Hier kosten Neubauten deutlich mehr als Wohnungen im Bestand

Medieninformation vom 15.07.2024
Hohe Kaufpreisdifferenzen in den Landkreisen Miesbach und Garmisch-Partenkirchen • In 27 Regionen macht das Baujahr nur einen geringen Unterschied • Nur in Nordfriesland sind Bestandswohnungen im Schnitt teurer als Neubauten

Postbank Wohnatlas 2024:
Hier kosten Neubauten deutlich mehr als Wohnungen im Bestand

Nicht je­de*r Im­mo­bi­li­en­käu­fer*in träumt vom mo­der­nen Neu­bau – so man­che*n ver­zü­cken stuck­ver­zier­te Alt­bau­ten, schlich­te Nach­kriegs­bau­ten oder der 70er-Jah­re-Charme. Doch wenn statt per­sön­li­chem Ge­schmack der Geld­beu­tel ent­schei­det, müss­te in na­he­zu al­len 400 deut­schen Re­gio­nen die Wahl auf ei­ne vor 2021 er­rich­te­te Be­stands­im­mo­bi­lie fal­len. Denn Neu­bau­ten kos­ten mit Aus­nah­me der Fe­ri­en­re­gi­on Nord­fries­land über­all ei­nen Auf­preis. In man­chen Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten kann je­doch auch der ge­ring­fü­gig teu­re­re Neu­bau mit­tel­fris­tig die güns­ti­ge­re In­ves­ti­ti­on sein, denn Ei­gen­tums­woh­nun­gen äl­te­rer Bau­jah­re müs­sen oft­mals auf­wen­dig en­er­ge­tisch sa­niert oder re­no­viert wer­den. Für den Ver­gleich der Preis­un­ter­schie­de von Be­stands- und Neu­bau­ten ha­ben Ex­pert*in­nen des Ham­bur­gi­schen Welt­Wirt­schafts­In­sti­tuts (HW­WI) Im­mo­bi­li­en­an­ge­bo­te aus dem Vor­jahr aus­ge­wer­tet und da­bei den Kauf ei­ner 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nung zu­grun­de ge­legt. Ne­ben­kos­ten wur­den da­bei nicht ein­be­zo­gen. Der Postbank Woh­nat­las lie­fert ei­nen Über­blick über die re­gio­na­len Preis­ab­stu­fun­gen zwi­schen Ei­gen­tums­woh­nun­gen im Be­stand und Neu­bau­ob­jek­ten, die zwi­schen 2021 und 2023 fer­tig­ge­stellt wur­den.

Die Ana­ly­se zeigt: Vor al­lem in den baye­ri­schen Fe­ri­en­re­gio­nen sind Neu­bau­ten deut­lich teu­rer als Be­stands­woh­nun­gen. Die grö­ß­ten Preis­un­ter­schie­de al­ler deut­schen Re­gio­nen of­fen­ba­ren sich im ober­baye­ri­schen Land­kreis Mies­bach. Er ge­hört zum Ein­zugs­be­reich Mün­chens und be­inhal­tet auch das Fe­ri­en­ge­biet am Te­gern- und Schlier­see. Dort kos­tet der Qua­drat­me­ter ei­ner vor 2021 fer­tig­ge­stell­ten Woh­nung im mitt­le­ren Preis­seg­ment 7.380 Eu­ro, in ei­nem Neu­bau hin­ge­gen fast 13.000 Eu­ro. Beim Kauf ei­ner 70 Qua­drat­me­ter gro­ßen Woh­nung er­gibt sich da­mit in dem Land­kreis ei­ne rech­ne­ri­sche Preis­dif­fe­renz von 382.474 Eu­ro. Auch in dem eben­falls baye­ri­schen Land­kreis Gar­misch-Par­ten­kir­chen kos­tet die Ei­gen­tums­woh­nung in ei­nem in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren er­bau­ten Haus ei­nen sat­ten Auf­preis von mehr als 340.000 Eu­ro.

