Finanzierung

E-Auto contra Verbrenner – das kann sich rechnen

Wie Unternehmen ihre Fahrzeugflotte auf Elektroantriebe umstellen.

Das Thema E-Mobilität nimmt in Deutschland spürbar an Fahrt auf. Im ersten Halbjahr 2022 wurden hierzulande laut dem Kraftfahrt-Bundesamt 32.234 ausschließlich batteriebetriebene Elektroautos (BEV) zugelassen – ein Plus von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch es gibt noch viel Luft nach oben: Der Anteil der Stromer an allen Pkw-Neuzulassungen betrug zuletzt gerade einmal 14,4 Prozent, der Marktanteil von E-Transportern sogar nur 5 Prozent. Ausgebremst wird das Thema E-Mobilität vor allem durch die vielfach noch als zu gering empfundenen Reichweiten von E-Pkw und -Transportern, vergleichsweise hohe Anschaffungspreise und eine teilweise noch mangelhaft ausgebaute Ladeinfrastruktur. Dennoch gibt es neben dem Klimaschutz auch für gewerbliche Nutzer gute Gründe, zumindest einen Teil ihrer Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe umzustellen.

Drei gute Gründe für E-Mobilität im Unternehmen

  1. Niedrigere Betriebskosten

    „In den nächsten Jahren wird alles, was CO2 emittiert, teurer“, sagt Markus Emmert vom Bundesverband eMobilität. In Bezug auf die Betriebskosten bieten reine E-Autos schon jetzt klare Vorteile. Dazu gehören niedrigere Kraftstoffkosten, geringere Ausgaben für Wartung und Inspektionen sowie Vergünstigungen bei der Steuer – E-Neuwagen, die bis zum 31. Dezember 2025 erstmals zugelassen werden, sind bis zum 31. Dezmeber 2030 von der Kfz-Steuer befreit, danach wird nur die Hälfte des üblichen jährlichen Steuersatzes fällig.

    Der oft noch hohe Anschaffungspreis für E-Fahrzeuge wird durch den sogenannten Umweltbonus und die Innovationsprämie für Elektroautos abgemildert. Auch geleaste Fahrzeuge mit einer längeren Leasinglaufzeit als 23 Monate erhalten die volle Förderung. Den Umweltbonus erhalten Stromer und Plug-in-Hybride, die auf der Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stehen.

    Gut zu wissen: Noch bis Ende 2022 beträgt der Zuschuss aus Umweltbonus und Innovationsprämie bis zu 9.000 Euro. Ab Januar 2023 sinkt der Umweltbonus für Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von bis zu 40.000 Euro auf 4.500 Euro und für Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von mehr als 40.000 bis 60.000 Euro auf 3.000 Euro; die Innovationsprämie entfällt. Zudem wird der Umweltbonus nur noch für reine Elektroautos (batterie- oder brennstoffzellenbetrieben) gewährt. Die Förderung für Plugin-Hybride läuft Ende 2022 aus. Ab dem 1. September 2023 soll zudem der Kreis der Antragsberechtigten auf Privatpersonen und gemeinnützige Organisationen begrenzt werden. Wobei das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine Ausweitung auch auf Kleingewerbetreibende Angaben des ADAC zufolge noch prüft. Für E-Autos über 45.000 Euro Nettolistenpreis entfällt der Umweltbonus ab dem 1. Januar 2024 vollständig. Für Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von bis zu 45.000 Euro soll er dann nur noch 3.000 Euro betragen.

    Übrigens: Laut einer Studie der europäischen Nichtregierungsorganisation „Transport & Environment“ sind E-Transporter schon heute pro gefahrenen Kilometer gerechnet in Anschaffung und Betrieb insgesamt 28 Prozent günstiger als vergleichbare Pendants mit Dieselantrieb. Einen regelmäßig aktualisierten Elektroauto-Kostenvergleich für Pkw gibt es beim ADAC.

  2. Freie Fahrt in Verbotszonen

    Seit dem Jahr 2018 gibt es in einigen deutschen Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge und zum Teil auch Benziner. Sie gelten dort, wo die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft überschritten werden. Die Fahrverbotszonen betreffen Dieselfahrzeuge mit den Abgasnormen Euro 5 und darunter sowie Benziner der Normen Euro 1 und 2. Zwar gibt es in einigen der betroffenen Städte Ausnahmen für Gewerbetreibende, doch das ist nicht überall so. E-Auto-Fahrer sind hier auf der sicheren Seite. Mehr noch: Sie leisten einen Beitrag für bessere Luftqualität und den Klimaschutz ­– wenn sie ihr Auto mit Strom aus regenerativen Quellen betanken.

  3. Klimaschutz und Imagegewinn

    Unternehmen, die auf Elektromobilität setzen, schützen nicht nur das Klima, sie positionieren sich auch bei ihren Kunden und Fachkräften als nachhaltig und zukunftsorientiert. Einer Umfrage des auf Automobilthemen spezialisierten Marktforschungsunternehmens Dataforce zufolge sehen Fuhrparkmanager in Deutschland noch vor dem verringerten CO2-Ausstoß vor allem eine positive Öffentlichkeits- und Kundenwahrnehmung als Vorteil von Elektroautos in der Firmenflotte.

