreichend dimensionierten Fotovoltaikanlage, arbeitet das System unter Umständen sogar komplett CO2-neutral.

Welche Vorteile kann der Einsatz von Wärmepumpen für Unternehmen haben?

Allgemein ist die Erhöhung der Energie- und Ressourceneffizienz – etwa durch den Einsatz erneuerbarer Energien, intelligenter Steuerungstechnik, moderner Lüftungs-, Heiz- und Kühlanlagen oder durch die Optimierung der Gebäudehülle – für Betriebe mit vielen offensichtlichen Vorteilen verbunden, darunter

  • insgesamt niedrigere Energie- und Rohstoffkosten,
  • eine höhere Unabhängigkeit von schwankenden Preisen für fossile Energieträger,
  • die Schonung von Umwelt und Klima durch einen geringeren CO2-Ausstoß,
  • die Stärkung der Kundenbindung durch eine positivere Außenwahrnehmung beim Thema Nachhaltigkeit,
  • eine gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit, u. a. durch höheren Komfort am Arbeitsplatz.

Wärmepumpen können in diesem Zusammenhang eine herausragende Rolle spielen und einen entsprechend großen Beitrag zu den Effizienzzielen von Unternehmen leisten. Denn die Kraftwärmemaschinen sind effizient, langlebig, umweltfreundlich und geräuscharm. Ihre wesentlichen Vorteile sind:

  • hohe Effizienz durch Nutzung kostenloser Umgebungsenergie
  • hohe Flexibilität durch vielseitige Technik zum Heizen, Kühlen oder Lüften
  • zukunftssicher im Hinblick auf gesetzliche Klimaschutzanforderungen
  • umweltfreundlich insbesondere bei Verwendung grünen Stroms (keine CO2-Emissionen im Betrieb)
  • kombinierbar mit weiteren Energie- bzw. Wärmeerzeugern im Unternehmen, etwa Kraft-Wärme-Kopplung, Fotovoltaik oder Solarthermie
  • förderfähig im Rahmen staatlicher Förderprogramme

Wie findet man als Unternehmen die passende Wärmepumpenlösung?

So interessant die einzelnen Lösungen für ein Wärmepumpensystem klingen mögen, so individuell sind die energetischen Voraussetzungen und Notwendigkeiten eines jeden Unternehmens. Hinzu kommen gesetzliche Vorgaben wie etwa die Trinkwasserverordnung, Schallschutzrichtlinien oder Vorgaben für Tiefenbohrungen. Vor dem Kauf und Einbau einer Wärmepumpe sollte man sich daher professionelle Unterstützung suchen und umfassend beraten lassen. Ob und wenn ja welche Wärmepumpenlösungen für ein Unternehmen in Betracht kommen und welche weiteren energetischen Maßnahmen sinnvoll sein könnten, lässt sich mit einer qualifizierten Energieberatung herausfinden. Diese ist in der Regel auch Voraussetzung für die Beantragung staatlicher Förderungen.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Unternehmen?

Für klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men (KMU), Nicht-KMU mit ei­nem jähr­li­chen Ge­samt­ener­gie­ver­brauch un­ter 500.000 Ki­lo­watt­stun­den, so­zia­le und ge­sund­heit­li­che Ein­rich­tun­gen, Kul­tur­ein­rich­tun­gen, kom­mu­na­le Zweck­ver­bän­de, kom­mu­na­le Ge­biets­kör­per­schaf­ten und frei­be­ruf­lich Tä­ti­ge über­nimmt das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz (BMWK) im Rah­men der Bun­des­för­de­rung für En­er­gie­be­ra­tung für Nicht­w­ohn­ge­bäu­de bis zu 50 Pro­zent der Kos­ten für ei­ne En­er­gie­be­ra­tung. Die An­trag­stel­lung er­folgt beim Bun­­­des­amt für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le (BAFA).

Un­ter­neh­men kön­nen im Rah­men der  KfW-Pro­gram­me „Hei­zungs­för­de­rung für Un­ter­neh­men – Wohn­ge­bäu­de“ so­wie „Hei­zungs­för­de­rung für Un­ter­neh­men – Nicht­w­ohn­ge­bäu­de“ für den Hei­zungs­tausch in Wohn- bzw. Nicht­w­ohn­ge­bäu­den ei­ne Grund­för­de­rung in Hö­he von 30 Pro­zent der för­der­fä­hi­gen Ge­samt­kos­ten be­an­tra­gen. Hin­zu kommt ge­ge­be­nen­falls ein so­ge­nann­ter Ef­fi­zi­enz­bo­nus in Hö­he von 5 Pro­zent für elek­trisch an­ge­trie­be­ne Wär­me­pum­pen mit ef­fi­zi­en­ter Wär­me­quel­le oder na­tür­li­chem Käl­te­mit­tel.

Im Rah­men der Bun­des­för­de­rung für En­er­gie- und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz in der Wirt­schaft (EEW) un­ter­stützt der Staat Un­ter­neh­men mit Zu­schüs­sen, Kre­di­ten und Til­gungs­zu­schüs­sen bei In­ves­ti­tio­nen un­ter an­de­rem in den Be­rei­chen Quer­schnitts­tech­no­lo­gi­en, Pro­zess­wär­me oder Mess-, Steu­er- und Re­ge­lungs­tech­nik – und da­mit auch ganz kon­kret den Ein­bau von Wär­me­pum­pen­sys­te­men. Die mit den ge­för­der­ten Sys­te­men be­reit­ge­stell­te Wär­me muss zu über 50 Pro­zent für Pro­zes­se, das hei­ßt zur Her­stel­lung, Wei­ter­ver­ar­bei­tung oder Ver­ede­lung von Pro­duk­ten oder zur Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen, ver­wen­det wer­den. In der Zu­schuss­va­ri­an­te be­trägt die Förd­er­hö­he für klei­ne Un­ter­neh­men 60 Pro­zent, für mitt­le­re Un­ter­neh­men 50 Pro­zent und für Un­ter­neh­men oh­ne KMU-Sta­tus 40 Pro­zent der för­der­fä­hi­gen Kos­ten. Die ma­xi­ma­le Förd­er­hö­he be­trägt je­weils 20 Mil­lio­nen Eu­ro. Al­ter­na­tiv kann ein zins­ver­güns­tig­ter För­der­kre­dit der staat­li­chen KfW-Bank in Hö­he von bis zu 100 Mil­lio­nen Eu­ro in An­spruch ge­nom­men wer­den.

Wei­te­re ak­tu­el­le För­der­mög­lich­kei­ten und al­le De­tails zu den ein­zel­nen Pro­gram­men fin­den Sie in der För­der­da­ten­bank des BMWK.

 

Stand: Oktober 2024; alle Angaben ohne Gewähr
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