Wussten Sie, dass fast jeder zweite deutsche Haushalt in Deutschland in einen Bausparvertrag einzahlt? Sei es für die Finanzierung eines Hausbaus oder für eine spätere Modernisierung. Doch wie funktioniert Bausparen im Detail? Was gilt es rund um den Bausparvertrag zu wissen? Vorab: Prinzipiell gliedert sich der Bausparvertrag in drei Abschnitte: Sparphase, Zuteilung und Darlehensphase. Wir haben diese drei Bausteine der Finanzierung für Sie näher unter die Lupe genommen.
Bausparvertrag – so funktioniert Bausparen
Was ist ein Bausparvertrag?
Text Die erste Bausparkasse wurde bereits 1775 in Großbritannien gegründet. 1885 brachte der evangelische Geistliche Friedrich von Bodelschwingh das Bausparen mit seiner „Bausparkasse für jedermann“ nach Deutschland. Das geniale Grundprinzip des Bausparens gilt auch heute noch: Viele Menschen sparen in einen gemeinsamen Topf, aus dem dann Darlehen vergeben werden können – vor allem zur Baufinanzierung.
Im derzeitigen Umfeld steigender Zinsen kann sich ein Bausparvertrag als vorteilhaft erweisen. Da Sie den Zinssatz für Ihr Darlehen schon bei Abschluss eines Bausparvertrags vereinbaren, können Sie sich so die günstigen Zinsen für die Zukunft sichern.
Tipp
Überlegen Sie sich genau, wie viel Geld Sie benötigen. Berücksichtigen Sie dabei neben den Kosten für die Immobilie auch Ihr vorhandenes Eigenkapital. Sie können sich natürlich auch schon in jungen Jahren für einen Bausparvertrag entscheiden, ohne ein konkretes Bauvorhaben geplant zu haben.
1. Die Sparphase für den Eigenkapitalaufbau
Nach dem Abschluss des Bausparvertrags beginnt automatisch die Sparphase.
Während dieser ersten Etappe zahlen Sie regelmäßig eine von Ihnen gewählte Summe ein. Ob Sie monatlich, viertel- oder halbjährlich zahlen möchten, entscheiden Sie ganz nach Ihren persönlichen Vorstellungen. Zusätzlich können Sie den einzuzahlenden Betrag durch vermögenswirksame Leistungen oder staatliche Förderungen aufstocken.
Die Guthabenzinsen richten sich nach dem Leitzins. Dieser ist von Bausparkasse zu Bausparkasse unterschiedlich und ist abhängig vom gewählten Tarif. Während der Sparphase können Sie Ihre Sparrate oftmals anpassen, sollten sich beispielsweise Änderungen in Ihrem Einkommen ergeben.
2. Die Zuteilung
Wenn Sie 40 bis 50 % dieser Bausparsumme eingezahlt haben, wird Ihr Vertrag zuteilungsreif. Die Bewertungszahl regelt die gerechte Verteilung und die Reihenfolge der Zuteilung, denn alle Bausparer:innen einer Kasse zahlen in denselben Topf ein, aus dem parallel die Bauspardarlehen finanziert werden. Um Ein- und Auszahlungen im Gleichgewicht zu halten, kann monatlich nur ein bestimmter Darlehensbetrag ausgezahlt werden. Die Höhe der Mindestbewertungszahl für die Zuteilungsreife ist im Bausparvertrag geregelt.
Ab diesem Zeitpunkt der Zuteilung können Sie ein zinsgünstiges Bauspardarlehen sofort oder aber später in Anspruch nehmen (Bonität vorausgesetzt). Das ermöglicht Ihnen, über dieses Darlehen ein Eigenheim zu finanzieren. Alternativ können Sie auch auf das Darlehen verzichten und sich Ihr angespartes Guthaben inklusive Zinsen auszahlen lassen. Wenn seit Abschluss des Bausparvertrags mindestens 18 Monate vergangen sind, erreichen Sie die Zuteilungsphase.
3. Die Darlehensphase
Haben Sie das Bauspardarlehen in Anspruch genommen, beginnt die Darlehensphase. Sie nutzen das Darlehen, um Ihr Eigenheim zu finanzieren, und zahlen es in monatlichen Tilgungsraten mit einem festen Sollzins über die gesamte Laufzeit zurück. Sie können jederzeit kostenlose Sondertilgungen leisten oder Ihr Bauspardarlehen komplett zurückzahlen. Das Bauspardarlehen wird für wohnungswirtschaftliche Zwecke gewährt, so zum Beispiel für den Bau, den Kauf, die Umschuldung einer Wohnimmobilie oder für Renovierungen und Modernisierungen.
