Rück­lagen bil­den – wie Selbst­ständige richtig vor­sorgen

Rücklagen dienen Unternehmen dazu, größere Ausgaben wie Steuernachzahlungen zu stemmen. Darüber hinaus ist eine finanzielle Reserve sinnvoll, um auf unerwartete Belastungen vorbereitet zu sein. Denn ein Liquiditätsengpass kann schnell zum wirtschaftlichen Aus führen. Haben Sie schon damit begonnen, Rücklagen zu bilden? Hier finden Sie die wichtigsten Informationen.

Unser Tipp

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Rück­lagen bilden – was be­deu­tet das?

Selbstständige bekommen im Rahmen einer Gründungsberatung häufig die Empfehlung, Rücklagen zu bilden. Dabei handelt es sich bei Unternehmen um Eigenkapitalreserven. Sprich: Sie legen einen Teil Ihres Gewinns zurück, damit Sie bei Bedarf auf dieses Sparguthaben zurückgreifen können. Wenn Sie als Freiberufler oder Einzelunternehmen Rücklagen bilden, ist damit beispielsweise das Ansparen von Geld auf einem Geschäftskonto, auf Unterkonten oder Tagesgeldkonten gemeint.

Rücklagen sind dabei für verschiedene Zwecke gedacht: Einerseits geht es darum, die unternehmerische Existenz finanziell abzusichern. In den ersten Jahren nach der Gründung zählt die Liquiditätssicherung bekanntlich zu den größten Herausforderungen junger Unternehmen. Während sich Angestellte auf ihr Gehalt am Monatsende verlassen können, sind schwankende Einnahmen für Selbstständige Normalität. In umsatzschwachen Monaten ist es daher ein Vorteil, wenn Sie auf einen Teil Ihrer Rücklagen zugreifen können. Andererseits lassen sich Rücklagen verwenden, um größere Investitionen zu tätigen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Tipp

Wie und wo sollte ich meine Rücklagen anlegen? Für Selbstständige bietet sich ein Firmentagesgeldkonto an, um das Geld sicher und ohne Kündigungsfrist zu verwahren. Wenn sie gegebenenfalls ein paar Monate auf Ihr Geld warten können, kann auch Termingeld eine interessante Geldanlage sein.

Rück­lagen bil­den für die Steu­ern

Steuerliche Rücklagen sind für Steuern reserviert – und das ist insbesondere für erfolgreiche Unternehmen ein wichtiger Punkt. Je mehr Sie verdienen, desto wahrscheinlicher ist eine Steuernachzahlung.

Steuerrücklagen kommen für eine Reihe an Steuerarten infrage:

  • Einkommensteuer: Selbstständige leisten viermal im Jahr Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer. Ihren Steuerbescheid erhalten Sie einmal jährlich vom Finanzamt, rund sechs bis zwölf Wochen nach Eingang Ihrer Einkommensteuererklärung. Dann erfahren Sie, ob Sie eine Rückerstattung für zu viel gezahlte Steuern bekommen oder aber eine Nachzahlung anfällt.
  • Gewerbesteuer: Gewerbetreibende entrichten auf ihren Gewinn über dem Freibetrag zusätzlich eine Gewerbesteuer. Die Vorauszahlungen sind ebenfalls vierteljährlich fällig. Die Gewerbesteuererklärung reichen Sie gemeinsam mit Ihren anderen Steuererklärungen jährlich beim Finanzamt ein. Jede Gemeinde kann einen eigenen Gewerbesteuerhebesatz ansetzen.
  • Umsatzsteuer: Sofern die Kleinunternehmerregelung nicht greift, sind Umsätze in der Regel steuerbar. Die angefallene Umsatzsteuer müssen Unternehmen monatlich oder vierteljährlich abführen. Hinzu kommen gegebenenfalls Umsatzsteuernachzahlungen. Das kann auch der Fall sein, wenn Sie Ihren Kleinunternehmerstatus im Laufe des Jahres verlieren.

