Die von den HWWI-Fachleuten berechnete Höhe der durchschnittlichen Mehrkosten hilft Kaufinteressierten, die Wahl zwischen einer energieeffizienteren Wohnung und einer Eigentumswohnung mit den schlechteren Energieeffizienzklassen E, F, G und H zu treffen. „In Regionen mit überdurchschnittlich teuren energieeffizienten Wohnungen lohnt sich womöglich die Sanierung einer älteren bzw. weniger energieeffizienten Immobilie“, sagt Beermann. „Die Höhe der dafür veranschlagten Kosten ist stark vom Einzelfall abhängig. Dabei spielt neben dem Sanierungsbedarf auch die Anzahl der Wohneinheiten eine Rolle, denn energetische Sanierung ist Sache der Eigentümer*innengemeinschaft. Die Dämmung des Daches kostet in einem 4-Parteien-Haus oft genauso viel wie in einem 20-Parteien-Gebäude, kann in letzterem Fall aber auf mehr Schultern verteilt werden. Die Höhe der bestehenden Rücklagen ist ebenso zu beachten, wie die konkrete Ausstattung mit alten Heizungen oder ob es ausreicht, nur Dach und Keller, statt der gesamten Fassade zu dämmen. Es ist dringend anzuraten, Expert*innen zu Rate zu ziehen.“
Das kostet Energieeffizienz jenseits der großen Metropolen
In insgesamt 64 Regionen werden Aufschläge von mehr als 1.000 Euro je Quadratmeter aufgerufen für Wohnungen, die eine Energieeffizienzklasse von A+, A, B, C oder D aufweisen. Darunter fallen 22 Regionen mit mindestens 1.250 Euro Mehrpreis. Neben Hamburg, München und Frankfurt am Main aus den Big 7 fallen darunter auch die Großstädte Oldenburg (Niedersachsen) und Wiesbaden (Hessen), die Mittelstädte Rosenheim (Bayern) und Emden (Niedersachsen) sowie mehrere Landkreise in Ferienregionen. Beispielsweise werden in Emden im Schnitt 3.099 Euro pro Quadratmeter für energieeffiziente Eigentumswohnungen verlangt, 1.597 Euro mehr als für eine Immobilie mit einer schlechteren Energieeffizienz. Damit zahlen Wohnungskäufer*innen in der Mittelstadt an der Emsmündung einen größeren Aufschlag als in Metropolen wie Frankfurt am Main und Hamburg. In Rosenheim beträgt der Aufpreis 1.258 Euro und ist damit höher als in der Hauptstadt Berlin.
Zu den teuren Gegenden für Kaufinteressent*innen, die auf Energieeffizienz Wert legen, gehören auch viele Landkreise – vor allem im Norden und Süden Deutschlands. Den höchsten Aufpreis von 2.362 Euro zahlen Käufer*innen im Landkreis Miesbach (Bayern), dicht gefolgt von Schleswig-Flensburg (Schleswig-Holstein) mit 2.043 Euro pro Quadratmeter. Der Landkreis Wesermarsch (Niedersachsen) folgt mit 1.743 Euro Mehrpreis. In allen drei Kreisen zahlen Käufer*innen einen höheren Aufschlag für Energieeffizienz als etwa in München. Im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land liegt der Aufschlag mit knapp 1.700 Euro über dem von Frankfurt am Main. In den Top 10 der höchsten Aufpreise befinden sich zusätzlich der bayrische Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der baden-württembergische Landkreis Tübingen und der Landkreis Merzig-Wadern im Saarland.
In 130 Regionen beträgt der Preisaufschlag für energetisch effiziente Wohnungen weniger als 500 Euro je Quadratmeter, in 48 dieser Regionen sogar weniger als 250 Euro. Viele davon liegen in Sachsen (9), Thüringen (8), Bayern (7) und Niedersachsen (4). Nur zwölf Euro mehr pro Quadratmeter müssen Käufer*innen im Landkreis Bautzen (Sachsen) für mehr Energieeffizienz investieren, im Landkreis Görlitz (Sachsen) sind es 24 Euro, in Brandenburg an der Havel (Brandenburg) 40 Euro, in der kreisfreien Stadt Frankenthal (Pfalz) in Rheinland-Pfalz 51 Euro und in der Stadt Passau (Bayern) 65 Euro. Auch die von Altbauten geprägten bayerischen Städte Passau, Würzburg sowie das rheinland-pfälzische Koblenz gehören zu den Regionen mit vergleichsweise geringen Aufschlägen für energieeffiziente Eigentumswohnungen. Im Durchschnitt über alle Landkreise eines Bundeslandes bestehen die höchsten Differenzen in Schleswig-Holstein (842 Euro), die niedrigsten in Sachsen (127 Euro).
Hier kostet Energieeffizienz weniger
Gute Nachrichten für alle, die Wohnnebenkosten sparen wollen, gibt es in sieben Regionen. Hier kosten Eigentumswohnungen mit Energieeffizienzklassen D und besser im Durchschnitt weniger als Wohnungen mit einer schlechteren Energieeffizienz. Das liegt vor allem an der Lage. In vielen Altstädten gibt es kaum Neubauten und die energieeffizienten Gebäude stehen in weniger attraktiven Außenbezirken. Die größte Preisdifferenz weist die kreisfreie Stadt Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) auf. Für Eigentumswohnungen in Gebäuden mit Effizienzklassen E, F, G und H zahlen Käufer*innen im Schnitt 912 Euro mehr pro Quadratmeter als für energieeffizientere Wohnungen. Deutlich geringer ist der Vorteil mit 223 Euro für energieeffiziente Eigentumswohnungen im Saale-Orla-Kreis in Thüringen. Auch in den Landkreisen Lindau (Bodensee) in Bayern, Mittelsachsen und Meißen (Sachsen), Greiz (Thüringen) sowie der Stadt Heidelberg (Baden-Württemberg) sind Liebhaber von Energieeffizienz sogar finanziell im Vorteil.
„Trotz der Preisvorteile für Effizienz in diesen Regionen kann sich in einigen Fällen eine weniger energieeffiziente Wohnung selbst mit Aufpreis und Sanierungskosten rechnen, wenn ihre Lage dies rechtfertigt. Eine schöne Eigentumswohnung in zentraler Altstadtlage wird ihren Wert auch künftig halten oder steigern. Eine sehr energieeffiziente Wohnung außerhalb oder in weniger ansprechender Umgebung wird auch mit zusätzlichen Investitionen nicht in eine gute Lage versetzt“, erläutert Beermann. „Interessent*innen sollten dies nie pauschal beurteilen, sondern Merkmale wie Lage und Ausstattung prüfen sowie diese mit dem Budget und den persönlichen Anforderungen abgleichen.“