Trotz gestiegener Immobilienpreise im Speckgürtel der Metropolen lässt sich beim Kauf einer Eigentumswohnung außerhalb Hamburgs noch Geld sparen. In der Hansestadt kostet der Quadratmeter im Schnitt gut 6.489 Euro. Die Durchschnittspreise in den Umlandkreisen liegen mindestens 2.800 Euro niedriger. Wer sich trotz Arbeitsstelle in der Hamburger Innenstadt für das Umland entscheidet, darf jedoch nicht vergessen, dass durch den Umzug in den Speckgürtel für den verlängerten Arbeitsweg zusätzliche Kosten für Benzin oder Zugticket anfallen und mehr Zeit eingeplant werden muss. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2022 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil durch das Pendeln aufgezehrt ist. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice einberechnet sowie erstmals ebenfalls größere Wohnungen für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Hamburg mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in einer der vier bevölkerungsreichsten Städte oder Gemeinden der angrenzenden Landkreise Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Harburg und Stade. Insgesamt wurden somit 24 Städte und Gemeinden im Hamburger Umland betrachtet. Da sich in den Umlandkreisen zwischen zentral und eher abseits gelegenen Gemeinden ein großes Preisgefälle zeigt, sollten Käufer*innen für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen mit einem Aufschlag auf den kreisweiten Durchschnittspreis rechnen. Die Expert*innen haben mit einem 20 Prozent höheren Kaufpreis kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Benzin auch der höhere Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten sowohl für den Weg mit dem PKW als auch mit dem ÖPNV wurden in diesem Jahr angepasst – für das Auto von 0,35 auf 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung auf 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn wurde von 0,10 auf 0,13 Euro angehoben, ab 21 Kilometer auf 0,12 Euro.
Bus und Bahn schlagen Auto – Klare Preisvorteile in Pinneberg, Seevetal und Schwarzenbek
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen aus der Stadt Pinneberg am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland: Wer den Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, hat den Kaufpreisvorteil der nordwestlich gelegenen Stadt gegenüber Hamburg erst nach 36,6 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto halbiert sich diese Zeitspanne auf 17,1 Jahre. Auch im südlichen Umland dürfen sich Bus- und Bahnfahrende über eine Ersparnis durch einen Umzug freuen. In Seevetal im Kreis Harburg profitieren sie laut Modellrechnung 36 Jahre lang. Autopendler*innen hingegen verfahren den Kostenvorteil bereits in knapp 18,2 Jahren. Auf Platz drei der besten Standorte für Pendler*innen im Hamburger Speckgürtel schafft es Schwarzenbek im Kreis Herzogtum-Lauenburg. Bus- und Bahnpendler*innen haben das gesparte Kapital im Osten der Hansestadt rechnerisch nach 34,7 Jahren aufgezehrt, Autofahrer*innen nach 16,2 Jahren. Diese Berechnungen gelten, wenn pro Haushalt eine Person täglich pendelt, die kein Homeoffice nutzt. Zudem wurden bei den Kaufpreisen im Umland 20 Prozent Preisaufschlag wegen verkehrsgünstiger zentraler Lage hinzugerechnet.
Weitere Standorte, an denen der Immobilienkauf auch nach mehr als 25 Jahren täglichen Pendelns günstiger bleibt als im Hamburger Stadtgebiet, sind die Städte Ahrensburg (Stormarn), Winsen (Luhe) und Buchholz in der Nordheide im Landkreis Harburg sowie Elmshorn (Pinneberg). Allerdings gilt dies sowohl hier als auch in nahezu allen Umlandstädten und -gemeinden nur, wenn Bus und Bahn genutzt werden.
Täglich pendelnde Autofahrer*innen bleiben im gesamten Hamburger Umland unter der 20-Jahre-Marke. Für sie lohnt sich nur der Umzug nach Glinde im Kreis Stormarn – nur von hier ist der Weg auf der Straße günstiger als mit dem ÖPNV. Vom Kaufpreisvorteil profitieren Pendler*innen 18,5 Jahre lang, wenn sie Bus und Bahn für die Fahrt in die City nutzen, Autofahrer*innen aber sogar 19,7 Jahre lang. Das liegt daran, dass die Anbindung an die Metropole ungünstig ist: Mit dem Auto lässt sich die Strecke in 22 Minuten bewältigen, mit Bus- und Bahn dauert es 37 Minuten. Wem 70 Quadratmeter in Glinde nicht reichen und nach 120 Quadratmetern sucht, der profitiert 33,7 Jahre vom Pendeln mit dem Auto und 31,7 Jahre mit dem ÖPNV.