Unternehmenspraxis

Achtung, Anlagebetrug!

Wie sich Selbstständige und Freiberufler bei der Geldanlage vor Betrügern schützen können.

Egal, ob es sich um über­schüs­si­ge Li­qui­di­tät im Un­ter­neh­men oder pri­va­te Rück­la­gen han­delt: Ter­min- oder Fest­geld­kon­ten sind ins­be­son­de­re für das kurz- bis mit­tel­fris­ti­ge Par­ken von Ka­pi­tal­re­ser­ven ak­tu­ell ei­ne in­ter­es­san­te Op­ti­on. Im bes­ten Fall las­sen sich da­mit dank mo­dera­te­rer In­fla­ti­ons­ra­ten und ge­stie­ge­ner Zin­sen so­gar wie­der po­si­ti­ve Re­al­ren­di­ten er­zie­len, bei­spiels­wei­se mit dem Post­bank Busi­ness Ter­min­geld. Wei­te­re Vor­tei­le: Fest­geld bie­tet Pla­nungs­si­cher­heit, un­ter­liegt kei­nen Kurs­schwan­kun­gen und gilt als be­son­ders si­che­re An­la­ge­form. Das über­zeugt auch vie­le deut­sche Spare­rin­nen und Spa­rer: Der Deut­schen Bun­des­bank zu­fol­ge schich­te­ten sie im ver­gan­ge­nen Jahr rund 19 Mil­li­ar­den Eu­ro aus un­ver­zins­ten Gi­ro­kon­ten und Ta­ges­gel­dern in län­ger­fris­ti­ge An­la­gen um, vor al­lem in Fest­gel­der und Spar­brie­fe.

Totalverlust statt Zinsgewinn

Das gro­ße In­ter­es­se an fest­ver­zins­li­chen Ein­la­gen bringt lei­der auch ver­mehrt Kri­mi­nel­le auf den Plan. Mitt­ler­wei­le warnt die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (Ba­Fin) fast täg­lich vor du­bio­sen Fi­nanz­dienst­leis­tern, die auf Web­sites mit Na­men wie „Cle­ver­Zins Deutsch­lan­d“ oder „ea­sy-spa­ren.com“ in ver­mut­lich be­trü­ge­ri­scher Ab­sicht den Ab­schluss oder die Ver­mitt­lung von Ta­ges- oder Fest­geld­ver­trä­gen an­bie­ten. Hin­zu kom­men Be­trü­ger, die po­ten­zi­el­le Op­fer über Te­le­fon­an­ru­fe und Mes­sen­ger­diens­te „ak­qui­rie­ren“ oder mit pro­fes­sio­nell ge­stal­te­ten In­ter­net- oder So­ci­al-Me­dia-An­zei­gen wer­ben. Be­son­ders per­fi­de: Vie­le Kri­mi­nel­le be­die­nen sich der Fir­men­na­men und Ge­stal­tungs­merk­ma­le se­riö­ser Fi­nanz­dienst­leis­ter – der Un­ter­schied zwi­schen Ori­gi­nal und Fäl­schung ist oft kaum zu er­ken­nen.

So läuft der Festgeldbetrug ab

Neh­men In­ter­es­sen­ten Kon­takt auf, zie­hen die pro­fes­sio­nell or­ga­ni­sier­ten und ge­schul­ten kri­mi­nel­len „Be­ra­te­rin­nen“ und „Be­ra­ter“ per Mail oder Te­le­fon ih­re per­fi­de Ma­sche ab. Zu­nächst er­klä­ren sie, dass sie das ge­wünsch­te Fest­geld­kon­to in Ver­tre­tung er­öff­nen müss­ten, et­wa weil es sich bei dem An­bie­ter um ei­ne Bank im Aus­land han­de­le, zu der deut­sche Kun­din­nen und Kun­den kei­nen di­rek­ten Zu­gang be­kä­men. Da­für wer­den An­trags­for­mu­la­re über­sen­det, die zu­meist täu­schend echt aus­se­hen. An­schlie­ßend wird ei­ne IBAN über­mit­telt, über die der An­la­ge­be­trag über­wie­sen wer­den soll.

Ähn­lich läuft der Be­trug bei ge­fälsch­ten Zins­platt­for­men ab. Hier wer­den die In­ter­es­sen­ten auf­ge­for­dert, ein Kon­to bei der ver­meint­li­chen Part­ner­bank der Platt­form zu er­öff­nen und das An­la­ge­ka­pi­tal auf die­ses Kon­to ein­zu­zah­len. Die Part­ner­bank wer­de dann – wie bei ech­ten Zins­platt­for­men – das Geld je nach Kun­den­wunsch bei ei­ner oder meh­re­ren Ban­ken aus dem An­ge­bot der Zins­platt­form an­le­gen. Da­bei wird häu­fig sug­ge­riert, die Part­ner­bank un­ter­lie­ge der eu­ro­päi­schen Ein­la­gen­si­che­rung.

