Trotz gestiegener Immobilienpreise im Speckgürtel der Großstädte und ohnehin hohem Preisniveau rund um die bayerische Landeshauptstadt lässt sich beim Kauf einer Eigentumswohnung außerhalb Münchens noch Geld sparen. In der Metropole kostet der Quadratmeter im Schnitt 9.731,59 Euro. Die Durchschnittspreise in den Umlandkreisen liegen mindestens 2.250 Euro niedriger. Wer sich trotz Arbeitsstelle in der Münchner Innenstadt für das Umland entscheidet, darf jedoch nicht vergessen, dass durch den Umzug in den Speckgürtel für den verlängerten Arbeitsweg zusätzliche Kosten für Benzin oder Zugticket anfallen und mehr Zeit eingeplant werden muss. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2022 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil durch das Pendeln aufgezehrt ist. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice einberechnet sowie erstmals ebenfalls größere Wohnungen etwa für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in München mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in einem der angrenzenden Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg. In den Landkreisen wurden die jeweils vier bevölkerungsreichsten Städte und Gemeinden in die Analyse einbezogen. Insgesamt wurden somit 32 Orte im Münchner Umland betrachtet. Da sich in den Umlandkreisen zwischen zentral und eher abseits gelegenen Orten ein großes Preisgefälle zeigt, sollten Käufer*innen für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen mit einem Aufschlag auf den kreisweiten Durchschnittspreis rechnen. Die Expert*innen haben mit einem 20 Prozent höheren Kaufpreis kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Benzin auch den höheren Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten sowohl für den Weg mit dem PKW als auch mit dem ÖPNV wurden in diesem Jahr angepasst – für das Auto von 0,35 auf 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung auf 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn wurde von 0,10 auf 0,13 Euro angehoben, ab 21 Kilometer auf 0,12 Euro.
Bus und Bahn schlagen Auto
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen in zwei Orten mehr als 30 Jahre lang vom günstigeren Wohnungskauf im Umland, in drei weiteren für mehr als 25 Jahre. In der nordwestlich gelegenen Großen Kreisstadt (GKSt) Dachau im gleichnamigen Landkreis dürfen sich Bus- und Bahnfahrende über eine deutliche Ersparnis durch einen Umzug freuen: Sie schaffen die Entfernung von Bahnhof zu Bahnhof in nur zwölf Minuten und profitieren laut Modellrechnung 36,7 Jahre lang. Autopendler*innen hingegen verfahren den Kostenvorteil bereits in 13,3 Jahren. Auf Platz zwei der besten Standorte für Pendler*innen im Münchner Speckgürtel schafft es die Stadt Puchheim im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bus- und Bahnpendler*innen haben das gesparte Kapital rechnerisch nach 35,3 Jahren aufgezehrt, Autofahrer*innen nach 15,2 Jahren. Diese Berechnungen gelten, wenn pro Haushalt eine Person täglich pendelt, die kein Homeoffice nutzt. Zudem wurden bei den Kaufpreisen im Umland 20 Prozent Preisaufschlag gegenüber dem Durchschnittspreis des Landkreises wegen verkehrsgünstiger zentraler Lage hinzugerechnet.
Weitere Standorte, an denen der Immobilienkauf auch nach mehr als 25 Jahren täglichen Pendelns günstiger bleibt als im Münchner Stadtgebiet, sind die Gemeinden Karlsfeld im Landkreis Dachau sowie Germering (GKSt) und Fürstenfeldbruck (GKSt) im Landkreis Fürstenfeldbruck. Allerdings gilt für alle Orte im Umland von München, dass die Fahrt mit dem ÖPNV geringere Kosten verursacht als die Fahrt mit dem PKW.
„Autofans sind im Speckgürtel Münchens im Nachteil gegenüber ÖPNV-Nutzer*innen. Wer über das Pendeln, also das Arbeiten im Zentrum und Wohnen im Umland nachdenkt, sollte auf öffentliche Verkehrsmittel setzen. Damit sind viele Umlandgemeinden gut an die Metropole angebunden. Der Pendelkostenrechner zeigt auf, wo der Arbeitsweg schnell und günstig bewältigt werden kann und hilft Kaufinteressierten bei der Entscheidung für den Umzug ins Umland“, sagt Christian Hesse, Regionalbereichsleiter und Mitglied der regionalen Geschäftsleitung Süd & Ost von der Postbank Immobilien GmbH.