Diese Preisaufschläge zahlen Käufer*innen von Wohnungen im Neubau gegenüber dem Bestand in deutschen Regionen

Medieninformation vom 15.08.2023
Hohe Kaufpreisdifferenzen in München und bayerischen Ferienregionen • An Nord- und Ostsee sind Bestandswohnungen teurer als Neubauten • Neubauprämie im Hochpreissegment geringer als im mittleren Segment

Postbank Wohnatlas 2023:
Diese Preisaufschläge zahlen Käufer*innen von Wohnungen im Neubau gegenüber dem Bestand in deutschen Regionen

Klas­si­sche Alt­bau­woh­nung, schlich­te Nach­kriegs­bau­ten, ty­pi­scher Gelb­klin­ker oder mo­der­ner Neu­bau – die Ge­schmä­cker der Im­mo­bi­li­en­käu­fer*in­nen sind ver­schie­den. Doch wird al­lein der Kauf­preis be­trach­tet, fällt in rund neun von zehn Re­gio­nen Deutsch­lands die Wahl auf ei­ne vor 2020 er­rich­te­te Be­stands­im­mo­bi­lie: Ei­gen­tums­woh­nun­gen in Neu­bau­ten kos­ten fast über­all ei­nen Auf­preis. Trotz­dem kann für Käu­fer*in­nen in man­chen Ge­gen­den ein ge­ring­fü­gig teu­rer Neu­bau die bes­se­re In­ves­ti­ti­on sein, denn Woh­nun­gen äl­te­rer Bau­jah­re müs­sen even­tu­ell noch um­ge­baut oder en­er­ge­tisch sa­niert wer­den. Für den Ver­gleich der Preis­un­ter­schie­de von Alt- und Neu­bau ha­ben Ex­pert*in­nen des Ham­bur­gi­schen Welt­Wirt­schafts­In­sti­tuts (HW­WI) den Kauf ei­ner 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nung zu­grun­de ge­legt.  Ne­ben­kos­ten wur­den da­bei nicht ein­be­zo­gen. Sie wer­te­ten Im­mo­bi­li­en­an­ge­bo­te in den 400 Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten Deutsch­lands aus. Der Post­bank Woh­nat­las lie­fert nun ei­nen Über­blick über die re­gio­na­len Preis­ab­stu­fun­gen zwi­schen Ei­gen­tums­woh­nun­gen im Be­stand und Neu­bau­ob­jek­ten, die zwi­schen 2020 und 2022 fer­tig­ge­stellt wur­den.

Die Ana­ly­se zeigt: Vor al­lem in der Lan­des­haupt­stadt Mün­chen so­wie den baye­ri­schen Fe­ri­en­re­gio­nen sind Neu­bau­ten deut­lich teu­rer als Be­stands­woh­nun­gen. Die grö­ß­ten Preis­un­ter­schie­de al­ler deut­schen Re­gio­nen of­fen­ba­ren sich im ober­baye­ri­schen Land­kreis Mies­bach. Er ge­hört zum Ein­zugs­be­reich Mün­chens und be­inhal­tet auch das Fe­ri­en­ge­biet am Te­gern- und Schlier­see. Dort kos­tet der Qua­drat­me­ter ei­ner vor 2020 fer­tig­ge­stell­ten Woh­nung im mitt­le­ren Preis­seg­ment 7.800 Eu­ro, in ei­nem Neu­bau hin­ge­gen mehr als 15.300 Eu­ro. Beim Kauf ei­ner 70 Qua­drat­me­ter gro­ßen Woh­nung er­gibt sich da­mit in dem Land­kreis ei­ne rech­ne­ri­sche Preis­dif­fe­renz von mehr als ei­ner hal­ben Mil­lio­nen Eu­ro (527.420 Eu­ro). Auch in den baye­ri­schen Land­krei­sen Starn­berg und Gar­misch-Par­ten­kir­chen so­wie den kreis­frei­en Städ­ten Er­lan­gen und Nürn­berg kos­tet die Ei­gen­tums­woh­nung in ei­nem in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren er­bau­ten Haus ei­nen sat­ten Auf­preis. Im bun­des­wei­ten Mit­tel über al­le Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te liegt der Preis­auf­schlag für ei­ne 70 Qua­drat­me­ter gro­ße Neu­bau-Woh­nung ge­gen­über ei­ner Im­mo­bi­lie aus dem Be­stand im mitt­le­ren Preis­seg­ment bei 115.278 Eu­ro. Bei hoch­prei­si­gen Ob­jek­ten, al­so den teu­ers­ten zehn Pro­zent al­ler An­ge­bo­te, ist der Preis­ab­stand mit 95.190 Eu­ro ge­rin­ger.