In bei­den Fäl­len lan­det das Geld statt­des­sen auf Kon­ten der Kri­mi­nel­len. Be­vor der Be­trug auf­fliegt, sind die Be­trü­ge­rin­nen und Be­trü­ger meist über al­le Ber­ge. Da es sich häu­fig um in­ter­na­tio­nal agie­ren­de kri­mi­nel­le Or­ga­ni­sa­tio­nen han­delt, ist ih­nen oh­ne­hin nur schwer hab­haft zu wer­den.

Betrugsversuche erkennen

Die ent­schei­den­de Fra­ge lau­tet da­her: Wie un­ter­schei­det man zwi­schen se­riö­sen und be­trü­ge­ri­schen An­la­ge­an­ge­bo­ten? Am si­chers­ten ist es, sein Geld der Haus­bank oder ei­nem an­de­ren be­kann­ten Geld­in­sti­tut oder ei­ner be­kann­ten Zins­platt­form an­zu­ver­trau­en. Wich­tig: Kli­cken Sie nicht auf ver­meint­li­che Links ei­ner Bank oder Platt­form, die Sie zum Bei­spiel in ei­ner An­zei­ge im In­ter­net ge­fun­den ha­ben. Ge­ben Sie statt­des­sen die Web­adres­se lie­ber hän­disch in die Adress­zei­le des Brow­sers oder in ei­ne Such­ma­schi­ne ein und ach­ten Sie da­bei auf die kor­rek­te Schreib­wei­se.

Wenn Sie Ihr Ka­pi­tal ei­ner Ih­nen bis da­to un­be­kann­ten Bank oder Zins­platt­form an­ver­trau­en wol­len, emp­fiehlt die Ba­Fin, die­se zu­vor best­mög­lich selbst zu prü­fen:

  • Gibt es ein Im­pres­sum auf der Web­site? Falls nein, hei­ßt es im­mer: Fin­ger weg! Das­sel­be gilt bei Un­stim­mig­kei­ten beim Na­men oder bei der Adres­se des An­bie­ters. Wo­bei es mitt­ler­wei­le auch per­fekt ge­fälsch­te oder ge­klau­te Im­pres­sen gibt.
  • Fin­den sich im In­ter­net Be­schwer­den oder ne­ga­ti­ve Be­rich­te von Ver­brau­cher­schüt­zern oder an­de­ren An­le­ge­rin­nen und An­le­gern über den An­bie­ter? Taucht die­ser wo­mög­lich in den Warn­mel­dun­gen der Ba­Fin oder der Warn­lis­te Geld­an­la­ge der Stif­tung Wa­ren­test auf? Auch dann hei­ßt es: Fin­ger weg!
  • Bei Zwei­feln an ei­nem Ver­mitt­ler oder ei­ner Zins­platt­form soll­ten Sie ver­su­chen, Kon­takt mit der an­geb­lich kon­to­füh­ren­den Part­ner­bank auf­zu­neh­men. Bei­spiels­wei­se kön­nen Sie den ver­meint­li­chen Fest­geld­ver­trag des Ver­mitt­lers zur Prü­fung an die ge­nann­te Part­ner­bank sen­den. Da­für soll­te un­be­dingt ei­ne E-Mail-Adres­se von der of­fi­zi­el­len Web­site der ent­spre­chen­den Bank ver­wen­det wer­den und nicht ei­ne vom Ver­mitt­ler ge­nann­te. Al­ter­na­tiv kön­nen Sie auch ein­fach bei der Part­ner­bank an­ru­fen und fra­gen, ob tat­säch­lich ei­ne Ko­ope­ra­ti­on mit dem An­bie­ter be­steht. Nut­zen Sie da­zu die Te­le­fon­num­mern, die Sie auf der of­fi­zi­el­len Web­site der ent­spre­chen­den Bank fin­den.


Die Ba­Fin be­tont, dass Fest­geld­kon­ten im­mer per­sön­lich er­öff­net wer­den müs­sen. Das gel­te auch für Kon­ten im eu­ro­päi­schen Aus­land. Al­les an­de­re deu­te auf ei­nen Be­trugs­ver­such hin. Fin­det bei der Kon­to­er­öff­nung kei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Le­gi­ti­ma­ti­ons­prü­fung statt (per Vi­deo-Ident, Post-Ident oder in der Fi­lia­le), soll­ten eben­falls so­fort die Alarm­glo­cken schril­len – das gilt so­wohl für den di­rek­ten Ab­schluss ei­nes Fest­geld­kon­tos als auch für den Weg über ei­ne Zins­platt­form.

Üb­ri­gens: Be­trü­ge­ri­sche An­ge­bo­te ver­spre­chen häu­fig un­rea­lis­tisch ho­he Ren­di­ten – aber nicht im­mer. Auch die Kri­mi­nel­len wis­sen mitt­ler­wei­le, dass ih­re Op­fer dann mög­li­cher­wei­se skep­tisch wer­den.

Stand: 06/24; alle Angaben ohne Gewähr
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