Die Immobilienpreise stagnieren oder sinken in vielen Gebieten Deutschlands – doch vor allem in den größten Städten der Republik liegen sie weiter auf sehr hohem Niveau. Wer statt in der Innenstadt der Metropole eine Eigentumswohnung im Speckgürtel kauft, kann daher Geld sparen. In Frankfurt am Main kostete der Quadratmeter 2022 durchschnittlich 6.654 Euro. Damit mussten Käufer*innen in der Mainmetropole durchschnittlich mindestens 2.000 Euro mehr ausgeben als in den meisten umliegenden Städten und Gemeinden. Wer sich trotz Arbeitsstelle in der Frankfurter Innenstadt für das Umland entscheidet, darf jedoch nicht vergessen, dass dann für den verlängerten Arbeitsweg zusätzliche Kosten für Benzin oder Zugticket anfallen und mehr Zeit eingeplant werden muss. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2023 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil beim Kauf durch die erhöhten Pendelkosten aufgezehrt ist. In der Annahme pendelt je Haushalt ein*e Arbeitnehmer*in. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice mit drei statt fünf Pendeltagen pro Woche einberechnet sowie größere Wohnungen etwa für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Frankfurt am Main zur Selbstnutzung mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in der kreisfreien Stadt Offenbach am Main sowie in den sechs Landkreisen Groß-Gerau, Hochtaunuskreis, Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Offenbach und Wetteraukreis. Aus den Landkreisen wurden neben den jeweils vier bevölkerungsreichsten Städten alle Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern in die Analyse einbezogen. Insgesamt wurden 35 Städte und Gemeinden im Umland Frankfurts betrachtet. Käufer*innen sollten jedoch mit einem Preisaufschlag für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen in den Umlandkreisen rechnen, da dort ein großes Gefälle zu abgelegenen Ortschaften besteht. Diesen Aufschlag haben die Expert*innen mit 20 Prozent kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil im Speckgürtel wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Benzin auch den höheren Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten für den Weg mit dem Auto liegen bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn bleiben bei 0,13 Euro und ab 21 Kilometer bei 0,12 Euro, die jährlichen Mobilitätskosten wurden durch Einführung des 49-Euro-Tickets bei 588 Euro gedeckelt.
Preisvorteile im Umland vor allem in Langen (Hessen) und Offenbach am Main
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen aus dem 21 Kilometer entfernten Langen (Hessen) am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland: Wer den Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, hat den Kaufpreisvorteil gegenüber der Metropole erst nach 71,3 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto schrumpft diese Zeitspanne auf 19,1 Jahre. Für den Durchschnittskäufer sollten jedoch die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in der Regel der restlichen Lebensarbeitszeit eines Immobilienkäufers, der in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt ist. Unter diesen Vorgaben lohnt sich das Pendeln für Autofahrer*innen jedoch nur in fünf der untersuchten 35 Regionen – nutzen Pendler*innen den ÖPNV profitieren sie allerdings auch in diesen Orten länger.