Mit Fenstern oder Filtern: Regelmäßiger Luftaustausch in geschlossenen Räumen verringert nicht nur die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus. Zu Hause können Sie mit der richtigen Durchlüftung auch den Wohnkomfort erhöhen und Heizkosten sparen.
Dass in einem Raum mit Menschen winzig kleine Schwebeteilchen durch die Luft wirbeln – darüber hat sich bis vor einigen Monaten wohl kaum jemand Gedanken gemacht. Jetzt weiß fast jeder, was Aerosole sind. Und dass sich das Coronavirus vor allem durch diese überträgt, ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse, seit die Pandemie der Welt den Atem nimmt.
Gut zu wissen: Die infektiösen Wölkchen können sich in geschlossenen, stickigen Räumen über eine viel längere Distanz als die empfohlenen zwei Meter Mindestabstand verteilen und stundenlang in der Luft hängen bleiben. Dagegen hilft ein regelmäßiger Luftaustausch – auch wenn er weitere Maßnahmen wie Maske tragen, Abstand halten und Hände waschen nur ergänzen kann.
Am besten auf Durchzug stellen
Klar ist: Je mehr Frischluft hereinkommt, desto stärker werden die Aerosole in der Raumluft verdünnt. So bekommen Sie einen effektiven Luftaustausch hin:
- Stoßlüften: Befinden sich mehrere Menschen in einem Raum, sollten Sie alle 20 Minuten möglichst mehrere Fenster voll öffnen. Im Herbst reichen auch etwa 5 Minuten und im Winter etwa 3 Minuten, um größere Energieverluste zu vermeiden. Wenn jemand im Raum hustet oder niest, sollte immer sofort stoßgelüftet werden.
- Besonders wirksam ist laut Umweltbundesamt das Querlüften: Sind Fenster und/oder Türen auf gegenüberliegenden Seiten weit geöffnet, tauscht der Durchzug die Raumluft schnell gegen Frischluft aus.
- Sofern es draußen nicht zu kalt ist und deshalb Heizenergie verschwendet wird, hilft es auch, die Fenster während der restlichen Zeit auf Kipp zu lassen. Allerdings ist der Luftaustausch dabei nicht so effektiv.
- Sind Sie tagsüber nicht zu Hause, reicht es, morgens und abends richtig zu lüften.
- Wenn Sie Wäsche in der Wohnung trocknen, lüften Sie dieses Zimmer öfter und halten Sie die Zimmertüren geschlossen. Entsteht zum Beispiel beim Kochen oder Duschen viel Wasserdampf, leiten Sie ihn möglichst sofort nach draußen ab. Das hilft übrigens auch gegen Schimmelbildung.
Filter statt Fenster
Statt durchs Fenster kann man Aerosole auch über Raumlufttechnik (RLT) rausbekommen. Lüftungsgeräte bringen Frischluft von außen in den Raum und können sie zugleich aufheizen oder kühlen. Bleiben die Fenster dann zu, spart das im Winter eine Menge Heizenergie. Bei einer Studie der Universität der Bundeswehr München konnten mobile professionelle „RLT-Geräte“ für Schulen oder Büros bis zu 99,99 Prozent aller Aerosole aus der Luft herausfiltern.
Studien zu kleineren Geräten für Privathäuser gibt es bislang nicht. Dennoch kann das Thema Lüftungsanlagen auch fürs Zuhause interessant sein – nicht nur in Corona-Zeiten. Mit automatischen Anlagen zur kontrollierten Wohnraumlüftung brauchen Sie sich keine Gedanken über den richtigen Lüftungszeitpunkt zu machen. Man unterscheidet hier zwischen dezentralen und zentralen Lösungen. Eine dezentrale Wohnraumlüftung wird in jedem Raum individuell installiert und tauscht die Luft über eine Öffnung in der Außenwand aus. Sie funktioniert raumweise oder auch raumübergreifend und eignet sich besonders für Bestandsgebäude und Wohnungen. Eine zentrale Lüftung hingegen saugt die Frischluft zentral über Lüftungskanäle in Wand oder Dach an und leitet sie über separate Luftauslässe auch wieder nach außen.
Eine lohnende Investition
Zentrale Lüftungsanlagen lohnen sich vor allem beim Neubau. Die Investitionskosten sind dann im Vergleich zum Nachrüsten deutlich geringer. Im Einfamilienhaus müssen Sie mit etwa 4.500 bis 9.000 Euro rechnen, dazu kommen pro Jahr etwa 40 bis 70 Euro für den Strom und ca. 40 Euro für die Wartung.
Tipp: Für die Finanzierung gibt es Fördermöglichkeiten vom Staat. Moderne Anlagen gewinnen zum Teil mehr als 90 Prozent der Wärme aus der Abluft zurück, die bei der manuellen Fensterlüftung einfach nach draußen entweicht. Dadurch macht sich die relativ hohe Anfangsinvestition langfristig bezahlt. Dazu gibt es effektiven Schutz vor Feuchteschäden und mehr Wohnqualität, etwa für Pollenallergiker – Pluspunkte, die auch nach dem hoffentlich baldigen Ende der Coronavirus-Pandemie von Wert sind.