Die Immobilienpreise stagnieren oder sinken in vielen Gebieten Deutschlands – doch vor allem in den größten Städten der Republik sind sie weiter auf sehr hohem Niveau. Wer statt in der Innenstadt der Metropole eine Eigentumswohnung im Speckgürtel kauft, kann Geld sparen. In Köln kostete der Quadratmeter 2022 durchschnittlich 5.119 Euro. Damit mussten Käufer*innen in der Domstadt mindestens 1.800 Euro pro Quadratmeter mehr ausgeben als für Immobilien in Städten und Gemeinden der umliegenden Landkreise – selbst Wohnungen in Bonn sind durchschnittlich 1.087 Euro günstiger. Wer sich trotz Arbeitsstelle in der Kölner Innenstadt für einen Wohnort im Umland entscheidet, darf jedoch nicht vergessen, dass dann für den verlängerten Arbeitsweg zusätzliche Kosten für Treibstoff oder Zugticket anfallen und mehr Zeit eingeplant werden muss. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese zusätzlichen Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2023 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil beim Kauf durch die erhöhten Pendelkosten aufgezehrt ist. Es wird davon ausgegangen, dass je Haushalt ein*e Arbeitnehmer*in pendelt. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice einberechnet sowie größere Wohnungen etwa für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Köln zur Selbstnutzung mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in den beiden kreisfreien Städten Leverkusen und Bonn sowie den größten Kommunen in den fünf Landkreisen Mettmann, Rhein-Kreis Neuss, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis und Rhein-Sieg-Kreis. Aus den Landkreisen wurden neben den jeweils vier bevölkerungsreichsten Städten alle Orte mit mehr als 20.000 Einwohnern in der Analyse untersucht. Insgesamt wurden 47 Städte aus dem Umland Kölns einbezogen. Käufer*innen sollten jedoch mit einem Preisaufschlag für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen in den Umlandkreisen rechnen, da dort ein großes Preisgefälle zu abgelegenen Ortschaften besteht. Diesen Aufschlag haben die Expert*innen mit 20 Prozent kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil im Speckgürtel wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Kraftstoff auch den höheren Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten für den Weg mit dem Auto liegen bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn bleiben bei 0,13 Euro und ab 21 Kilometer bei 0,12 Euro, die jährlichen Mobilitätskosten wurden durch Einführung des 49-Euro-Tickets bei 588 Euro gedeckelt.
ÖPNV schlägt Auto – Preisvorteile im Umland vor allem in Leverkusen und Hürth
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen aus der 15 Kilometer entfernten kreisfreien Stadt Leverkusen am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland: Wer den Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, hat den Kaufpreisvorteil gegenüber der Metropole erst nach 38,7 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto schrumpft diese Zeitspanne auf 20,6 Jahre. Für den Durchschnittskäufer sollten jedoch die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in etwa der restlichen Lebensarbeitszeit eines Immobilienkäufers, der in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt ist. Unter diesen Voraussetzungen lohnt sich das Pendeln für Autofahrer*innen in keiner der untersuchten Städte – in der Mehrheit der Umlandstädte ist der Kaufpreisvorteil schon in weniger als zehn Jahren aufgezehrt.