Wo Neubau deutlich mehr kostet

Nicht nur im Sü­den der Na­ti­on müs­sen Woh­nungs­käu­fer*in­nen für ei­nen Neu­bau deut­lich tie­fer in die Ta­sche grei­fen: Auch in Lü­beck (Schles­wig-Hol­stein) be­steht mit 266.342 Eu­ro ei­ne ho­he Dif­fe­renz zwi­schen 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nun­gen in neu­en und äl­te­ren Ge­bäu­den. Die Han­se­stadt im ho­hen Nor­den ver­fügt über ei­nen gro­ßen Alt­bau­be­stand, dar­in kos­tet ei­ne Ei­gen­tums­woh­nung im Durch­schnitt des mitt­le­ren Preis­seg­ments 3.561 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Wer ei­nen Neu­bau er­gat­tert, muss da­für mit 7.366 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter im Schnitt dop­pelt so viel aus­ge­ben. Die Städ­te Mainz (Rhein­land-Pfalz) und Stutt­gart (Ba­den-Würt­tem­berg) auf den Rän­gen sechs und acht der Top-10-Re­gio­nen mit den höchs­ten Auf­schlä­gen für Neu­bau­ten wei­sen eben­falls ei­ne Preis­dif­fe­renz von mehr als 200.000 Eu­ro zwi­schen Neu­bau und Be­stand bei ei­ner 70-Qua­drat­me­ter-Woh­nung auf. Mainz war 2021 noch nicht in den Top 10 ver­tre­ten, 2022 muss­ten Käu­fer*in­nen ei­ner Ei­gen­tums­woh­nung hier 7.389 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter aus­ge­ben – Bau­jah­re vor 2020 kos­te­ten nur 4.422 Eu­ro.

Der Land­kreis Mies­bach im Speck­gür­tel Mün­chens ver­langt nicht nur für Woh­nun­gen im mitt­le­ren Preis­seg­ment ei­nen or­dent­li­chen Auf­schlag – auch im obe­ren Preis­seg­ment liegt der Land­kreis mit ei­nem Neu­bau-Mehr­preis von 424.546 Eu­ro bun­des­weit an der Spit­ze. Lu­xus­woh­nun­gen mit traum­haf­tem Blick auf Te­gern­see oder Ber­ge, hoch­wer­ti­ger Aus­stat­tung und De­tails wie Whirl­pool oder Ka­min fin­den hier mut­ma­ß­lich vor al­lem als Zweit­wohn­sitz zah­lungs­kräf­ti­ge Käu­fer*in­nen. Im Sü­den wei­sen wei­te­re Städ­te und Land­krei­se aus der Rang­lis­te im mitt­le­ren Seg­ment auch gro­ße Preis­dif­fe­ren­zen von min­des­tens 300.000 Eu­ro im obe­ren Preis­seg­ment auf. Zu­sätz­lich zu den be­reits ge­nann­ten Re­gio­nen fin­den sich in den Top 10 der grö­ß­ten Preis­auf­schlä­ge für Neu­bau­ten bei den hoch­prei­si­gen Ob­jek­ten auch die Städ­te Bo­chum (Nord­rhein-West­fa­len) und Wies­ba­den (Hes­sen). In der hes­si­schen Lan­des­haupt­stadt zah­len Käu­fer*in­nen von 70-Qua­drat­me­ter-Neu­bau­woh­nun­gen im obe­ren Preis­seg­ment 230.417 Eu­ro mehr als für die teu­ers­ten zehn Pro­zent im Be­stand. Für Lu­xus­woh­nun­gen in Bo­chum be­trägt der Neu­bau-Auf­preis 227.659 Eu­ro – im mitt­le­ren Preis­seg­ment sind es hier 120.291 Eu­ro Zu­schlag.

