Die Immobilienpreise stagnieren oder sinken in vielen Gebieten Deutschlands – doch vor allem in den größten Städten der Republik sind sie weiter auf sehr hohem Niveau. Wer statt in der Innenstadt der Metropole eine Eigentumswohnung im Speckgürtel kauft, kann Geld sparen. In Düsseldorf kostete der Quadratmeter 2022 durchschnittlich 5.455 Euro. Damit mussten Käufer*innen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt mindestens 2.176 Euro pro Quadratmeter mehr ausgeben als für Immobilien in den Städten und Gemeinden der umliegenden Landkreise. Wer sich trotz Arbeitsstelle in der Düsseldorfer Innenstadt für einen Wohnort im Umland entscheidet, darf jedoch nicht vergessen, dass dann für den verlängerten Arbeitsweg zusätzliche Kosten für Sprit oder Zugticket anfallen und mehr Zeit eingeplant werden muss. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2023 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil beim Kauf durch die erhöhten Pendelkosten aufgezehrt ist. In der Annahme pendelt je Haushalt ein*e Arbeitnehmer*in. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice mit drei statt fünf Pendeltagen pro Woche einberechnet sowie größere Wohnungen etwa für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Düsseldorf zur Selbstnutzung mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in größeren Kommunen der angrenzenden Landkreise Mettmann und Rhein-Kreis Neuss sowie der kreisfreien Stadt Duisburg. Aus den beiden Landkreisen wurden dabei alle Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern und damit insgesamt 18 Kommunen in die Analyse einbezogen. Käufer*innen sollten jedoch mit einem Preisaufschlag für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen in den Umlandkreisen rechnen, da dort ein großes Preisgefälle zu abgelegenen Ortschaften besteht. Diesen Aufschlag haben die Expert*innen mit 20 Prozent kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil im Speckgürtel wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Kraftstoff auch den höheren Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten für den Weg mit dem Auto liegen bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn bleiben bei 0,13 Euro und ab 21 Kilometer bei 0,12 Euro, die jährlichen Mobilitätskosten wurden durch Einführung des 49-Euro-Tickets bei 588 Euro gedeckelt.
ÖPNV schlägt Auto – Preisvorteile im Umland vor allem in Duisburg und Erkrath
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen aus der 28 Kilometer entfernten kreisfreien Stadt Duisburg am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland: Wer den Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, hat den Kaufpreisvorteil gegenüber der Metropole erst nach 81,9 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto schrumpft diese Zeitspanne auf 22,5 Jahre. Für den Durchschnittskäufer sollten jedoch die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in etwa der restlichen Lebensarbeitszeit eines Immobilienkäufers, der in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt ist. Unter diesen Voraussetzungen lohnt sich das Pendeln für Autofahrer in keiner der untersuchten Städte. Zudem ist die Nutzung des ÖPNV überall die günstigere Alternative.