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Einfamilienhaus: Das ökologische Sorgenkind?
Henning Göbel ist Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse
Bild Nr. 6238, Quelle: BHW Bausparkasse
Einfamilienhäuser stehen in der Kritik: Sie verbrauchen viel Fläche, Rohstoffe und Energie. Was ist dran an diesen Vorwürfen?
Man kann es nicht wegdiskutieren: Bauland ist knapp und teuer und die energetischen Vorgaben werden immer strenger. In Deutschland befinden sich nur 31 Prozent aller Wohnungen in Einfamilienhäusern, diese nehmen aber 41 Prozent der bebauten Fläche ein. Gerade in ländlichen Regionen wachsen am Ortsrand Neubaugebiete, während der Ortskern verödet, weil ältere Gebäude dort leer stehen. Das fördert die Zersiedelung und vernichtet immer mehr Natur- und Ackerflächen. Zudem kostet der Bau von Einfamilienhäusern viel Energie und setzt große Mengen an umweltschädlichem Kohlendioxid frei.
Ist den Deutschen dieses Problem bewusst?
In unserer von Forsa durchgeführten Umfrage beurteilen über 60 Prozent der Befragten ihren Beitrag zum Klimaschutz im Bau- und Wohnbereich als aus- reichend. Ein Großteil hält es zwar für klimafreundlicher, ein bestehendes Haus zu sanieren als neu zu bauen. Aber vor die freie Wahl gestellt, bevorzugt mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen dann doch den Neubau.
Sollte man das neu gebaute Einfamilienhaus zum umweltpolitischen Problemfall erklären und sind Bauverbote der richtige Weg?
Das ist zu kurz gedacht. Für viele Deutsche ist es ein Lebensziel, ein Haus mit Garten für sich und ihre Kinder zu bauen. Dafür arbeiten und sparen sie, verzichten auf Reisen oder das neue Auto. Träume kann man nicht einfach verbieten. Dass die Modernisierung eines Altbaus eine nachhaltige, klimaschonende Alternative darstellt, ist den meisten Menschen durchaus bewusst, wie unsere Umfrage zeigt. In alten Häusern stecken enorme Ressourcen. Energieeffizient modernisiert erfüllen sie moderne Wohnbedürfnisse ebenso wie ein Neubau. Wer einen Altbau saniert, braucht aber auch Unterstützung durch Fachleute, finanzielle Rückendeckung und politische Hilfe, zum Beispiel durch Förderungen. Das wäre wesentlich effektiver als Verbote. Umweltbewusstes Leben muss auch für Normalverdiener bezahlbar bleiben.
Was müsste sich in den Großstädten ändern, damit die dortigen Potenziale zukünftig besser genutzt werden können?
Aufgrund des knappen Raums sind Mehrfamilienhäuser in Ballungsgebieten meist die effizientere Variante, bieten sie doch auf gleicher Grundfläche deutlich mehr Menschen ein Zuhause. Auch in dicht bebauten Städten gibt es viele ältere Gebäude, die saniert, aufgestockt oder umgebaut werden könnten. Hier sind Stadtplaner, Bauwirtschaft und Immobilienbranche aufgefordert, neue Wege zu gehen. Nur so können wertvolle bauliche Ressourcen wirtschaftlich genutzt und in die Zukunft transportiert werden.