Wohneigentum: Ohne Sparleistung geht es nicht

BHW Mediendienst 4/2022
Ein Interview mit Henning Göbel, dem Vorstandsvorsitzenden der BHW Bausparkasse

Henning Göbel ist Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse
Bild Nr. 6238, Quelle: BHW Bausparkasse

Hohe Preise, fehlende Baustoffe, steigende Kreditzinsen – wird der Immo­bilien­kauf jetzt un­er­schwinglich?

Wer eigene vier Wände erwerben oder energetisch sanieren will, wird derzeit in der Tat mit vielen Risiken konfrontiert. Das ändert nichts an dem Wunsch der meisten Deutschen nach Wohn­eigentum und ebenfalls nichts an der absoluten Not­wen­digkeit, viele Millionen Be­stands­bauten klima­gerecht zu sanieren. Hinzu kommt, dass die Immo­bilie ein wichtiger Baustein der privaten Alters­vorsorge ist. Gerade Haushalte mit niedrigen oder mittleren Ein­kommen, junge Leute und Familien benötigen diese Ab­sicherung dringend. Wer heute jung ist, kann sich nicht mehr darauf verlassen, vom Staat eine aus­reichende Rente zu bekommen.

Unter dem Druck der multiplen Krisen stoßen bewährte Konzepte zur Eigentums­bildung offenbar an Grenzen …

Zunächst einmal ist es Sache der Politik, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch bezahl­baren Wohn­raum findet. Das ist eine der großen sozialen Aufgaben unserer Zeit. Es geht um zwei grund­legende Dinge: ein Dach über dem Kopf zu haben und die Zukunft der nächsten Generation zu sichern. Der Staat muss einen Rahmen schaffen, damit sich auch Jüngere Wohn­eigentum leisten können. Das sollte nicht von der Finanz­kraft des Eltern­hauses oder der Familie abhängen. Soziale Herkunft darf ebenso wenig zum Kriterium für Wohn­eigen­tum werden wie die Zu­ge­hörig­keit zu einer Generation. Wir dürfen nicht zulassen, dass für junge Menschen die eigene Immobilie un­erreich­bar wird. Eine tiefe Spaltung der Gesellschaft wäre die Folge.

Welche Lösungs­ansätze sind hier denkbar?

Klar ist, dass best­mögliche Unter­stützung beim Immo­bilien­kauf und der Mo­der­ni­sie­rung alter Häuser not­wendig ist. Dazu bedarf es einer Ver­besserung der Wohn­eigen­tums­förderung und groß­zügiger, leicht zu­gänglicher Förder­töpfe für ener­getische In­vesti­tionen. Gleich­zeitig sind Hürden wie die hohe Grund­erwerb­steuer und auf­wendige Ge­nehmigungs­verfahren abzu­bauen. Und schließlich brauchen junge Menschen mit oft mittleren Ein­kommen eine um­fassende Beratung zu den Finan­zierungs­wegen.

Dabei ist auch die Finanz­branche in der Pflicht …

Gefragt sind zeit­gemäße Finanz­produkte und maß­geschneiderte Finanzierungen mit Planungs­sicherheit für alle Wechsel­fälle des Lebens. Wir müssen junge Leute wieder mehr für die Idee gewinnen, dass es ohne eigene Spar­leistung in den meisten Fällen nicht gehen wird. Der Bau­spar­vertrag mag zwar ein verstaubtes Image haben, aber zeigt jetzt ganz besonders seinen großen Wert bei der Zins­sicherung. Er bleibt ein ideales Instrument zur Bildung von Eigen­kapital, bei dem das Prinzip des „Crowd­funding“ schon seit Generationen erfolg­reich prakti­ziert wird.

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Iris Laduch
BHW Bausparkasse