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Finanzen 2025: Der Optimismus der Deutschen wächst wieder
Die Stimmung der Deutschen hinsichtlich ihrer Finanzen hatte sich in den vergangenen Jahren eingetrübt: Ende 2021 waren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Anfang 2020 ausgebrochenen Corona-Pandemie in der breiten Bevölkerung deutlich spürbar. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs und der infolgedessen stark steigenden Inflation erreichte die Stimmung zum Jahresende 2022 einen Tiefpunkt. 2023 zeichnete sich wider Erwarten ein Umbruch ab: Die Verunsicherung durch die Corona-Pandemie, den Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die starke Inflation schienen überwunden. 2024 sind nun zum ersten Mal wieder mehr Menschen mit Blick auf ihre Finanzen optimistisch.
Auch wenn derzeit die Risiken für die Konjunktur im Euroraum und besonders für Deutschland durchaus Anlass zur Sorge bieten, sind knapp 48 Prozent der Bundesbürger optimistisch, dass sich ihre finanzielle Situation – also Einkommen, Ersparnisse, Geldanlage und Ausgaben – im kommenden Jahr positiv entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt das „Stimmungsbarometer“ der Postbank, eine repräsentative Umfrage, die seit 2019 jährlich am Ende des Jahres durchgeführt wird.
Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Postbank, erklärt die Verbesserung der Verbraucherstimmung: „Die Corona-Pandemie liegt mittlerweile einige Zeit hinter uns und auch die Inflation ist deutlich zurückgegangen. Da die Realeinkommen – also die Einkommen unter Berücksichtigung der Inflation – wieder steigen, sind die Menschen positiver gestimmt. Allerdings ist die hohe Sparquote ein Hinweis darauf, dass die Verunsicherung immer noch groß ist.“ Die Sparquote gibt an, wie viel Prozent des verfügbaren Einkommens Verbraucher zurücklegen. Diese lag im ersten Halbjahr 2024 bei 11,1 Prozent und damit einen Prozentpunkt über dem Niveau des Vorjahres. „Ein Grund für die wachsende Sparbereitschaft ist die erhöhte Vorsicht der Verbraucher – auch mit Blick auf die derzeit schwache Konjunktur und die Unsicherheit am Arbeitsmarkt“, sagt Dr. Ulrich Stephan. „Auch die gestiegenen Zinsen animieren zum Sparen.“
Während die Gesamtbevölkerung immer zuversichtlicher in die Zukunft blickt, bessert sich die Stimmung in den unteren Einkommensgruppen allerdings noch nicht, im Gegenteil: 2023 waren knapp 35 Prozent der Befragten mit einem Einkommen unter 2.500 Euro mit Blick auf ihre Finanzen zuversichtlich, aktuell sind es hingegen nur knapp 33 Prozent. Im Vergleich dazu stieg der Anteil der Optimisten unter den Menschen mit höherem Einkommen von knapp 53 Prozent im Vorjahr auf aktuell knapp 61 Prozent.
Ampel-Aus und Trump-Wahl
Der Bruch der Ampel-Koalition und die anberaumten Neuwahlen sorgen bei vielen Verbrauchern erneut für Verunsicherung: Knapp jeder zweite Deutsche (41 Prozent) kann nicht einschätzen, wie sich diese Situation auf seine Finanzen auswirken wird. Jeder vierte (25 Prozent) meint, dass seine Einkünfte, Ersparnisse und Geldanlagen davon unberührt bleiben. Jeder fünfte (19 Prozent) geht von einem negativen Einfluss aus, nur jeder achte (zwölf Prozent) von einem positiven. Um diese Stimmungslage zu verbessern, sei entscheidend, dass die vorgezogene Bundestagswahl klare Mehrheiten ergebe und zeitnah eine neue Regierung gebildet werden kann, meint Dr. Ulrich Stephan. „Dann wird es darauf ankommen, welche Weichenstellungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik vorgenommen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass – analog zur Haltung der neuen EU-Kommission – der Fokus stärker auf Beschäftigung und Wirtschaftswachstum gelegt wird.“
Auch die Wiederwahl Donald Trumps sorgt für Ungewissheit mit Blick auf die Geldangelegenheiten der Verbraucher: Gut jeder dritte Deutsche (38 Prozent) kann nicht einschätzen, wie sich der Ausgang der US-Wahl auf seine finanzielle Situation auswirken wird, so die Postbank Umfrage. Jeder dritte (32 Prozent) glaubt, dass er keine Auswirkungen auf seine Finanzen spüren wird, jeder fünfte (18 Prozent) befürchtet eine Verschlechterung, jeder elfte (neun Prozent) hofft auf eine Verbesserung. Der designierte US-Präsident hatte unter anderem angekündigt, US-Militärhilfen für Europa zu kürzen und EU-Importe mit höheren Zöllen zu belegen. „Sollte der kommende US-Präsident diese Maßnahmen umsetzen – und davon gehe ich aus – müssen Europa und auch Deutschland erwachsen werden“, sagt Dr. Ulrich Stephan. „Dazu gehören auch höhere Ausgaben für die Verteidigung.“ Zölle auf US-Importe würden gerade Deutschland hart treffen, da die Vereinigten Staaten derzeit für Deutschlands Exportwirtschaft so wichtig sind wie selten zuvor – das belegen Daten des Statistischen Bundesamts. Demnach gingen 2023 knapp zehn Prozent der deutschen Exporte in die USA. „Sollte die EU mit eigenen Zöllen antworten, werden die entsprechenden Güter in Europa teurer und die Inflation steigt“, ergänzt der Postbank Experte.
Daten zu den Umfragen
- „Stimmungsbarometer 2025“, YouGov, Online-Umfrage, 2.020 Befragte, bevölkerungsrepräsentativ, November 2024
- „Stimmungsbarometer 2024“, YouGov, Online-Umfrage, 2.120 Befragte, bevölkerungsrepräsentativ, Oktober 2023
- „Stimmungsbarometer 2023“, YouGov, Online-Umfrage, 2.039 Befragte, bevölkerungsrepräsentativ, Oktober 2022
- „Stimmungsbarometer 2022“, YouGov, Online-Umfrage, 2.091 Befragte, bevölkerungsrepräsentativ, November 2021
- „Stimmungsbarometer 2021“, Kantar, Telefon-Umfrage, 1.001 Befragte, bevölkerungsrepräsentativ, November 2020
- „Stimmungsbarometer 2020“, Kantar, Telefon-Umfrage, 996 Befragte, bevölkerungsrepräsentativ, September 2019