Eine gute Rente sichert das Einkommen im Ruhestand. Je mehr Entgeltpunkte (= Rentenpunkte) Sie während Ihres Erwerbslebens sammeln, umso höher fällt Ihre Altersrente aus. Wie viel Geld Sie später einmal bekommen – diese Frage beschäftigt viele Menschen. Die Berechnung der Rentenpunkte ist tatsächlich einfacher als gedacht. Lesen Sie hier, wie Sie Ihre Rentenpunkte berechnen und sich einen Überblick über Ihren Lebensstandard im Alter verschaffen.
Rentenpunkte berechnen: Wie hoch wird die Rente?
Was ist ein Entgeltpunkt?
Entgeltpunkte – im allgemeinen Sprachgebrauch auch Rentenpunkte genannt – sind die „Währung“ der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Laufe Ihres Berufslebens sammeln Sie jedes Jahr Entgeltpunkte, die Ihrem Rentenkonto gutgeschrieben werden. Dabei gilt der folgende Maßstab:
- Verdienen Sie in einem Jahr genauso viel wie der Durchschnitt in Deutschland, erhalten Sie einen Rentenpunkt.
- Macht Ihr Lohn nur die Hälfte des Durchschnittsentgeltes aus, gibt es auch nur einen halben Punkt.
- Verdienen Sie mehr als das Durchschnittseinkommen, erhalten Sie auch mehr Punkte.
- Nach oben sind die Entgeltpunkte begrenzt. Verdienen Sie mehr als die Beitragsbemessungsgrenze, zahlen Sie für den übersteigenden Teil keine Beiträge und dürfen dafür auch keine Rentenpunkte berechnen.
- Für Kindererziehungs- und Pflegezeiten setzt die Rentenversicherung einen „hypothetischen“ Verdienst an, der sich am Durchschnittsverdienst orientiert.
Was ist das Durchschnittsentgelt?
Um Ihre Rentenpunkte zu berechnen, müssen Sie wissen, wie hoch das Durchschnittsentgelt ausfällt. Dabei bestehen Unterschiede zwischen den alten Bundesländern (West) und den neuen Bundesländern (Ost).
Durchschnittsentgelt | West jährlich | Umrechnungsfaktor gemäß Anlage 10 SGB VI |
Ost jährlich |
2019 | 39.301 € | 1,0840 | 39.301 € |
2020 |
39.167 € | 1,0700 | 39.167 € |
2021 | 40.463 € | 1,0560 | 40.463 € |
2022 | 38.901 € | 1,0420 | 38.901 € |
2023 | 43.142 € | 1,0280 | 43.142 € |
2024 | 45.358 €* | 1,0140 | 45.358 €* |
* vorläufiger Wert
Gut zu wissen
Auf der Internetseite der Deutschen Rentenversicherung finden Sie eine Broschüre (alte Bundesländer bzw. neue Bundesländer), wie sich die (spätere) Rente zusammensetzt und wie diese berechnet wird.
Das Durchschnittsentgelt Ost ergibt sich aus dem Entgelt West geteilt durch den Umrechnungsfaktor (z. B. 2022: 38.901 / 1,0420 = 37.333).
Wie viele Rentenpunkte sind maximal möglich?
Die maximal mögliche Anzahl an Rentenpunkten berechnet sich schnell anhand:
- der Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung und
- des Durchschnittsentgelts.
Dafür ein Beispiel: Für das Jahr 2023 ist die Beitragsbemessungsgrenze auf 7.100 Euro im Monat (West) festgelegt. Aufs Jahr gerechnet sind das 85.200 Euro (West). Wenn Sie mehr als 85.200 Euro im Jahr verdienen, wird trotzdem nur die Beitragsbemessungsgrenze angesetzt. Das Durchschnittsentgelt beträgt vorläufig 43.142 Euro. Nun setzen wir diese Werte in die Formel oben ein, um die Rentenpunkte zu berechnen: 85.200 / 43.142 ergibt 1,97 Rentenpunkte maximal für das Jahr 2022.
Wie viele Rentenpunkte brauche ich?
Experten und Expertinnen empfehlen, sich frühzeitig mit dem eigenen Rentenkonto auseinanderzusetzen und die erarbeiteten Rentenpunkte zu berechnen. Denn die gesetzliche Rente reicht in den seltensten Fällen aus – eine Versorgungslücke betrifft mitunter selbst Berufstätige, die 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben. Nur wer seine Ansprüche kennt, kann mit der richtigen Altersvorsorge gezielt die Rentenlücke schließen.
Rentenpunkte berechnen – wie viele Entgeltpunkte verdiene ich pro Jahr?
Kennen Sie Ihr Einkommen und das Durchschnittsentgelt eines Jahres, können Sie für diesen Zeitraum leicht die Rentenpunkte berechnen. Diese Formel zeigt Ihnen die gesammelten Punkte an:
Ihr Jahreseinkommen / Durchschnittseinkommen = Rentenpunkte
Ein praktisches Beispiel, um die Rentenpunkte zu ermitteln: Ihr Jahresverdienst 2022 beträgt 32.000 Euro. Entsprechend der Formel 32.000 / 38.901 (West) haben Sie 0,82 Rentenpunkte gesammelt. Nach einem Jobwechsel und einer kräftigen Lohnerhöhung verdienen Sie 2023 54.500 Euro. Die Berechnung 54.500 / 43.142 (West) zeigt, dass Ihnen 1,26 Entgeltpunkte für das Jahr gutgeschrieben werden.
