Wo kaufen, wenn es im Pott sein soll? Wer im Ruhrgebiet verwurzelt ist und in die eigenen vier Wände ziehen möchte, hat gute Chancen, diesen Traum in die Tat umzusetzen. Seit dem Niedergang der Schwerindustrie steckt die Region zwar im Strukturwandel, was erst einmal kein Vorteil für die Wertentwicklung von Immobilien ist. Jedoch macht das moderate Preisniveau auch in Relation zu den örtlichen Mieten den Immobilienkauf für Selbstnutzer*innen zu einer attraktiven Option – zumindest, wenn sie ihren Lebensmittelpunkt langfristig in der Region sehen. Das zeigt der Postbank Wohnatlas, für den das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) die Immobilienmärkte bundesweit unter die Lupe genommen hat und nun eine Sonderauswertung für das Ruhrgebiet vorlegt.
In den Ruhrgebietskommunen lagen die Quadratmeterpreise im vergangenen Jahr zwischen knapp 1.300 Euro in Gelsenkirchen und gut 2.100 Euro in Mühlheim an der Ruhr. Damit gehört das gesamte Ruhrgebiet zu den im bundesweiten Vergleich eher günstigen Regionen. In Essen war der Quadratmeter 2020 beispielsweise für 2.093 Euro zu haben, in Dortmund für 2.105, in Bochum für 1.816 Euro und in Duisburg für 1.587 Euro.
Kaufen günstiger als Mieten?
Auch in Relation zu den örtlichen Mieten bleiben die Kaufpreise im Rahmen. Damit bieten sich gute Chancen, beim Umzug von einer Mietwohnung in die eigenen vier Wände sogar noch günstiger wegzukommen. Das zeigt der sogenannte „Vervielfältiger“. Er bildet ab, wie viele Jahresnettokaltmieten für eine gleich große Eigentumswohnung im Bestand durchschnittlich zu zahlen wären. Am günstigsten ist das Kaufpreis-Miete-Verhältnis in Gelsenkirchen. Dort ist bereits für 18 Jahresnettokaltmieten eine Eigentumswohnung zu haben. In Duisburg, Oberhausen und Hamm sind es rund 20, in Herne, Bochum und Hagen sind es rund 21 Jahresmieten. Im Mittel über alle deutschen Kreise und kreisfreien Städte lag der Vervielfältiger 2020 bei 25,7. In allen Städten und Kreisen des Ruhrgebiets bleibt er unter dieser Marke.
„Wer sich jetzt überlegt, eine Immobile zur Eigennutzung zu erwerben, kann von den vergleichsweise günstigen Preisen im Ruhrgebiet durchaus profitieren“, sagt Gabriele Strunk, Regionalbereichsleiterin und Mitglied der regionalen Geschäftsleitung Nord-West der Postbank Immobilien GmbH. In den benachbarten NRW-Metropolen Düsseldorf und Köln müssen Kaufinteressierte dagegen mit deutlich höheren Preisen rechnen. In Düsseldorf kostete der Quadratmeter im vergangenen Jahr durchschnittlich 4.528 Euro pro Quadratmeter, in Köln 4.261 Euro. Der Vervielfältiger lag in den beiden NRW-Metropolen bei 33,4 beziehungsweise 25,5. Das Ruhrgebiet könnte eine günstige Alternative sein, sofern das Eigenheim verkehrstechnisch gut angebunden ist und Kostenvorteile nicht schon in wenigen Jahren durch Fahrt- und Nebenkosten aufgebraucht werden.