Wer ein Objekt im Auge hat, sollte neben der Relation von Kaufpreis und Miete auch die künftige Preisentwicklung bei der Bewertung heranziehen. Pauschal gilt: Die Ertragschancen einer Immobilieninvestition sind umso größer, je geringer der gegenwärtige regionale Vervielfältiger und je höher die prognostizierte jährliche Preisentwicklung in Prozent ist. Wer die Immobilie nicht selbst bewohnt, sondern vermietet, muss bei einem hohen Vervielfältiger mit einer geringeren anfänglichen Mietrendite rechnen. Für 134 Regionen in Deutschland errechneten sich 2021 Vervielfältiger von über 30 und wiesen damit ein sehr hohes Preisniveau auf. Darunter befinden sich einige Landkreise und kreisfreie Städte, für die HWWI eine negative Preisentwicklung bis 2035 prognostiziert. In diesen Regionen würden Käufer*innen Eigentumswohnungen zu einem sehr hohen Preis erwerben und müssen künftig voraussichtlich Wertverluste hinnehmen. Der Immobilienboom hat seinen Höhepunkt hier bereits erreicht oder überschritten. Im Landkreis Rostock lagen die Kaufpreise 2021 bereits bei rund 4.535 Euro (Vervielfältiger bei 56), gleichzeitig wird für die Zukunft eine Preisentwicklung von minus 0,84 Prozent erwartet. Ähnlich starke künftige Verluste mit Werten von minus 0,5 Prozent oder weniger kombiniert mit einem Vervielfältiger über 30 zeigen die Landkreise Vorpommern-Rügen und Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern, Oder-Spree und Uckermark in Brandenburg, Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz sowie die kreisfreien Städte Amberg, Schweinsfurt (beide Bayern) und Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern.
Andere Regionen bieten trotz aktuell hoher Preise aber bei genauerer Betrachtung noch Möglichkeiten. Der Investitionschancen-Index liefert Antworten darauf, wo Kaufinteressierte derzeit noch moderate Preise bei prognostizierten Wertsteigerungen finden. Expert*innen sprechen derzeit bei einem Vervielfältiger von maximal 25,0 von einem noch vergleichsweise moderaten Kaufpreisniveau gemessen an den örtlichen Nettokaltmieten. Die realen Wertzuwächse bis 2035 sollten positiv sein. Diese beiden Kriterien treffen auf sechs Landkreise zu, die damit sehr gute Investitionschancen im Vergleich zu anderen deutschen Regionen bieten. Der Regionalverband Saarbrücken im Saarland weist in dieser Gruppe mit 23,05 zwar den niedrigsten Vervielfältiger, aber mit einem Preisplus von 0,06 Prozent pro Jahr auch das geringste künftige Preiswachstum aus. Die niedersächsische Grafschaft Bentheim kann hingegen mit einem hohen erwarteten Preiszuwachs von 0,96 Prozent pro Jahr aufwarten, wobei der Vervielfältiger mit 23,80 noch unter 25 liegt. Die Landkreise Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen sowie Straubing-Bogen in Bayern punkten mit prognostizierten realen Preiszuwächsen mit 0,53 Prozent bzw. 0,52 Prozent pro Jahr bei noch moderaten Vervielfältigern.