Haben Sie genügend steuerliche Rücklagen gebildet, kann Sie eine Nachzahlungsaufforderung finanziell nicht aus der Bahn werfen. Denn laufen die Geschäfte gut und steigen die Gewinne, müssen Sie auch mit höheren Steuernachzahlungen rechnen. Rücklagen sichern Ihre Liquidität und helfen Ihnen dabei, Steuerschulden beim Finanzamt zu vermeiden.

Tipp

Wie viel Geld sollte ich als Steuerrücklagen ansparen? Beim Start in die Selbstständigkeit empfiehlt es sich, mindestens 25 Prozent der monatlichen Einnahmen als steuerliche Rücklagen anzusparen. Wenn Ihr Business schon im ersten Geschäftsjahr auf Erfolgskurs geht und schwarze Zahlen schreibt, kann dies zu höheren Nachzahlungen führen. Halten Sie deshalb ggf. mit Ihrem Steuerbüro Rücksprache.

Wes­halb gibt es eine Rückl­agen­pflicht?

Selbstständige, Freiberufler und Einzelunternehmen haben immer die Möglichkeit, mit ihren Gewinnen freiwillig Rücklagen zu bilden.

Kapitalgesellschaften und Genossenschaften sind wiederum gesetzlich dazu verpflichtet, Rücklagen zu bilden. Die Eigenkapitalreserve soll sicherstellen, dass die Unternehmen selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten handlungsfähig bleiben. Rücklagen sind außerdem für den Gläubigerschutz relevant.

Rück­lagen bilden für Investi­tionen

Ob neue Maschinen, eine moderne IT-Infrastruktur oder ein eigener Fuhrpark – für wichtige Investitionen nehmen Unternehmen oftmals Kredite auf. Haben Sie ausreichend Rücklagen, können Sie die Investitionskosten oder zumindest einen Teil davon aus Eigenmitteln finanzieren. Eine höhere Eigenkapitalquote deutet üblicherweise auf finanzielle Stabilität hin und dies führt häufig zu besseren Konditionen bei der Finanzierung. Dieser Punkt ist für Selbstständige, Freiberufler und Existenzgründer umso wichtiger, da sich die Kreditaufnahme für sie schwieriger gestalten kann.

Wer Rücklagen bildet, kann in sein Unternehmen investieren und die Voraussetzungen für Wachstum schaffen. Gleichzeitig hilft Ihnen ein finanzielles Polster dabei, Ihr Business durch Krisenzeiten zu steuern und Liquiditätsengpässen vorzubeugen.

Rück­lage vs. Rück­stellungen – was ist der Unter­schied?

Das Wichtigste vorweg: Rücklagen und Rückstellungen sind zwei unterschiedliche Dinge:

  • Rücklagen dienen als finanzielle Reserve (Eigenkapital), die Unternehmen für bestimmte Zwecke wie zum Beispiel eine mögliche Steuernachzahlung zur Seite legen.
  • Rückstellungen sind hingegen Verbindlichkeiten (Fremdkapital), die sich aber beispielsweise in ihrer Höhe noch nicht bestimmen lassen. Das können Steuerrückstellungen für das aktuelle Geschäftsjahr sein. Sie gehören zu den Schulden eines Unternehmens und mindern den Gewinn im Jahresabschluss.

Bei der Definition von Rücklagen oder Rückstellungen kommt es daher auf verschiedene Aspekte an: wie die Fragen, ob es sich um ein bilanzierendes Unternehmen handelt und inwiefern Sie mit den Verbindlichkeiten definitiv rechnen können. Da sich Rückstellungen steuerlich anders auswirken als Rücklagen, kann unter Umständen eine Steuerberatung nötig sein.

Tipp

Schon mit kleinen monatlichen Beträgen können Selbstständige Rücklagen bilden. Beginnen Sie daher idealerweise bereits im ersten Geschäftsjahr damit, Geld auf einem gesonderten Konto anzusparen. Mit finanziellen Reserven haben Sie es später leichter, wenn Sie künftige Investitionen tätigen wollen oder größere Belastungen wie eine Steuernachforderung auf Sie zukommen.