Pflege­heime – Tip­ps fürs Wohnen im Alter

Der Umzug aus den eigenen vier Wänden in eine Pflegeeinrichtung ist nie leicht – ganz gleich, ob Sie sich langsam darauf vorbereiten können oder eine plötzliche Erkrankung die gewohnte Wohnsituation von heute auf morgen verändert. Deshalb ist es umso wichtiger, sich die Bewertungen der Pflegeheime eingehend anzuschauen und die verschiedenen Pflegeangebote zu vergleichen. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen.

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Welches Pflegeheim passt zu Ihnen oder Ihrem Angehörigen?

Welches Pflegeheim infrage kommt, ist zunächst eine sehr subjektive Einschätzung: Manch einer legt Wert auf eine gute Küche, die nächste wünscht sich ein umfangreiches Freizeitangebot. Andere bevorzugen ein christliches Pflegeheim, während das für manche wiederum ein Ausschlusskriterium ist.

Daher spielen nicht nur Bewertungen für Pflegeheime und etwaige Erfahrungsberichte eine Rolle. Vielmehr sind die persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben der Pflegebedürftigen entscheidend. Beantworten Sie für sich oder gemeinsam mit der Familie folgende Fragen:

  • Wie weit ist das Pflegeheim von der bisherigen Wohnung und dem gewohnten Umfeld entfernt?
  • Ist eine zuverlässige Anbindung an den ÖPNV oder eine zentrale Lage nötig?
  • Wie sollte die direkte Umgebung gestaltet sein? Mit steigendem Alter reduziert sich der Bewegungsradius wahrscheinlich zunehmend.
  • Soll das Zimmer mit eigenen Möbeln eingerichtet werden?
  • Sind Einzel- oder Doppelzimmer bevorzugt? Ehepaare möchten zumeist zusammenleben, während Alleinstehende oft ungern mit Fremden das Zimmer teilen.
  • Besteht der Wunsch, den Tagesablauf mitzugestalten?
  • Welche Freizeit- und Unterhaltungsangebote sind dem oder der Betroffenen wichtig?
  • Soll das Pflegeheim spezielle Therapieangebote wie Logopädie oder Ergotherapie bieten?
  • Wie hoch darf der Eigenanteil ausfallen?

Wenn Sie wissen, wie Sie leben möchten und welche Angebote besonders wichtig sind, können Sie eine Vorauswahl unter den Anbietern treffen. Ein Pflegeheim ist ideal, wenn die Einrichtung zum jeweiligen Bewohner beziehungsweise zur Bewohnerin sowie seinen oder ihren Wünschen und Vorstellungen passt. Pluspunkte gibt es zusätzlich, wenn das gewählte Pflegeheim im Test besteht und in den neuen Qualitätsprüfungen gut abschneidet.

Tipp

Bei einer lokalen Beratungsstelle können Sie sich über die Pflegeeinrichtungen in Ihrer Umgebung informieren. Im Rahmen der Beratung erfahren Sie auch, welche finanzielle Unterstützung möglich ist.

Objektive Bewertung zu Pflegeheimen

Die „Pflegenoten“ sind für Pflegeeinrichtungen mittlerweile nicht mehr relevant. Eine bessere Bewertung von Pflegeheimen ermöglicht heute ein neues Qualitäts- und Prüfsystem.

Die Qualitätsprüfungen von Einrichtungen der vollstationären Pflege umfassen drei Bereiche:

  • Erhebung von 10 Qualitätsindikatoren durch die Pflegeeinrichtungen, anhand von Daten und Kennzahlen wie zum Beispiel Anzahl schwerwiegender Sturzfolgen, erhaltene Mobilität etc.
  • Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst bzw. PKV-Prüfdienst
  • weitere qualitätsrelevante Daten über die Pflegeheime, wie beispielsweise die Möglichkeit zum Probewohnen, Versorgungsschwerpunkte, personelle Ausstattung

Die Ergebnisse aus den neuen Qualitätsprüfungen werden in Prüfberichten zusammengefasst. Diese Qualitätsberichte sollten die Heimauswahl für Familien mit Pflegebedürftigen erleichtern und mehr Transparenz in der Pflege schaffen. Denn neben externen Qualitätsprüfungen lassen sich hierbei auch aussagekräftige Informationen über die Einrichtungen berücksichtigen.

Wer bewertet Pflegeheime?

Die Qualitätsprüfung von Pflegeeinrichtungen erfolgt sowohl intern als auch extern. Für die externe Bewertung eines Pflegeheims sind der Medizinische Dienst und der Prüfdienst der Privaten Krankenversicherung (PKV) zuständig. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus einer technischen Überprüfung via Software und einer persönlichen Kontrolle vor Ort.

Tipp

Die Qualitätsberichte lassen sich online bei den Pflegekassen abrufen. Suchen Sie dazu beispielsweise mit dem AOK-Pflegenavigator, dem Pflegelotsen des vdek oder BKK PflegeFinder nach der jeweiligen Einrichtung. Eine Top-Bewertung bei Pflegeheimen erkennen Sie an einer Punktzahl von fünf Kreisen (Qualitätsindikatoren) beziehungsweise vier Quadraten (externe Qualitätsprüfung).

