Energie und Nachhaltigkeit

Neue Pflichten für mehr Energieeffizienz

Was das Energieeffizienzgesetz Unternehmen beim Thema Energiesparen vorschreibt.

Pro­du­zie­ren­de Un­ter­neh­men (und der Berg­bau) tra­gen in Deutsch­land zu fast ei­nem Drit­tel des ge­sam­ten En­er­gie­ver­brauchs bei. Bei Erd­gas ent­fie­len zu­letzt so­gar rund 59 Pro­zent des Ver­brauchs auf die In­dus­trie. Durch ei­ne Stei­ge­rung der En­er­gie­ef­fi­zi­enz kön­nen Un­ter­neh­men al­so ei­nen we­sent­li­chen Bei­trag zum Kli­ma­schutz leis­ten, denn ein ge­rin­ge­rer Ver­brauch fos­si­ler Brenn­stof­fe ver­rin­gert den Aus­stoß kli­ma­schäd­li­cher Treib­haus­ga­se. Die deut­sche Wirt­schaft ist dies­be­züg­lich nicht ta­ten­los: Laut KfW-Kli­ma­ba­ro­me­ter 2023 – ver­öf­fent­licht im No­vem­ber 2023 – sind die Kli­ma­schutz­in­ves­ti­tio­nen der Un­ter­neh­men im Jahr 2022 ge­gen­über dem Vor­jahr um re­al 18 Pro­zent auf 72 Mil­li­ar­den Eu­ro ge­stie­gen. Fast zwei Drit­tel der Un­ter­neh­men ha­ben dem­nach das The­ma Kli­ma­schutz zu­min­dest teil­wei­se in ih­ren Stra­te­gi­en ver­an­kert. Bei der Um­set­zung be­steht laut der KfW al­ler­dings „noch Luft nach oben“: Rund 70 Pro­zent der Un­ter­neh­men ha­ben bis­lang kei­ne kon­kre­ten Plä­ne zur Treib­haus­gas­min­de­rung ent­wi­ckelt. Dies be­trifft vor al­lem klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men.

Um die En­er­gie­ef­fi­zi­enz in Deutsch­land vor­an­zu­trei­ben, ist am 18. No­vem­ber 2023 das En­er­gie­ef­fi­zi­enz­ge­setz, kurz En­EfG, in Kraft ge­tre­ten. Da­mit wer­den we­sent­li­che An­for­de­run­gen der eu­ro­päi­schen En­er­gie­ef­fi­zi­enz-Richt­li­nie um­ge­setzt. Zum ei­nen legt das En­EfG Zie­le für die Sen­kung des Pri­mär- und End­ener­gie­ver­brauchs in Deutsch­land für 2030 fest – ge­gen­über dem ak­tu­el­len Ni­veau ei­ne Re­du­zie­rung um rund 500 Te­ra­watt­stun­den. Pri­mär­ener­gie ist der En­er­gie­in­halt von fos­si­len wie er­neu­er­ba­ren En­er­gie­trä­gern in ih­rer Ur­sprungs­form. Als End­ener­gie be­zeich­net man den­je­ni­gen Teil der Pri­mär­ener­gie, der dem Ver­brau­cher nach Ab­zug von Trans­port- und Um­wand­lungs­ver­lus­ten zur Ver­fü­gung steht. Zum an­de­ren be­inhal­tet das En­EfG kon­kre­te Ef­fi­zi­enz­maß­nah­men für en­er­gie­in­ten­si­ve Un­ter­neh­men und die öf­fent­li­che Hand. Zu­dem de­fi­niert es zum ers­ten Mal Ef­fi­zi­enz­stan­dards für Re­chen­zen­tren.

Was das EnEfG Unternehmen vorschreibt

Un­ter­neh­men wer­den im Rah­men des Ge­set­zes je nach End­ener­gie­ver­brauch da­zu ver­pflich­tet, kon­kre­te Plä­ne für En­er­gie­ef­fi­zi­enz­maß­nah­men zu er­ar­bei­ten und zu ver­öf­fent­li­chen oder En­er­gie- oder Um­welt­ma­nage­ment­sys­te­me ein­zu­füh­ren. Die wich­tigs­ten An­for­de­run­gen im Kurz­über­blick.