Gut zu wissen
Gut zu wissen: Als Bausparer und Bausparerin brauchen Sie sich um Ihre Einlagen keine Sorgen zu machen. Alle Bausparkassen unterliegen der Kontrolle durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Bei allen Geschäften der Bausparkassen ist Sicherheit oberstes Gebot.
Was sind die Vorteile beim Bausparen?
Bausparen ist aus guten Gründen ein bewährter Weg in die eigenen vier Wände. Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:
- Die Zinsen Ihres Bauspardarlehens stehen von Vertragsbeginn an fest. Das bedeutet, dass Sie Ihre monatliche Belastung von Anfang an bis zur letzten Rate kennen. So sind Sie von den Schwankungen der Marktzinsen unabhängig. Dies gilt auch dann, wenn Sie das Darlehen erst etliche Jahre nach Abschluss des Vertrags aufnehmen.
- Das Bausparguthaben zählt als Eigenkapital. Das ist wichtig, wenn Sie ein Baufinanzierungsdarlehen zum Haus- oder Wohnungskauf aufnehmen, denn dabei ist Eigenkapital Pflicht. Und: Je mehr Eigenkapital Sie zur Verfügung haben, desto weniger müssen Sie sich beim Bau oder Kauf Ihrer Wunschimmobilie verschulden.
- Sie haben Ihre Traumimmobilie gefunden und möchten sofort handeln – ohne vorher anzusparen? Auch dann kann ein Bausparvertrag eine passende Lösung sein, und zwar in Kombination mit einem Vorfinanzierungsdarlehen. In diesem Fall erhalten Sie in der ersten Phase das Vorfinanzierungsdarlehen in Höhe der Bausparsumme ausgezahlt und zahlen für dieses Darlehen nur die Zinsen. Parallel zahlen Sie in einen Bausparvertrag ein, bis zu dessen Zuteilung. Wenn der Bausparvertrag zugeteilt und der vereinbarte Ablösetermin erreicht ist, wird die Bausparsumme – bestehend aus Bausparguthaben und -darlehen – ausgezahlt und löst das Vorfinanzierungsdarlehen ab. In der zweiten Phase zahlen Sie mit einer monatlichen Zins- und Tilgungsrate das Bauspardarlehen zurück.
- Der Staat unterstützt Bausparer wie Bausparerinnen mit Prämien und Zulagen. Innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen stehen Ihnen die Wohnungsbauprämie und gegebenenfalls die Arbeitnehmer-Sparzulage zu. Und ohne Einkommensgrenzen können Sie von der sogenannten Wohn-Riester-Förderung profitieren.
- Bausparverträge sind je nach Tarif flexibel. Sie können die Darlehensrückzahlung mit Sonderzahlungen verkürzen. Sollten Sie hingegen einmal knapp bei Kasse sein, können Sie die monatlichen Sparraten auch eine Zeitlang komplett aussetzen. Dies ist jedoch vom Tarif abhängig.
Tipp
Ein Bauspardarlehen lässt sich im Rahmen der „wohnwirtschaftlichen Verwendung“ vielfältig einsetzen. Neben dem Erwerb von Wohneigentum ist unter anderem der Bau einer Garage oder eines Wintergartens, der Einbau einer modernen Heizung oder der Kauf einer Solaranlage möglich. Das macht Bausparen nicht nur für Bauherren und Käufer:innen, sondern auch für Eigentümer:innen attraktiv.
Wie finde ich den besten Bausparvertrag?
Jede Bausparkasse bietet verschiedene Bauspartarife an. Welcher Tarif für Sie am besten geeignet ist, hängt insbesondere von Ihrem Vorhaben ab, etwa ob Sie ein Eigenheim sofort oder erst später kaufen wollen oder ob Sie schon Eigentümer:in sind und zum Beispiel eine Modernisierung planen. Aber auch andere Faktoren können bei der Auswahl des passenden Tarifs eine Rolle spielen, etwa Ihr Alter.
Bausparen – viele Wünsche, viele Möglichkeiten
Das Sparguthaben kann nach Zuteilung des Vertrages ganz nach Ihren Wünschen verwendet werden. Sie müssen es also nicht zwingend für Renovierungen oder Baumaßnahmen einsetzen. Ob Sie es für ein Auto, ein Motorrad oder eine lang ersehnte Reise aufwenden, bleibt Ihnen überlassen. Das gilt allerdings nur, wenn Sie keine staatlichen Förderungen erhalten haben.
Ein Bausparvertrag mit Wohn-Riester ist ebenso an eine wohnungswirtschaftliche Nutzung gebunden wie Verträge mit Wohnungsbauprämie.
Ausnahme: Jugendliche und junge Erwachsene können das angesparte Kapital und die Wohnungsbauprämie in der Regel nach sieben Jahren frei verwenden, wenn der Vertrag vor Vollendung des 25. Lebensjahres abgeschlossen wurde und es sich um den ersten Bausparvertrag handelt.