Meditations-Apps

Achtsamkeit to go?

Stress abbauen und zu sich selbst finden per Smartphone. Passt das zusammen? Anbieter und Fans sogenannter Achtsamkeits-Apps sagen Ja. Wir haben uns die digitalen Entspannungshelfer angesehen.

Pling! Eine WhatsApp-Botschaft vom Freundeskreis, ein neues TikTok-Video, Instagram- und Facebook-Posts, berufliche E-Mails und Eil-Nachrichten vom Nachrichtensender …

Die Nutzung digitaler Medien ist nicht nur praktisch, sie kann auch ganz schön viel Stress erzeugen – schließlich will man nichts verpassen. Mancher schafft es im Alltag kaum noch, mal eine Weile abzuschalten. Genau dabei sollen nun wiederum digitale Angebote helfen: Meditations- oder Achtsamkeits-Apps. Mit ihrer Hilfe können wir lernen, Gelassenheit in unserer hektischen Welt zu finden – sagen die Anbieter. Mittlerweile folgen Millionen Menschen weltweit einem der „Smartphone-Gurus“ – Tendenz steigend.

Und das Smartphone macht „Om“
Die meisten Achtsamkeits-Apps sind im Kern nichts anderes als digitale Anleitungen zur Meditation, einer Übung zur Schärfung der Wahrnehmung, die ihren Ursprung in fernöstlichen Religionen hat. Vereinfacht gesagt geht es darum, den Geist auf eine einzige Sache zu fokussieren und dadurch zu einer positiven inneren Leere – gleich Ruhe – zu kommen. Konzentriert wird sich dabei zum Beispiel auf die heilige Silbe „Om“ oder „Aum“ aus der altindischen Sprache Sanskrit. Sie steht für den Einklang von Körper, Geist und Seele. Das dabei gewonnene Bewusstsein soll man dann mit in den Alltag nehmen und dadurch relaxter, aber auch kreativer werden.

Damit das klappt, muss allerdings regelmäßig meditiert werden – und dabei können die Apps helfen. Denn sie sind extra für den Einsatz im stressigen Alltag jenseits von Klöstern und Yoga-Retreats konzipiert. Dafür gibt es „Sessions“, die nur ein paar Minuten dauern und mit Kopfhörern auch in der Bahn oder im Büro absolviert werden können. Die bekanntesten deutschsprachigen Meditations-Apps im Überblick:

Headspace
Schon täglich drei Minuten Meditation mit der App Headspace, übersetzt in etwa „mehr Raum im Kopf“, sollen helfen, denselben freizubekommen. Entwickelt hat sie der Engländer Andy Puddicombe, nachdem er mehrere Jahre als Mönch in einem tibetischen Kloster verbracht hatte. Headspace habe nur eine Mission, heißt es auf deren Website (www..headspace.com): „Gesundheit und Glück auf der Welt zu fördern.“ Zur Förderung dieser Mission steckten Investoren bereits über 100 Millionen Dollar in die Firma und es gibt lukrative Kooperationen mit Konzernen wie Google und LinkedIn. Die App bietet Übungsprogramme für jeden Tag. Animationen veranschaulichen, wie unser Gehirn funktioniert und wie wir Blockaden lösen können. Die Basisversion mit zehn Übungen à zehn Minuten ist für zehn Tage kostenlos. Danach kostet die Nutzung 12,99 Euro pro Monat oder 57,99 Euro im Jahresabo.

Calm
Die App Calm (www.calm.com), zu Deutsch „Ruhe“, wurde vom britischen Geschäftsmann Michael Acton Smith entwickelt, der zuvor seinen Stress als PC-Spiele-Unternehmer mit Meditation bewältigte. Calm bietet Inhalte zu Stressmanagement, Zufriedenheit und Einschlafhilfen mit einer Länge von 3 bis 25 Minuten. Neben der Gratisversion mit eingeschränkten Funktionen gibt es ein Premium-Paket für 38,99 Euro im Jahr.

7Mind
Gegründet wurde das Berliner Unternehmen 7Mind (www.7mind.de) 2014 von den damaligen Studenten Jonas Leve und Manuel Ronnefeldt gemeinsam mit dem deutschen Kommunikationsberater, Buchautor und Zen-Lehrer Paul J. Kohtes. Die Zahl 7 soll die Verbindung vom Weltlichen und Geistlichen repräsentieren. Die App bietet Themenschwerpunkte für diverse Alltagssituationen, darunter Programme zu Beziehung und Dankbarkeit. Die kostenlose Variante enthält einen Grundlagenkurs und Einzelübungen, die Premium-Version kostet 11,99 Euro im Monat, im Jahresabo 59,99 Euro. Das Besondere: Viele gesetzliche Krankenkassen bezuschussen die 7Mind-Jahresgebühr, wenn man an einem bestimmten Kurs teilnimmt. Nähere Informationen dazu auf der Webseite www.7mind.de/krankenkasse/konditionen.

So finden Sie die passende Meditations-App

Ob Buddhify, Breethe oder BreakFree – es gibt noch zig Apps, die ähnlich funktionieren wie die drei vorgestellten. Auf der Suche nach der zu Ihnen passenden können die folgenden Fragen helfen:

  • Ist Ihnen die große Vielfalt wichtig oder möchten Sie lieber einzelne Übungen wiederholen und festigen?
  • Möchten Sie auf Deutsch oder Englisch angeleitet werden?
  • Gibt es kostenlose Schnupperkurse oder eine Probezeit, um das Konzept vor dem kostenpflichtigen Abo auszuprobieren?
  • Gibt es geführte Meditationen, die Einsteiger anleiten, und/oder freie Meditationen für Fortgeschrittene?

Die Frage nach der Wirksamkeit
Wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßiges Meditieren Stress abbauen und Hirnareale vergrößern kann, die für Aufmerksamkeit und die Körperwahrnehmung zuständig sind. Ob sich das mit einer App bewerkstelligen lässt, ist zwar umstritten. Ganz allgemein auf die wissenschaftlich belegte Wirksamkeit der Achtsamkeit zu verweisen, sei aber in Ordnung, meint der Psychologe Dirk Lehr von der Leuphana Universität Lüneburg. Dass sich gesunde Menschen durch die Nutzung von Meditations-Apps schaden können, glaubt Lehr nicht. Im Gegenteil: „Einige erste Studien zeigen im Durchschnitt positive Effekte auf eine allgemein verbesserte Stimmungslage“, so der Psychologe. Und es gebe Hinweise auf weniger Stresserleben und geringere depressive Beschwerden. Also: einfach mal ausprobieren!