Rentenpunkte-Tabelle – was ist ein Entgeltpunkt wert?
Jeder Rentenpunkt ist bares Geld wert. Je Entgeltpunkt erhalten Sie so viel Rente:
Jahr (ab 1. Juli) | Rentenpunkte West | Rentenpunkte Ost |
2018 | 32,02 € |
30,69 € |
2019 | 33,05 € | 31,89 € |
2020 | 34,19 € | 33,23 € |
2021 | 34,19 € | 33,47 € |
2022 | 36,02 € | 35,52 € |
2023 | 37,60 € | 37,60 € |
2024 | 39,32 € | 39,32 € |
Tipp
Ab dem 55. Lebensjahr erhalten Sie statt der jährlichen Renteninformation alle drei Jahre eine Rentenauskunft. Diese führt den gesamten Versicherungsverlauf und die erwirtschafteten Rentenpunkte auf. Falls Sie schon vorher eine Rentenauskunft haben wollen, stellen Sie dafür einfach einen Antrag bei der DRV.
Was ist ein Rentenpunkt wert?
Um den Wert der Rente zu veranschaulichen, nehmen Experten und Expertinnen den sogenannten Eckrentner als Beispiel zur Hilfe. Dieser Modellsenior hat volle 45 Jahre gearbeitet und immer genau das Durchschnittsentgelt West verdient. Das bedeutet für 2020 eine Rente in Höhe von 1.538,55 Euro brutto monatlich. Krankenkassenbeiträge und Steuern sind noch nicht abgezogen. Allerdings ist der Eckrentner kein realistisches Beispiel. Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen verdienen zuerst weniger als der Durchschnitt – und erst mit steigender Erfahrung und beruflichem Aufstieg mehr. Andere, besonders Frauen, bleiben durch Kinderbetreuung, Teilzeitarbeit oder schlechter bezahlte Tätigkeiten deutlich hinter diesem Durchschnitt zurück.
Rente berechnen: die Formel
Für die Rente zählen nicht allein die Punkte. Das gesetzliche Altersruhegeld wird nach der folgenden Formel ermittelt:
Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor = Rentenhöhe
Das klingt auf den ersten Blick kompliziert, ist aber tatsächlich sehr übersichtlich:
- Wie Sie die Rentenpunkte berechnen, wissen Sie bereits.
- Den aktuellen Rentenwert (siehe Rentenpunkte-Tabelle) kennen Sie ebenfalls.
- Der Zugangsfaktor steht für Abschläge, wenn Sie vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand gehen oder nach Erreichen der Grenze weiterhin arbeiten. Für jeden Monat, den Sie eher gehen, mindert sich der Rentenanspruch um 0,3 Prozent. Jeder Monat, den Sie länger arbeiten, erwirtschaftet ein Plus von 0,5 Prozent.
- Der Rentenartfaktor bildet die Art der Rente ab. Bei einer teilweisen Erwerbsminderungsrente erhalten Sie zum Beispiel nur die Hälfte der Rente. Der Faktor beträgt 0,5. Bei einer Altersrente oder einer Rente wegen voller Erwerbsminderung dagegen gibt es den gesamten Betrag und der Faktor beträgt 1.
Ein Beispiel macht es deutlich: Sie haben während Ihres Berufslebens 40 Entgeltpunkte angesammelt und beantragen 2022 eine Altersrente bei Erreichen der Regelaltersgrenze. Die Rechnung lautet 40 x 1 x 36,02 Euro x 1 = 1.440,80 Euro Altersrente (West) im Monat.
Schon gewusst
Die Deutsche Rentenversicherung bietet diverse Berechnungsprogramme u. a. den sogenannten Rentenschätzer an. Damit kann mit nur wenigen Angaben die voraussichtliche Rente unverbindlich berechnet werden.
Was zählt als Beitragszeiten für mein Rentenkonto?
Rentenpunkte erhalten Sie für Zeiten, in denen Sie als Arbeitnehmer:in oder Selbstständige:r in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert waren. Darüber hinaus zählen Zeiten mit freiwilligen Beiträgen dazu.
Zusätzlich fallen folgende Zeitabschnitte unter bestimmten Voraussetzungen in die Beitragszeiten:
- Kindererziehungszeiten
- Wehr- und Zivildienstzeiten
- Pflegezeiten (nicht erwerbsmäßige Pflege von Angehörigen)
- Zeiten mit Sozialleistungsbezug (zum Beispiel Krankengeld, Arbeitslosengeld 1)
Gut zu wissen: Die Rentenversicherung setzt für Kindererziehungszeiten bei Kindern bis zum 10. Lebensjahr und für Pflegezeiten einen „hypothetischen“ Verdienst an, der sich am Durchschnittsverdienst orientiert.
Tipp
Lücken in Ihrem Rentenkonto können Sie im Rahmen der kostenlosen Kontenklärung bei der Rentenversicherung schließen. Die verschiedenen Zeiten sind wichtig, denn auch die Versicherungsdauer hat einen großen Einfluss auf Ihren Rentenanspruch.