Grüner Haken – Pflegeheime im Test

Ein bundesweit anerkanntes Siegel für die Lebensqualität im Alter und die Verbraucherfreundlichkeit von Pflegeheimen ist der Grüne Haken. Hier testen ehrenamtliche Mitarbeitende die Qualität von Pflegeheimen anhand von 100 Kriterien. Alle Heime nehmen freiwillig teil und stimmen der Prüfung zu. Das Heimverzeichnis der Gesellschaft zur Förderung der Lebensqualität im Alter und bei Behinderung führt bundesweit mehr als 1.100 geprüfte Pflegeheime auf. Ein grüner Haken ist ein guter Hinweis, um eine Pflegeeinrichtung in Betracht zu ziehen.

Stu­die­ren Sie die Internet­präsenz der Ein­rich­tungen

Haben Sie ein Heim oder mehrere Pflegeheime gefunden, die Ihren Ansprüchen gerecht werden könnten, besuchen Sie die Internetpräsenz. Auf den Webseiten erfahren Sie mehr über das Heim, wie die Größe und Zahl der Zimmer sowie deren Ausstattung, und welche Gemeinschaftseinrichtungen und Beschäftigungsangebote vorhanden sind. Hier können Sie sich auch über Besuchszeiten und die Preise informieren. Außerdem lesen Sie hier meist, ob die Einrichtung ein bestimmtes Leitbild verfolgt.

Tipp

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl: Wirkt der Internetauftritt transparent und offen, oder zeigt sich die Einrichtung verschlossen und oberflächlich?

Besuchen Sie das Wunschwohnheim

Idealerweise sollte der zukünftige Bewohner oder die Bewohnerin jede Einrichtung, die infrage kommt, selbst besuchen. Neben einem ausführlichen Gespräch mit der Heimleitung und der Pflegedienstleitung sollten Sie auch folgende Punkte beachten:

  • Lassen Sie sich herumführen und achten Sie auf das Verhältnis zwischen Bewohnern wie Bewohnerinnen und Pflegekräften.
  • Die Atmosphäre und der Geruch können ein Indikator für Sauberkeit sein – seien Sie hier aufmerksam.
  • Lassen Sie sich die Bezugspflegekraft vorstellen.
  • Wenn erlaubt, nehmen Sie am Beschäftigungsprogramm teil.
  • Achten Sie auf das Personal: Sind die Mitarbeitenden gelassen und zugewandt oder gestresst?
  • Werden Angehörige einbezogen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht?
  • Lesen Sie sich den Speiseplan der Woche durch.

Tipp

Melden Sie sich zum Mittagessen an. So kommen Sie mit den Bewohnern wie Bewohnerinnen leicht ins Gespräch – und erhalten ein umfassendes Bild, auch von der Qualität der Küche.

Wenn möglich: Probewohnen

Einige Pflegeheime bieten die Option des Probewohnens an. Auf diese Weise können die zukünftigen Bewohner oder Bewohnerinnen einige Tage die Abläufe, den Umgang und die potenziellen Mitbewohnenden kennenlernen und im Anschluss entscheiden, ob sie sich dort wohlfühlen. So erfahren Sie oder Ihr Familienmitglied, ob die Angaben, Beurteilungen und Aussagen der Heimleitung tatsächlich zutreffen.

Kommt das Probewohnen nicht infrage, gibt Ihnen der Heimvertrag die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen nach Einzug ohne Angabe von Gründen zu kündigen. § 11 Absatz 2 des Wohn- und Betreuungsvertragsgesetzes (WBVG) sorgt dafür, dass ein Bewohner oder eine Bewohnerin die Einrichtung schnell und unkompliziert verlassen kann, wenn das Angebot nicht den Vorstellungen entspricht.

Den Heimvertrag gründlich prüfen

Ist die Wahl auf ein Pflegeheim gefallen, nehmen Sie sich Zeit, um den Heimvertrag gründlich zu prüfen. Ein fairer Vertrag ist leicht verständlich und führt die entstehenden Kosten genau auf. Beachten Sie auch die Kündigungsfristen und schauen Sie nach, ob und unter welchen Bedingungen das Pflegeheim einem Bewohner oder einer Bewohnerin kündigen darf.

So gehen Sie mit Wartelisten um

Viele Pflegeeinrichtungen sind komplett ausgebucht und führen Wartelisten – dies trifft insbesondere auf Pflegeheime im Test zu, die einen ausgezeichneten Prüfbericht vorzuweisen haben. Ideal ist es deshalb, sich frühzeitig um einen Heimplatz zu kümmern und die Wartezeit durch häusliche Pflege oder Pflege durch Familienmitglieder zu überbrücken. Alternativ ist es auch möglich, zuerst in ein anderes Heim zu ziehen und umzuziehen, sobald ein Platz in der Wunscheinrichtung frei wird. Hier sind allerdings die Kosten zu bedenken: Durch die Kündigungsfristen zahlen Sie in der Regel einige Monate doppelt.