Nachhaltigkeit wird auch beim Bauen immer wichtiger. Denn der Gebäudebereich ist für einen großen Teil der klimaschädlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Viel davon entsteht bereits bei der Herstellung von Baustoffen. Der Klima- und Umweltschutz spielt auch beim Bauen eine immer wichtigere Rolle. Lesen Sie, was der Einsatz ökologischer Baustoffe bringt und was er kostet.
Bauen für die Zukunft
Ein Beispiel: Dem Gebäudereport 2021 der Deutschen Energie-Agentur (dena) zufolge wurden im Jahr 2019 allein 20 Millionen Tonnen CO2 durch die Zementherstellung ausgestoßen – dies entspricht einem Anteil von 3 Prozent der gesamten deutschen CO2-Emissionen. Aus Zement bestehen bislang insbesondere die Tragkonstruktion von Häusern, massive Wände, Zwischendecken und Kellerabschlüsse. Die gute Nachricht: Wer seinen ökologischen Fußabdruck beim Bauen oder Sanieren reduzieren möchte, kann oft auf nachhaltigere Baustoffe setzen.
Hier eine kleine Auswahl:
#1 Holz
Als nachwachsender Rohstoff hat Holz grundsätzlich eine gute Ökobilanz. Wer auf einheimische Hölzer setzt, reduziert zudem den Transportweg und den Energieaufwand bis zur Bereitstellung. Wichtig ist, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommt. Nachhaltig bedeutet in diesem Kontext, dass nur so viele Bäume geschlagen werden, wie nachwachsen. Tipp: Gütezeichen wie das FSC-Siegel zeigen, ob das Holz aus intakten Wäldern kommt. Für Holz als Baustoff spricht außerdem seine hohe Zug- und Druckfestigkeit. Zudem besitzt es von sich aus gute Wärmedämm- und Wärmespeichereigenschaften. Holz kann auch in verarbeiteter Form als Verbundwerkstoff und als Holzweichfaser verarbeitet werden. Wermutstropfen: Die Holzpreise sind deutlich gestiegen.
#2 Kalksandstein
Die Rohstoffe für diesen massiven Baustoff sind Kalk, Sand bzw. kieselsäurehaltige Zuschläge und Wasser. Sein Herstellungsprozess hat eine vergleichsweise gute Energiebilanz. Abgesehen von der Dampferzeugung, die bei der Härtung der Steinrohlinge entsteht, fallen keine Emissionen an. Kalksandsteine punkten in Sachen Tragfähigkeit, Schall- und Brandschutz. Außerdem haben sie eine gute Wärmespeicherfähigkeit. Insbesondere im Sommer können Wände aus Kalksandstein sehr gut überschüssige Wärme aufnehmen, zwischenspeichern und für einen guten Hitzeschutz sorgen. Noch ein Vorteil: Kalksandsteine sind aktuell noch relativ preiswert.
#3 Stroh
Als Stroh werden alle Arten von getrockneten Getreidestängeln bezeichnet. In Deutschland wird Stroh vor allem aus Weizen gewonnen, aber auch zum Beispiel Hanfstängel eignen sich zum Bauen. Der Vorteil: Ebenso wie Holz ist Stroh regional verfügbar. Das wirkt sich positiv auf die Ökobilanz aus. Seine bauphysikalischen Eigenschaften qualifizieren Stroh vor allem als Dämmstoff. Denn durch den rohrförmigen Aufbau des Halms wird eine große Menge Luft eingeschlossen. Dadurch hat Stroh eine gute wärmedämmende Wirkung. Interessant zu wissen: Für Strohballen als Wärmedämmstoff existiert eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung.
#4 Zellulose
Der Rohstoff für nachhaltig erzeugte Zellulose – Altpapier – ist in großen Mengen vorhanden. Aus ökologischer Sicht spricht für das Material auch der geringe Energieaufwand, der für die Herstellung benötigt wird. Noch ein Vorteil: Zellulose ist schimmel- und schädlingsresistent. Unter den ökologischen Dämmstoffen ist Zellulose einer der preiswertesten: Laut Verbraucherzentrale liegen die Kosten für die Sanierung einer Fassade mit Zellulose bei 5 bis 24 Euro pro Quadratmeter. Wermutstropfen: Für den Brandschutz müssen dem Material Stoffe zugesetzt werden, die ökologisch bedenklich sein können. Außerdem ist das Material nicht kompostierbar.
#5 Schafwolle
Schafwolle ist schimmelresistent und kann Schadstoffe aus der Luft binden. Je nach Ausführung hat sie sehr gute Dämmeigenschaften. Außerdem spricht eine einfache Verarbeitung beim Bauen für das Material. In Sachen Ökobilanz hat Schafwolle allerdings den Nachteil, dass im Produktionsprozess große Mengen an Reinigungsmitteln benötigt werden. Um das Material gegen Schädlingsbefall zu schützen, sind außerdem chemische Zusatzstoffe nötig. Im Vergleich zu anderen ökologischen Dämmstoffen hat Wolle zudem einen höheren Preis. Laut Verbraucherzentrale fallen zwischen 22 und 45 Euro pro Quadratmeter an.
Dämmmaterial passgenau abstimmen
Wer mit Naturmaterialien dämmen möchte, sollte sich vorab genau informieren, für welche Bereiche das möglich ist. Ein Beispiel: Für eine Außendämmung unterhalb des Erdniveaubereichs oder knapp darüber eignen sich die meisten Naturfaserdämmstoffe nicht. Feuchtigkeit und Druck setzen den Materialien zu sehr zu. Auch für die Dämmung eines Flachdachs sind nicht alle Materialien geeignet. Hier gilt: Lassen Sie sich vorab beraten! Kostenlose Beratungsangebote bieten zum Beispiel die Verbraucherzentralen.