Car­sharing wird immer be­liebter – und ent­lastet die Um­welt

Wer auf das eigene Auto verzichtet und stattdessen auf Carsharing setzt, entlastet nicht nur seinen Geldbeutel, sondern trägt zum Umweltschutz bei. Bereits schon heute nutzen immer mehr Menschen Carsharing. Doch wie funktioniert das eigentlich? Und wird das eigene Auto dadurch bald zum Auslaufmodell? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Tipp

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Car­sharing: Mit gutem Ge­wis­sen teilen

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum es vielerorts so schwierig ist, einen Parkplatz zu finden? Ein Grund dafür: Jedes private Auto wird laut dem Umweltbundesamt im Schnitt nur eine Stunde pro Tag bewegt – die restlichen 23 Stunden steht es ungenutzt herum. Gerade für Menschen, die nur gelegentlich ein Auto benötigen, kann das Mobilitätskonzept „Carsharing“ interessant sein, also sich auf die eine oder andere Weise ein Auto mit anderen zu teilen. Laut dem Umweltbundesamt hat der Motorisierungsgrad hat in den letzten Jahren deutlich zu gekommen. Waren es im Jahr 2010 noch 511 Pkw pro 1.000 Einwohner:innen, ist diese Zahl mittlerweile auf 579 im Jahr 2022 angestiegen. Umso erfreulicher, dass der Bundesverband Carsharing e.V. (bcs) insgesamt 4,47 Mio. Teilnehmende in Deutschland zählt.

Wie funktio­niert Car­sharing?

Man unterscheidet beim Carsharing grundsätzlich zwischen zwei Arten: stationsgebunden und stationsungebundenen bzw. dem sogenannten „Free Floating“, zu Deutsch frei fließend.

Beim stationsgebundenen Carsharing holt der Kunde den Wagen ähnlich wie bei einem klassischen Mietwagen an einer festen Station ab und bringt ihn nach Gebrauch auch wieder dorthin zurück.

Beim stationsungebundenen Carsharing oder auch Free Floating genannt sind die Fahrzeuge innerhalb eines bestimmten Nutzungsgebiets verteilt. Mit einer App des Anbieters können angemeldete Nutzer prüfen, wo ein Wagen verfügbar ist, und diesen direkt buchen. Geöffnet werden die Fahrzeuge ebenfalls per App oder einer elektronischen Mitgliederkarte des Anbieters, der Schlüssel befindet sich im Auto. Nach der Nutzung stellt man das Auto einfach irgendwo im Nutzungsgebiet des Anbieters wieder ab. Dieses Modell ist bislang nur in Großstädten möglich.

In einigen Großstädten wird auch ein privates Carsharing angeboten. Hier finden sich Autobesitzer und Autosuchende im Internet auf einer Plattform zusammen.

Was kos­tet Car­sharing?

Je nach Anbieter fallen Kosten für die einmalige Registrierung, eine Monats- oder Jahresgebühr, eine Kaution und eine Grundgebühr für jede Reservierung an. Letztere beinhaltet eventuell einen bestimmten Zeitraum oder eine festgelegte Kilometerzahl. Bei einigen Anbietern gilt: Je früher Sie ein Fahrzeug buchen, desto niedriger fällt die Grundgebühr aus. Je nach Automodell und Uhrzeit können die Kosten ebenfalls variieren. Daneben werden häufig auch nutzungsabhängige Gebühren berechnet, zum Beispiel für zusätzlich gefahrene Kilometer oder für eine längere Mietdauer als in der Grundgebühr vorgesehen. Vor der Registrierung bei einem Anbieter sollten Sie genau überlegen, wie oft und wie lange Sie das Auto benötigen und welche Strecken Sie zurücklegen werden – wählen Sie dann den für Sie günstigsten Tarif aus.

Welche An­bieter gibt es?

Recherchieren Sie, ob deutschlandweit aktive Carsharing-Anbieter auch in Ihrer Nähe eine Mietstation haben. Fragen Sie bei Ihrer Gemeinde nach, welche regionalen Angebote es gibt – häufig stellen nämlich auch Städte ein eigenes Carsharing-Angebot. Bei der Auswahl sollten Sie zudem darauf achten, welche Tarifmodelle die einzelnen Vermieter offerieren und die Kosten genau vergleichen.

Wie er­folgt die Re­gis­trierung?

Um ein Sharing-Car zu nutzen, müssen Sie sich zuvor beim Anbieter registrieren. Dies geschieht in der Regel online oder über eine App. Sie werden auf jeden Fall aufgefordert, Ihren Führerschein und Ihren Personalausweis oder Reisepass hochzuladen. Zudem müssen Sie Ihre Kontoverbindung oder eine Kreditkartennummer nennen, über die anfallende Kosten abgerechnet werden.

Wie funk­tioniert die Buchung?

