Einfamilienhaus: Das ökologische Sorgenkind?

BHW Pressedienst 2/2021
Es muss nicht immer ein Neubau sein. Ältere Gebäude haben das Potenzial zum umweltverträglichen Traumhaus, sagt Henning Göbel, Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse.

Henning Göbel ist Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse
Bild Nr. 6238, Quelle: BHW Bausparkasse

Einfamilien­häuser stehen in der Kritik: Sie verbrauchen viel Fläche, Roh­stoffe und Energie. Was ist dran an diesen Vorwürfen?
Man kann es nicht weg­diskutieren: Bauland ist knapp und teuer und die energetischen Vorgaben werden immer strenger. In Deutschland befinden sich nur 31 Prozent aller Wohnungen in Einfamilien­häusern, diese nehmen aber 41 Prozent der bebauten Fläche ein. Gerade in ländlichen Regionen wachsen am Ortsrand Neubau­gebiete, während der Ortskern verödet, weil ältere Gebäude dort leer stehen. Das fördert die Zer­siedelung und vernichtet immer mehr Natur- und Acker­flächen. Zudem kostet der Bau von Ein­familien­häusern viel Energie und setzt große Mengen an um­weltschäd­lichem Kohlen­dioxid frei.

Ist den Deutschen dieses Problem bewusst?
In unserer von Forsa durch­geführten Umfrage beurteilen über 60 Prozent der Befragten ihren Beitrag zum Klima­schutz im Bau- und Wohn­bereich als aus- reichend. Ein Großteil hält es zwar für klimafreundlicher, ein bestehendes Haus zu sanieren als neu zu bauen. Aber vor die freie Wahl gestellt, bevorzugt mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen dann doch den Neubau.

Sollte man das neu gebaute Ein­familien­haus zum umwelt­politischen Problem­fall erklären und sind Bauverbote der richtige Weg?
Das ist zu kurz gedacht. Für viele Deutsche ist es ein Lebensziel, ein Haus mit Garten für sich und ihre Kinder zu bauen. Dafür arbeiten und sparen sie, verzichten auf Reisen oder das neue Auto. Träume kann man nicht einfach verbieten. Dass die Moder­nisierung eines Altbaus eine nachhaltige, klima­schonende Alternative darstellt, ist den meisten Menschen durchaus bewusst, wie unsere Umfrage zeigt. In alten Häusern stecken enorme Ressourcen. Energie­effizient modernisiert erfüllen sie moderne Wohn­bedürfnisse ebenso wie ein Neubau. Wer einen Altbau saniert, braucht aber auch Unter­stützung durch Fachleute, finanzielle Rücken­deckung und politische Hilfe, zum Beispiel durch Förderungen. Das wäre wesentlich effektiver als Verbote. Umwelt­bewusstes Leben muss auch für Normal­verdiener bezahlbar bleiben.

Was müsste sich in den Groß­städten ändern, damit die dortigen Potenziale zukünftig besser genutzt werden können?
Aufgrund des knappen Raums sind Mehr­familien­häuser in Ballungs­gebieten meist die effizientere Variante, bieten sie doch auf gleicher Grund­fläche deutlich mehr Menschen ein Zuhause. Auch in dicht bebauten Städten gibt es viele ältere Gebäude, die saniert, aufgestockt oder umgebaut werden könnten. Hier sind Stadt­planer, Bau­wirtschaft und Immobilien­branche aufgefordert, neue Wege zu gehen. Nur so können wertvolle bauliche Ressourcen wirtschaftlich genutzt und in die Zukunft trans­portiert werden.

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Iris Laduch
Pressesprecherin