Auf dem Boden der Tatsachen

BHW Mediendienst 3/2023
Immobilien sind heute trotz des Anstiegs der Bauzinsen in Deutschland immer noch erschwinglicher als in den 1980er-Jahren, sagt Henning Göbel, Vorstandvorsitzender der BHW Bausparkasse.

Henning Göbel ist Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse
Bild Nr. 6238, Quelle: BHW Bausparkasse

Der An­stieg der Bau­zin­sen im ver­gan­ge­nen Jahr traf Bau- und Kauf­wil­li­ge mit­un­ter hart. Was sind die Fol­gen?

Nicht nur der Zins­an­stieg, son­dern auch hö­he­re Bau­kos­ten, staat­li­che Auf­la­gen zur En­er­gie­ef­fi­zi­enz und die In­fla­ti­on ma­chen es Baufa­mi­li­en und Mo­der­ni­sie­ren­den der­zeit schwer. Laut un­se­rer neu­en Um­fra­ge pla­nen ak­tu­ell nur vier Pro­zent der Mie­te­rin­nen und Mie­ter zu bau­en oder zu kau­fen. 14 Pro­zent ha­ben ihr Vor­ha­ben ver­scho­ben oder ganz auf­ge­ge­ben.

Rückt der Traum von den ei­ge­nen vier Wän­den da­mit für Nor­mal­ver­die­ner und Fa­mi­li­en in un­er­reich­ba­re Fer­ne?

Hier lohnt ein Blick auf die his­to­ri­schen Tat­sa­chen. Die Ein­kom­men der Deut­schen sind seit 1980 deut­lich stär­ker ge­stie­gen als die Im­mo­bi­li­en­prei­se. Da die Kauf­prei­se seit dem letz­ten Herbst vie­ler­orts ge­sun­ken sind – im Ge­gen­satz zu den Ein­kom­men – hat die Er­schwing­lich­keit von Im­mo­bi­li­en so­gar zu­ge­nom­men.

Ver­deckt der Schock den Blick auf die Rea­li­tät? Spielt nicht die Hö­he der Bau­zin­sen ei­ne ent­schei­den­de Rol­le?

Na­tür­lich, denn kaum je­mand kann Haus oder Woh­nung oh­ne Kre­dit fi­nan­zie­ren.  Aber die heu­ti­gen Zin­sen sind ja im­mer noch mo­derat. Trotz des An­stiegs sind wir hier sehr weit ent­fernt von ei­nem Ni­veau, das bei­spiels­wei­se An­fang der 1980er-Jah­re bei rund zwölf Pro­zent lag. Al­ler­dings kom­men wir aus ei­ner lan­gen Pha­se mit his­to­risch nied­ri­gen Zin­sen. Wir ha­ben uns dar­an ge­wöhnt, dass fast je­der Bau­wunsch fi­nan­zier­bar war. Un­se­re Er­he­bung zeigt ein Um­den­ken: Vie­le, die sich Er­werb oder Sa­nie­rung vor­ge­nom­men ha­ben, spa­ren Ei­gen­ka­pi­tal an oder wol­len da­mit be­gin­nen.

Lan­ge gal­ten die Deut­schen als Spar­welt­meis­ter …

Es gab ja lan­ge Zeit so gut wie kei­ne Zin­sen auf er­spar­tes Geld; da­zu kam die Co­ro­na-Kri­se, die auch ei­ne fi­nan­zi­el­le Be­las­tung dar­stell­te. Das hat das Spa­ren für vie­le Haus­hal­te er­schwert. Mit der Fol­ge, dass heu­te bei Bau- oder Re­no­vie­rungs­plä­nen oft we­ni­ger Ei­gen­ka­pi­tal zur Ver­fü­gung steht, wie un­se­re Um­fra­ge zeigt. Das führt zu grö­ße­rem Fi­nan­zie­rungs­be­darf, län­ge­ren Lauf­zei­ten und schlech­te­ren Kre­dit­kon­di­tio­nen. Um ei­ne trag­fä­hi­ge Ei­gen­ka­pi­tal-Ba­sis zu schaf­fen, sind nach­hal­ti­ge Spar­stra­te­gi­en ge­fragt. Da­mit kön­nen Bau- und Sa­nie­rungs­wil­li­ge ih­re Chan­cen er­hö­hen.

Wa­gen Sie ei­nen Blick in die Zu­kunft?

Es gibt durch­aus po­si­ti­ve Si­gna­le. Die Prei­se für Häu­ser und Woh­nun­gen ge­ben vie­ler­orts nach. Wer ein Ge­bäu­de en­er­ge­tisch sa­niert, pro­fi­tiert von För­der­an­ge­bo­ten, die das Bud­get er­heb­lich ent­las­ten kön­nen. Auch der Staat muss jetzt han­deln und un­nö­ti­ge Bau­nor­men und Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren auf den Prüf­stand stel­len.

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Iris Laduch
BHW Bausparkasse