Nach erfolgter Registrierung bei dem jeweiligen Anbieter können Sie das Sharing-Car bequem per App oder zumindest online buchen. Nur noch in seltenen Fällen nutzen Anbieter eine Reservierungsliste, in die Sie sich eintragen müssen.
Insbesondere bei regionalen Carsharing-Anbieter, sollten Sie klären, ob Sie auch außerhalb des Stadtgebiets mit dem Wagen unterwegs sein dürfen. In der Regel gestatten alle Unternehmen bundesweite Fahrten. Vor einem Abstecher ins Ausland, sollten Sie aber noch einmal nachfragen, ob dieser erlaubt ist. Schließlich gelten in einigen Ländern abweichende Versicherungsbedingungen.

Wie ist die Aus­stat­tung der Autos?

Inzwischen können Sie vor allem bei überregionalen Anbietern vom Kleinwagen über den SUV bis hin zum Transporter alle Fahrzeugmodelle anmieten. Doch Vorsicht: Erkundigen Sie sich vorab, ob wichtige Kleinteile, wie Parkscheibe oder Eiskratzer, zum Inventar gehören. Kindersitze oder Sitzerhöhungen müssen Sie in der Regel selbst mitbringen und oftmals gehören Navigationsgeräte ebenfalls nicht zur Standardausstattung.

Was ist bei Fahrt­be­ginn zu be­achten?

Ein Sharing-Car in Ihre Nähe spüren Sie am besten über die Anbieter-App auf. Mit deren Hilfe oder mittels Kundenkarte können Sie den Wagen dann auch öffnen oder vorab prüfen, wie viel Kraftstoff noch im Tank ist beziehungsweise, wie es um den Ladestand des Akkus steht. Auch Schäden, die der vorherige Fahrer gemeldet hat, können Sie in der App nachlesen. Die Autoschlüssel finden Sie dann im Innenraum des Wagens.
Regionale Anbieter arbeiten auch mit Schlüsseltresoren, für die Sie einen Zugangscode erhalten und die sich in der Nähe der festgelegten Parkplätze befinden.

Bevor Sie losfahren, sollten Sie eine Runde um das Fahrzeug drehen und nach Schäden Ausschau halten. Sollten Sie eine Beschädigung entdecken, schreibt Ihnen der Nutzungsvertrag vor, wie Sie sich verhalten müssen: die Polizei rufen, einen Schadensbogen per App ausfüllen und Fotos hochladen oder auf einen Mitarbeiter des Carsharing-Anbieters warten.

Wie ist das Fahr­zeug ver­sichert?

In der Regel mieten Sie das Sharing-Car inklusive aller notwendigen Versicherungen an: Haftpflicht, Teil- oder Vollkasko. Lesen Sie im Kleingedruckten der Vertragsbedingungen nach, wie hoch bei einem Unfall Ihre Selbstbeteiligung ausfällt.

Wie er­folgt die Rück­gabe?

Nutzen Sie das Sharing-Car eines überregionalen Anbieters, können Sie das Auto in der Regel auf einem öffentlichen Parkplatz innerhalb eines fest definierten Gebiets abstellen. Inzwischen gibt es auch ausgewiesene Parkplätze für Carsharing-Autos. Wenn Sie diese nutzen, muss eine entsprechende Carsharing-Plakette an der Windschutzscheibe befestigt sein. Regionale Anbieter erwarten dagegen meist, dass der Wagen am gleichen Standort zurückgegeben wird, an dem Sie ihn übernommen haben. Anderenfalls werden Sondergebühren fällig. Sie beenden die Anmietung über Ihre App, mithilfe der Kundenkarte oder tragen sich aus der Registrierungsliste aus – und geben das Fahrzeug so für den nächsten Nutzer frei.

Was es noch zu wis­sen gilt: 

  • Die meisten Anbieter setzen ein Mindestalter von 18 Jahren voraus. In einigen Fällen wird vom Fahrer auch verlangt, dass er seinen Führerschein bereits einige Jahre besitzt.
  • In der Regel dürfen nur Sie den Wagen nur selbst fahren. Rauchen im Fahrzeug ist nicht gestattet. Ob die Mitnahme von Tieren erlaubt ist, muss im Vorfeld geklärt werden.
  • Es gibt keine Garantie, dass Ihnen zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Auto zur Verfügung steht – Unfälle, Reparaturen oder eine nicht geplante längere Nutzung durch den Vormieter können dafür sorgen, dass Fahrzeuge ausfallen. Um einen Totalausfall zu vermeiden, können Sie dann versuchen, auf ein anderes Fahrzeug umzubuchen oder an einem anderen Ort nach einem freien Fahrzeug zu suchen.
  • Tanken ist bei jedem Anbieter anders geregelt. Für den Fall, dass getankt werden muss, liegen in der Regel Tankkarten im Auto, sodass man nicht mit Bargeld zahlen muss.

Quellen: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV); Bundesverband Carsharing e.V.