Die Kanalisation ist vielerorts nicht erst dann überfordert, wenn in einer Stunde mehr als 40 Liter Regen pro Quadratmeter auf den Boden prasseln – so die Definition für extreme Unwetter des Deutschen Wetterdienstes. Das Wasser sucht sich häufig schon bei geringeren Niederschlägen den Weg des geringsten Widerstands. Und der führt zum Beispiel in Toreinfahrten, Kellerlichtschächte oder auch einfach unter den nicht ganz dichten Eingangstüren eines Unternehmens hindurch. Diese Schwachstellen lassen sich mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen entschärfen.
Ebenerdige Gebäudeeingänge können mithilfe von Stufen, Schwellen, Bodensenken oder Aufkantungen gegen eindringendes Oberflächenwasser geschützt werden. Für den akuten Einsatz gibt es flexible Lösungen wie Türabdichtungen aus Plastik, die bei einer drohenden Flut mit Wasser befüllt vor die Tür gelegt werden können.
Außenwände sollten vor allem an den Sockelbereichen wasserdicht sein. Wurde ein Firmengebäude nicht von vornherein auf Basis einer wasserdichten „Weißen Wanne“ aus Beton errichtet, kann eine nachträglich aufgetragene „Schwarze Wanne“, also die Abdichtung der Seitenwände mit Bitumen oder Kunststoff, Schutz bieten. Auch Durchlässe, etwa für Strom-, Gas- oder Telefonleitung sowie Heizungsrohre, sollten gut abgedichtet sein. Zudem sollten Regenrinnen regelmäßig gesäubert und auf ihre Dichtigkeit kontrolliert werden, damit zumindest bei normal starken Regenfällen ein geregelter Wasserablauf fern der Wände gewährleistet bleibt.
Kellerräume und Souterrains sind naturgemäß besonders durch eindringendes Wasser gefährdet. Dort sollten also möglichst keine wertvollen und wichtigen Ausrüstungsgegenstände aufbewahrt werden, etwa die Server der Firmen-IT. Böden und Wände in Keller- oder Untergeschossen sollten beschichtet oder gefliest werden. Das Eindringen von Wasser durch Lichtschächte und Kellerabgänge können wasserdruckdichte Türen und Fenster verhindern. Meist sind diese gleichzeitig einbruchsicher und haben denselben hohen Energiesparnutzen wie hochwertiges Wärmeschutzglas. Für den Einbau kann deshalb eine Förderung infrage kommen, beispielsweise die Bundesförderung für effiziente Gebäude für Nicht-Wohngebäude. Wer auf Nummer sicher gehen will, sichert Fenster und Türen zusätzlich mit Dammbalken oder Schottsystemen. Lichtschächte können mit einer Abdeckplatte mit Dichtung oder durch eine (nachträglich) erhöhte Lichtschachtoberkante gesichert werden. Grundstücke lassen sich an den gefährdeten Stellen auch mit Mauern oder einem Erdwall abschirmen. Solche Maßnahmen dürfen aber Nachbargrundstücke nicht gefährden. Gefahr droht nicht zuletzt aus der Kanalisation. Eine Rückstauklappe und gegebenenfalls eine Abwasserhebeanlage verhindern, dass Wasser, Abwasser und schlimmstenfalls Fäkalien aus einer überfüllten Kanalisation ins Gebäude drücken.
Firmengelände und Parkplätze sollten im Hinblick auf die Schaffung von Versickerungsflächen geprüft werden. Asphalt, Beton und Pflastersteine versiegeln den Boden und verhindern, dass Regenwasser dort versickert, wo es auf den Boden trifft. Soweit möglich, sollten sie durch Rasengittersteine oder eine Pflasterung mit offenen Zwangsfugen ersetzt werden. Einige Kommunen fördern solche Bodenentsiegelungsmaßnahmen.
Dächer müssen vor allem gegen Hagel und Sturm gesichert werden. Im Idealfall sollten bereits beim Bau, aber insbesondere auch nach einem Hagelschaden bei Reparaturen möglichst hagelgeprüfte Bauteile und Baustoffe verwendet werden. Empfindliche Bauteile wie Lichtkuppeln im Dach können mit Schutzabdeckungen und -gittern geschützt werden oder gegen hagelsichere Fenster ausgetauscht werden. Wie widerstandsfähig Baumaterialien und Bauteile gegen Hagel sind, erkennt man an deren Hagelwiderstandsklasse (HW). Dabei entspricht die HW3 einem Mindesthagelwiderstand und HW7 einem sehr hohen Widerstand. Hagelsichere Bauteile findet man online im Hagelregister.
Der beste Sturmschutz für Dächer ist, diese regelmäßig durch einen Profi auf Schäden kontrollieren zu lassen. Fehlende und defekte Ziegel oder Dachhalterungen erleichtern Stürmen ihr zerstörerisches Werk. Zudem sollten größere Bäume auf dem Firmengelände regelmäßig auf ihre Standfestigkeit und morsche Äste kontrolliert werden.
Tipp: Apps wie Katwarn oder NINA warnen vor Unwettern und anderen Gefahrensituationen. Fahrzeuge, Maschinen und andere gefährdete Güter sollten bei einer Unwetterwarnung so weit wie möglich nach innen, etwa in eine Lagerhalle, gebracht werden. Dabei hilft, vorab für den Notfall entsprechende Stellplätze zu definieren. Alternativ können Fahrzeuge mit Hagelschutzplanen aus dem Fachhandel abgedeckt werden. Zudem sollten etwaige Markisen eingefahren und Abdeckplanen auf ihren Halt überprüft werden.