Über die Um­set­zung ge­eig­ne­ter Ef­fi­zi­enz­maß­nah­men kön­nen die Un­ter­neh­men weit­ge­hend selbst ent­schei­den. Al­ler­dings soll bei Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen in en­er­gie­in­ten­si­ven Un­ter­neh­men (mehr als 2,5 Gi­ga­watt­stun­den End­ener­gie­ver­brauch) künf­tig mög­lichst kei­ne Ab­wär­me mehr ent­ste­hen. Ist dies nach dem Stand der Tech­nik nicht mög­lich, muss die Ab­wär­me wie­der­ver­wen­det wer­den – ge­ge­be­nen­falls auch durch Drit­te. Da­für müs­sen Un­ter­neh­men auf An­fra­ge Be­trei­bern von Wär­me­net­zen oder Fern­wär­me-Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men und sons­ti­gen po­ten­zi­el­len wär­me­ab­neh­men­den Un­ter­neh­men Aus­kunft über die jähr­lich an­fal­len­de Ab­wär­me­men­ge er­tei­len. Dar­über hin­aus sind die Un­ter­neh­men ver­pflich­tet, ein­mal pro Jahr In­for­ma­tio­nen zur an­fal­len­den Ab­wär­me an die Bun­des­stel­le für En­er­gie­ef­fi­zi­enz zu über­mit­teln.

Sonderregeln für Rechenzentren

Be­son­de­re Re­ge­lun­gen gel­ten für Re­chen­zen­tren. Auch sie müs­sen künf­tig zum Bei­spiel ih­re Ab­wär­me wie­der­ver­wer­ten. Zu­dem müs­sen Be­trei­ber von gro­ßen Re­chen­zen­tren seit dem 1. Ja­nu­ar 2024 die Hälf­te ih­res Strom­ver­brauchs bi­lan­zi­ell durch Strom aus er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en de­cken, ab 2027 dann voll­stän­dig. Dar­über hin­aus müs­sen sie In­for­ma­tio­nen zu ih­rem En­er­gie­ver­brauch in ein öf­fent­li­ches Re­gis­ter ein­tra­gen und ih­re Kun­den über den spe­zi­fi­schen En­er­gie­ver­brauch in­for­mie­ren.

Energie sparen – nicht nur, weil es für die Großen Pflicht ist

Un­ter Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten ist das En­EfG um­strit­ten: Wäh­rend es bei­spiels­wei­se der Prä­si­dent des ifo In­sti­tuts, Cle­mens Fu­est, als „Wachs­tums­kil­ler“ be­zeich­net, glaubt Clau­dia Kem­fert, En­er­gie­ex­per­tin vom Deut­schen In­sti­tut für Wirt­schafts­for­schung (DIW), dass das Ge­setz den Wohl­stand stei­gert, weil da­mit die Kos­ten für die ge­sam­te Volks­wirt­schaft ge­senkt wür­den.

Fest steht: In vie­len Be­trie­ben gibt es das Po­ten­zi­al, auch kurz­fris­tig den En­er­gie­be­darf zu re­du­zie­ren. Die­ses Po­ten­zi­al aus­zu­schöp­fen, hilft nicht nur dem Kli­ma­schutz, son­dern kann da­zu bei­tra­gen, die En­er­gie­kos­ten im Un­ter­neh­men zu ver­rin­gern. Ei­ne Rei­he von Kurz­frist­maß­nah­men zum En­er­gie­spa­ren hat die In­itia­ti­ve En­er­gie­ef­fi­zi­enz- und Kli­ma­schutz-Netz­wer­ke (sie­he Kas­ten) zu­sam­men­ge­stellt. Da­zu ge­hö­ren zum Bei­spiel tech­ni­sche Maß­nah­men wie die Tren­nung be­heiz­ter und ge­kühl­ter Ge­bäu­de­be­rei­che, aber auch die Sen­si­bi­li­sie­rung der Be­leg­schaft für die be­trieb­li­che En­er­gie­ef­fi­zi­enz. Die un­ter­schied­li­chen Maß­nah­men wer­den im De­tail in ei­ner Rei­he von kos­ten­lo­sen Facts­heets er­läu­tert, die auch Re­chen­bei­spie­le zu den mög­li­chen En­er­gie-, CO2- und Kos­ten­ein­spa­run­gen enthalten.

Initiative Energie­effizienz- und Klima­schutz-Netz­werke

Die 2014 ge­grün­de­te In­itia­ti­ve En­er­gie­ef­fi­zi­enz- und Kli­ma­schutz-Netz­wer­ke hilft Un­ter­neh­men al­ler Bran­chen und Grö­ßen da­bei, sich aus­zu­tau­schen und Maß­nah­men zu­guns­ten von En­er­gie­ef­fi­zi­enz und Kli­ma­schutz um­zu­set­zen. Sie wird vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz und vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Um­welt, Na­tur­schutz, nu­klea­re Si­cher­heit und Ver­brau­cher­schutz so­wie 21 Ver­bän­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen der Wirt­schaft ge­tra­gen und von zahl­rei­chen wei­te­ren Pro­jekt­part­nern un­ter­stützt. Das Prin­zip der En­er­gie­ef­fi­zi­enz- und Kli­ma­schutz-Netz­wer­ke geht auf ei­ne Idee aus der Schweiz zu­rück, wo sich be­reits seit 1987 Un­ter­neh­men zu Netz­wer­ken zu­sam­men­schlie­ßen.

Stand: Oktober 2024; alle Angaben ohne Gewähr
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