Es sind echte Horrorszenarien: Plötzlich wird Ihr eigenes Konto oder Ihre Kreditkarte mit Beträgen für Einkäufe im Internet belastet, die Sie gar nicht getätigt haben. Oder Freunde beschweren sich bei Ihnen, dass Sie auf Social Media Hassreden verbreiten. All das können die Folgen eines Identitätsdiebstahls sein. Viele Menschen sind sich dieser Gefahr nicht bewusst. Die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten, sich dagegen zu schützen und im Fall des Falles schnell zu reagieren.
Identitätsdiebstahl – die unterschätzte Gefahr
Datenklau – hier lauern die Betrüger
Während beim Online-Banking hohe Sicherheitsstandards gelten, ist es an anderen Stellen im Netz um die Datensicherheit nicht immer gut bestellt. In den Jahren 2020 und 2021 waren laut dem Digitalverband Bitkom fast neun von zehn Unternehmen in Deutschland Opfer von Datenklau, Spionage oder Sabotage. Zuletzt ist demnach vor allem der Mittelstand verstärkt in Mitleidenschaft gezogen worden. Internetnutzer sollten also gut überlegen, wem Sie ihre Daten anvertrauen. Mehr dazu lesen Sie weiter unten.
Neben dem Risiko, dass persönliche Daten bei Dritten geklaut werden, besteht aber vor allem die Gefahr, dass man selbst Betrügern direkt in die Hände fällt. Die Methoden, mit denen Kriminelle vorgehen, um an die Daten potenzieller Opfer zu kommen, werden immer ausgefuchster. Eine kleine Auswahl:
- Fake-Shops. Betrüger bauen täuschend echt aussehende falsche („fake“) Online-Shops und bewerben diese über Anzeigen im Internet und auf Social-Media-Kanälen wie Instagram. Sie dienen einzig dazu, die Daten der „Kunden“ abzugreifen.
- Ungesicherte Netzwerke. Schlecht gesicherte öffentliche Hotspots in Cafés oder Läden sind für Identitätsdiebe leicht zu knacken. Wickeln Sie darüber niemals sensible Transaktionen, etwa Online-Banking, ab. Auch der Upload wichtiger Daten auf Cloudserver sollte niemals über schlecht gesicherte Netze erfolgen
- Gefälschte E-Mails. Gefahr droht auch vonseiten sogenannter Phishingmails. Das sind täuschend echt aussehende E-Mails mit gefälschten Absenderdaten. Wie Betrüger damit Ihre Daten abzufischen versuchen und wie Sie sich schützen können, lesen Sie in hier.
Was Betrüger mit gestohlenen Identitäten machen
Besonders häufig nutzen Kriminelle gestohlene Identitäten um:
- Online-Kredite zu beantragen, für die die Opfer geradestehen müssen, obwohl sie das Geld niemals erhalten haben.
- Bestellungen in Webshops aufzugeben. Wobei die Bestellungen an die Diebe gehen, die Rechnungen hingegen an die Opfer.
- gefälschte Profile zu erstellen, um kompromittierende Fotos oder politisch extreme Botschaften ins Netz zu posten, die den Opfern noch Jahre später zu schaffen machen können.
- Verleumdungen in die Welt zu setzen. Entweder über den Bestohlenen selbst oder in dessen Namen. Darunter zum Beispiel Beschuldigungen, Straftaten begangen zu haben.
Den Kriminellen auf die Schliche zu kommen ist oft schwierig, denn sie sind häufig ausgemachte Spezialisten und teilen sich die Arbeit auf: Die Datendiebe verkaufen die erbeuteten Informationen zumeist an andere Kriminelle weiter, bevorzugt über das sogenannte Darknet, in dem Informationen ausschließlich verschlüsselt ausgetauscht und mit Kryptowährung bezahlt werden. Die Käufer von Passwörtern und anderen persönlichen Daten veräußern zudem die Informationen dort häufig nochmals weiter. Die Machenschaften sind deshalb besonders schwer nachzuverfolgen.
Wie Sie Ihre Identität im Internet schützen können
Zum Glück gibt es Vorkehrungen und Verhaltensweisen, die Datendieben die Arbeit schwerer machen.
- Seien Sie wählerisch. Überprüfen Sie, wem Sie Ihre Daten anvertrauen. Wenn Sie einen neuen Webshop ausprobieren möchten, checken Sie vorher die Bewertungen, möglichst auf externen Seiten – wirken sie authentisch? Googeln Sie den Shop: Gibt es im Netz negative Kommentare oder steht er womöglich in einer Liste bekannter Fake Shops, wie sie zum Beispiel die Verbraucherzentrale Hamburg führt. Unterstützung dabei, vertrauenswürdige Shops zu identifizieren, geben Siegel wie „Trusted Shops“. Aber Vorsicht, auch die können „fake“ sein. Checken Sie Adressen und Angaben. Onlineshops hierzulande müssen vollständige Kontaktdaten angeben. Fehlen sie: Finger weg! Und noch ein Tipp: Seriöse Anbieter haben ordentlich getextete Webseiten ohne Rechtschreibfehler.
- Passwörter schützen. Unsichere Passwörter sind buchstäblich der Schlüssel zum Betrug. Lesen Sie dazu unsere Tipps für ein sicheres Passwort.
- Verschiedene E-Mail-Adressen nutzen. Um Ihre Identität besser zu schützen, sollten Sie sich die Mühe machen, unterschiedliche E-Mail-Accounts einzurichten – zum Beispiel solche ohne ihren richtigen Namen. Wichtig auch hier: Verwenden Sie nicht dieselben Passwörter zur Anmeldung auf verschiedenen Accounts.
- E-Mail-Absender prüfen. Schauen Sie sich insbesondere bei E-Mails, die von Ihnen die Eingabe Ihrer Daten verlangen, die Adresse des Absenders genau an, bevor Sie sie öffnen. Banken etwa, werden Sie niemals per E-Mail auffordern, persönliche Daten preiszugeben. Klicken Sie nie auf Links, deren Herkunft Sie nicht verifizieren können. Darüber können Sie unbemerkt Ausspähsoftware auf Ihrem Rechner oder Smartphone installieren.
- Privates ist privat. Achten Sie gerade in Social-Media-Accounts darauf die Einstellung „privat“ vorzunehmen. Viele Freunde im Netz zu haben, klingt zwar schön. Überlegen Sie sich jedoch genau, wem Sie Zugang zu welchen Informationen gewähren.
- Sicher surfen. Nutzen Sie keine ungesicherten Netzwerke, sondern lieber das Netz Ihres Mobilfunkanbieters. Oder warten Sie mit sensiblen Dateneingaben, bis Sie wieder im – hoffentlich gesicherten – Netzwerk zu Hause sind. Beachten Sie unsere 10 goldenen Regeln für sicheres Online-Banking.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung einsetzen. Wo immer sie angeboten wird, sollten Sie darauf zurückgreifen.
- Externe Services zum Schutz verwenden. Mithilfe Ihrer E-Mailadresse können Sie prüfen lassen, ob Ihre persönlichen Identitätsdaten im Internet für jeden frei zugänglich sind. Spezielle Dienstleister bieten bereits für wenig Geld an, auch das Darknet intensiv auf die Verwendung Ihrer Daten und das Ausspähen Ihrer Passwörter hin zu durchkämmen.
- Auf dem Laufenden bleiben. Regelmäßige Updates zum Thema Cybersicherheit gibt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).