Hier macht das Bau­jahr kaum ei­nen Preis­un­ter­schied

Wäh­rend die Auf­prei­se für Neu­bau­ten in den Groß­städ­ten noch recht hoch aus­fal­len, lie­gen sie in 31 Re­gio­nen Deutsch­lands im Durch­schnitt un­ter 1.000 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter – für ei­ne 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nung im Neu­bau zah­len Käu­fer*in­nen im mitt­le­ren Preis­seg­ment al­so ma­xi­mal 70.000 Eu­ro mehr als für Bau­jah­re vor 2020. Bei­spiels­wei­se in den Land­krei­sen Leer, Witt­mund, Fries­land, Ve­ch­ta und Am­mer­land (Nie­der­sach­sen) so­wie Mar­burg-Bie­den­kopf (Hes­sen) sind die Preis­dif­fe­ren­zen ver­hält­nis­mä­ßig ge­ring, so dass die Wahl zwi­schen Neu­bau und Be­stands­im­mo­bi­lie nicht nur vom Kauf­preis ab­hän­gig ge­macht wer­den kann. So geht es im mitt­le­ren Preis­seg­ment im Land­kreis Mar­burg-Bie­den­kopf um ei­nen Auf­schlag von rund 47.654 Eu­ro und in Ve­ch­ta um gut 44.162 Eu­ro für 70 Qua­drat­me­ter in ei­ner neu er­rich­te­ten Im­mo­bi­lie. Die ge­rings­te Preis­dif­fe­renz be­steht im Land­kreis Dith­mar­schen in Schles­wig-Hol­stein mit nur 2.653 Eu­ro Neu­bau-Prä­mie, Ei­gen­tums­woh­nun­gen kos­ten dort im Be­stand 4.462 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter, mit Bau­jah­ren ab 2020 dann 4.500 Eu­ro.

„Vor al­lem durch ge­stie­ge­ne En­er­gie- und Le­bens­hal­tungs­kos­ten rü­cken en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Neu­bau­ten bei Käu­fer*in­nen von Ei­gen­tums­woh­nun­gen stär­ker in den Fo­kus. Auch teu­re Re­no­vie­rungs­maß­nah­men blei­ben hier meist ei­ni­ge Jah­re aus. Da­zu kom­men mo­der­ne Grund­ris­se, neue Bä­der und Kü­chen so­wie wei­te­re An­nehm­lich­kei­ten, die ei­nen klei­nen Auf­preis recht­fer­ti­gen“, sagt Ma­nu­el Beer­mann, ver­ant­wort­lich für das Im­mo­bi­li­en­ge­schäft der Post­bank. „Ist der Neu­bau noch nicht fer­tig­ge­stellt, kön­nen In­ter­es­sier­te oft noch De­tails der Woh­nung mit­ge­stal­ten. Gleich­zei­tig birgt dies die Ge­fahr von Bau­ver­zö­ge­run­gen und Pla­nungs­än­de­run­gen und er­for­dert ei­ni­ges an Vor­stel­lungs­ver­mö­gen von Kauf­in­ter­es­sent*in­nen.“ Ei­ne Woh­nung im Be­stand lässt sich voll­stän­dig in Au­gen­schein neh­men, an­statt sich vor­zu­stel­len, wie hell, ru­hig oder ge­räu­mig die Traum­im­mo­bi­lie spä­ter ein­mal sein wird. „Doch nicht al­le Vor- und Nach­tei­le der Ei­gen­tums­woh­nung sind auf den ers­ten Blick sicht­bar. Gleich­zei­tig ist es wich­tig, mög­lichst al­le Män­gel an Bau­sub­stanz, Elek­tro­in­stal­la­tio­nen oder Däm­mung zu ken­nen, um die­se beim Kauf mit ein­prei­sen zu kön­nen. Sach­ver­stän­di­ge oder Gut­ach­ter*in­nen kön­nen hel­fen, ver­steck­te Schwach­stel­len auf­zu­de­cken“, sagt Beer­mann. „Be­stands­woh­nun­gen sind manch­mal selbst mit Um­bau- oder Sa­nie­rungs­kos­ten schlicht er­schwing­li­cher. Die ho­hen Preis­auf­schlä­ge für Neu­bau­ten sind in ei­ni­gen Re­gio­nen, z.B. an Al­pen­se­en oder am Meer, auf ge­rin­ges An­ge­bot und ho­he Nach­fra­ge zu­rück­zu­füh­ren.“

