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D-Mark: Jeder Dritte rechnet noch um
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Von den 50- bis 59-jährigen Bundesbürgern vergleicht sogar jeder Zweite (51 Prozent) bei größeren Anschaffungen den Euro-Preis mit dem alten D-Mark-Kurs; ebenso die 30- bis 39-Jährigen (50 Prozent). Von den 40- bis 49-Jährigen rechnen immerhin 40 Prozent um, von den Befragten über 60 Jahren 39 Prozent. Dies ergibt eine aktuelle TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank. Nur die 18- bis 29-Jährigen ziehen relativ selten die alte Währung zum Vergleich heran (9 Prozent) – das ist verständlich, schließlich waren sie zu D-Mark-Zeiten noch Kinder. Wer in D-Mark umrechnet, verdoppelt in der Regel einfach den Euro-Betrag, da am 1.1.1999 ein Euro-Wert von 1,95583 D-Mark festgelegt wurde. Dies ist übrigens immer noch der Kurs, zu dem alte D-Mark-Bestände bei der Bundesbank in Euro getauscht werden können.
Euro oder Teuro?
Durch das Umrechnen entsteht bei vielen Menschen der Eindruck, dass die heutigen Preise deutlich höher sind. So hat der Euro in Deutschland den spöttischen Beinamen Teuro erhalten. „Das ist gegenüber dem Euro nicht wirklich fair. Eine Umrechnung der aktuellen Euro-Preise in D-Mark ergibt meist ein verzerrtes Bild. Denn viele Konsumenten haben noch die alten D-Mark-Preise aus dem Jahr 2002 im Kopf, als der Euro die D-Mark als Bargeld ersetzte. Inzwischen liegt das allgemeine Preisniveau aber um gut ein Viertel höher als damals“, erläutert Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. Grund dafür sei allerdings nicht die Einführung des Euro. „Auch wenn es die D-Mark noch gäbe, wäre das allgemeine Preisniveau heute höher als 2002. Die Inflation ist seit Einführung der Gemeinschaftswährung sogar zurückgegangen, sodass der Euro im kollektiven Gedächtnis zu Unrecht zum Teuro gemacht wurde“, so Dr. Marco Bargel.
Alte Gewohnheit
Doch allen guten Argumenten zum Trotz können viele Menschen das Umrechnen einfach nicht lassen. Dies sei der Macht der Gewohnheit geschuldet, meint der Psychotherapeut und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger: „Einmal entstandene Vergleichsmuster sind sehr beständig. Das ist auch notwendig und sinnvoll, schließlich brauchen wir feste Orientierungen und die ändern sich im Leben kaum oder nur sehr langsam.“ Zudem sei den Bundesbürgern eine ganz spezielle Neigung zu gewohnten Handlungsmustern eigen: „Wir sind möglicherweise zwanghafter als andere Kulturen, haben Angst vor Veränderungen. Das hängt mit unserer Geschichte zusammen. Große Veränderungen waren oft verhängnisvoll. Insofern träumen die Deutschen immer von Stabilität und hängen an Gewohntem.“ Schließlich hielt sich die D-Mark gut 53 Jahre als gesetzliches Zahlungsmittel. Kein Wunder, dass sie so viele nicht aus dem Kopf bekommen.
Informationen zur Umfrage:
In einer telefonischen, repräsentativen Mehrthemenbefragung im Juni 2018 interviewte TNS Emnid im Auftrag der Postbank 1.026 Befragte ab 18 Jahren.