So gelingt der Umstieg auf E-Mobilität

Sollen einzelne Fahrzeuge oder die gesamte Unternehmensflotte auf Elektromobilität umgestellt werden, gilt es, zunächst den Bedarf zu analysieren. Dabei müssen die im Vergleich zu Verbrennern geringere Reichweite und die benötigten Ladezeiten einkalkuliert werden. E-Pkw-Modelle erzielen in der Spitze Reichweiten von um die 600 Kilometer, E-Transporter maximal um die 300 Kilometer. Tipp: Marktübersichten aktueller Elektro-Pkw und -Transporter inklusive Angabe der Reichweiten gibt es auf der Homepage des ADAC.

Wie lange es dauert, ein Elektroauto aufzuladen, hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Kapazität des Akkus, der Ladetechnik bzw. Ladeleistung, dem Ladestand und der Außentemperatur. Faustregel: Die ungefähre Ladezeit in Stunden ergibt sich aus dem aufzuladenden Energieinhalt der Batterie in Kilowattstunden (kWh) geteilt durch die Ladeleistung in kW. Sobald eine Ladestation über eine Leistung von mindestens 50 kW verfügt, handelt es sich um eine Schnellladestation. Während das komplette Laden an einer einfachen Wechselstrom-Ladesäule (AC) durchschnittlich zwei bis vier Stunden dauert, geht das an einer Gleichstrom-Schnellladesäule (DC) in etwa 30 bis 60 Minuten. Die Zukunft sind teilweise bereits verfügbare Ultraschnellladesäulen mit einer Ladeleistung von 150 kW bis zu 300 kW. Elektroautos mit geeigneten Batterien können damit in 5 Minuten für 100 Kilometer Reichweite geladen werden.

Einzelne E-Autos, etwa von Freiberuflern, werden zu Hause oder im Betrieb am besten über eine sogenannte Wallbox geladen. Die kompakten Ladegeräte lassen sich an der Hauswand oder in einer Garage montieren. Vorteil gegenüber der Haushaltssteckdose: Wallboxen enthalten eine intelligente Elektronik, die den Ladevorgang regelt und Defekte im Ladekabel anzeigt. Gegebenenfalls kann zum Laden auch selbst erzeugter Strom aus einer Photovoltaikanlage genutzt werden. Ist die Fahrzeugflotte größer, empfiehlt sich die Installation einer oder mehrerer Ladesäulen auf dem Firmenparkplatz.

Forschung: Brennstoff sparen mit Hybridbaumaschinen

Bei Autos sind Hybridantriebe, also zum Beispiel die Verbindung eines Benzin- oder Dieselmotors mit einem Elektroantrieb, längst weit verbreitet. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben jetzt untersucht, ob sich die Antriebe von Baumaschinen hybridisieren lassen. In den meisten Baggern kommt die Energie für sämtliche Antriebe vom Dieselmotor. Für ihre Untersuchungen haben die Forscher einen Bagger mit zahlreichen Sensoren ausgestattet und die 15 Tonnen schwere Maschine so während hundert Tagen bei der Arbeit auf unterschiedlichen Baustellen genau überwacht. Ein Ergebnis: Der elektrische Betrieb des Schwenkwerks eines Hydraulikbaggers, also des Motors zur seitlichen Drehung, könnte bis zu neun Prozent Kraftstoff sparen.

Förderung nutzen

Neben der Anschaffung von Elektrofahrzeugen fördert der Staat auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die KfW-Bank unterstützt den Kauf und die Installation nicht öffentlich zugänglicher Ladestationen mit 900 Euro pro Ladepunkt, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Förderfähig sind auch Soloselbstständige und Freiberufler. Auf ihrer Website bietet die KfW eine Übersicht mit allen derzeit förderfähigen Ladestationen. Gut zu wissen: Diese Förderung wird laut KfW voraussichtlich nur noch bis Ende 2022 zur Verfügung stehen. Wichtig für Ladesäulen im eigenen Betrieb: Vor der Installation müssen sie beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden. Wallbox-Stationen mit Ladeleistungen über 11 kW müssen vom Netzbetreiber sicherheitstechnisch begutachtet und genehmigt werden.

Die KfW fördert den Umstieg auf E-Mobilität von Unternehmen und Einzelunternehmern sowie Freiberuflern zudem in den Programmen Klimaschutzoffensive für Unternehmen und Investitionskredit Nachhaltige Mobilität. Darüber hinaus fördern auch einige Bundesländer, Kommunen und Städte den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge – zum Teil noch stärker als die KfW. In Berlin etwa gibt es das Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität (WELMO)“, das mit dem Umweltbonus kombiniert werden kann. Baden-Württemberg unterstützt den Erwerb von E-Taxis und E-Lkw. Auch in München sind Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur förderfähig.

Stand: August 2022; alle Angaben ohne Gewähr

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