Vor al­lem an der Nord­see sind Woh­nun­gen im Be­stand teu­rer

In ei­ni­gen Re­gio­nen sind die be­gehr­ten La­gen längst be­baut. Wer hier woh­nen will, wird kaum ein Neu­bau­ob­jekt fin­den – und wenn, dann häu­fig auf ei­nem nicht so an­spre­chen­den Grund­stück. Hier macht der ge­pfleg­te Alt­bau das Ren­nen. Dies gilt et­wa für die Fe­ri­en­re­gio­nen an der Nord­see in den Land­krei­sen Nord­fries­land (Schles­wig-Hol­stein) und Au­rich (Nie­der­sach­sen). In Nord­fries­land mit den Nord­see­inseln Am­rum und Sylt zah­len Käu­fer*in­nen von 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nun­gen aus dem Be­stand im Durch­schnitt 248.560 Eu­ro mehr als für Neu­bau­ten. In Au­rich mit den In­seln Lan­geoog und Spie­k­eroog kommt die vor 2020 fer­tig­ge­stell­te gleich­gro­ße Woh­nung durch­schnitt­lich 12.443 Eu­ro teu­rer als ein Er­werb im Neu­bau. Auch im Land­kreis Ros­tock (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) an der Ost­see mit der gleich­na­mi­gen Han­se­stadt so­wie den Fe­ri­en­ge­bie­ten Küh­lungs­born und Graal-Mü­ritz kommt auf Käu­fer*in­nen ein dies­mal je­doch ge­rin­ger Auf­schlag für Be­stands­im­mo­bi­li­en zu. Ei­ne vor 2020 fer­tig­ge­stell­te 70-Qua­drat­me­ter-Woh­nung kos­tet hier im mitt­le­ren Preis­seg­ment 2.264 Eu­ro mehr als ein Neu­bau.

Hinter­grund­infor­ma­tionen zum Postbank Wohn­atlas 2023

Der Post­bank Woh­nat­las ist ei­ne jähr­lich er­schei­nen­de, mehr­tei­li­ge Stu­di­en­rei­he, die den deut­schen Im­mo­bi­li­en­markt un­ter ver­schie­de­nen As­pek­ten re­gio­nal bis auf Kreis­ebe­ne be­leuch­tet. Für die vor­lie­gen­de Ana­ly­se, die den fünf­ten Stu­di­en­teil des dies­jäh­ri­gen Woh­nat­las dar­stellt, wur­de un­ter der Lei­tung von Di­plom-Volks­wir­tin Dör­te Nitt-Drie­ßel­mann, Se­ni­or Re­se­ar­che­rin beim Ham­bur­ger Welt­Wirt­schafts­In­sti­tut (HW­WI), die Im­mo­bi­li­en­preis­ent­wick­lung in den 400 deut­schen Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten un­ter­sucht.

Kontakt

Oliver Rittmaier
Mediensprecher