Wo Neu­bau deut­lich mehr kos­tet

In den Top 10 der Re­gio­nen mit dem grö­ß­ten Neu­bau­auf­preis sind wei­te­re süd­lich ge­le­ge­ne Land­krei­se und Städ­te ver­tre­ten: Bei­spiels­wei­se die kreis­frei­en Städ­te Er­lan­gen (Bay­ern), Mainz und Spey­er (Rhein­land-Pfalz) so­wie die Land­krei­se Fürs­ten­feld­bruck und Dach­au (Bay­ern). Als ein­zi­ger nörd­li­cher Ver­tre­ter ist die Han­se­stadt Lü­beck in den Top 10 der Re­gio­nen mit ho­hen Auf­schlä­gen für Neu­bau-Ei­gen­tums­woh­nun­gen auf­ge­führt – dort aber mit ei­ner Dif­fe­renz von fast 300.000 Eu­ro so­gar an drit­ter Stel­le. Auf Rang 4 und Rang 9 sind mit Stutt­gart und Mün­chen zwei Big-7-Me­tro­po­len eben­falls ein teu­res Pflas­ter für Neu­bau-Fans im mitt­le­ren Preis­seg­ment. Ber­lin ist im Ge­gen­satz zum Vor­jahr nicht mehr in den Top 10 ver­tre­ten, die Dif­fe­renz zwi­schen 70-Qua­drat­me­ter­woh­nun­gen in al­ten und neu­en Ge­bäu­den be­trägt hier knapp un­ter 190.000 Eu­ro. Auch Nürn­berg und der Land­kreis Starn­berg (bei­de Bay­ern) ha­ben die Top 10 ver­las­sen. Neu ein­ge­zo­gen sind die Stadt Spey­er und die Land­krei­se Fürs­ten­feld­bruck und Dach­au.

„Die ho­hen Preis­auf­schlä­ge für jün­ge­re Bau­jah­re sind in ei­ni­gen Re­gio­nen am Meer und an den Al­pen­se­en durch ein ge­rin­ges An­ge­bot bei ho­her Nach­fra­ge zu er­klä­ren. Doch auch in manch an­de­ren Ge­bie­ten sind Be­stands­woh­nun­gen selbst un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­bau- oder Sa­nie­rungs­kos­ten schlicht er­schwing­li­cher“, sagt Ma­nu­el Beer­mann, ver­ant­wort­lich für das Im­mo­bi­li­en­ge­schäft der Postbank. „Ei­ne Woh­nung im Be­stand lässt sich voll­stän­dig in Au­gen­schein neh­men, an­statt sich vor­zu­stel­len, wie hell, ru­hig oder ge­räu­mig die Traum­im­mo­bi­lie spä­ter ein­mal sein wird. Um­so wich­ti­ger ist es, Sach­ver­stän­di­ge oder Gut­ach­ter*in­nen hin­zu­zu­zie­hen, die ver­deck­te Schwach­stel­len auf­de­cken. Um den Kauf­preis se­ri­ös be­ur­tei­len zu kön­nen, soll­ten In­ter­es­sier­te mög­lichst al­le Män­gel an Bau­sub­stanz, Elek­tro­in­stal­la­tio­nen oder Däm­mung ken­nen.“

Neu­bau-Lu­xus­woh­nun­gen ha­ben ei­nen noch grö­ße­ren Auf­preis

Der baye­ri­sche Land­kreis Mies­bach ver­langt nicht nur für Neu­bau­woh­nun­gen im mitt­le­ren Preis­seg­ment ei­nen or­dent­li­chen Auf­schlag – auch im obe­ren Preis­seg­ment liegt der Land­kreis mit ei­nem Mehr­preis von 555.599 Eu­ro bun­des­weit an der Spit­ze. Lu­xus­woh­nun­gen mit Blick auf Te­gern­see oder Ber­ge und hoch­wer­ti­ger Aus­stat­tung fin­den hier mut­ma­ß­lich vor al­lem als Zweit­wohn­sitz zah­lungs­kräf­ti­ge Käu­fer*in­nen. Im Sü­den wei­sen wei­te­re Städ­te und Land­krei­se aus der Rang­lis­te im mitt­le­ren Seg­ment eben­falls gro­ße Preis­dif­fe­ren­zen im obe­ren Preis­seg­ment auf – um die 400.000 Eu­ro be­trägt der Un­ter­schied in den Städ­ten Mün­chen und Stutt­gart so­wie im Land­kreis Gar­misch-Par­ten­kir­chen, in der Stadt Spey­er liegt er bei 336.000 Eu­ro. In der Groß­stadt Er­lan­gen be­trägt die Dif­fe­renz über 265.000 Eu­ro. Zu­sätz­lich fin­det sich in den Top 10 der grö­ß­ten Preis­auf­schlä­ge für Neu­bau­ten bei den hoch­prei­si­gen Ob­jek­ten auch die Stadt Hei­del­berg (Ba­den-Würt­tem­berg). In der Groß­stadt am Ne­ckar zahl­ten Käu­fer*in­nen von 70-Qua­drat­me­ter-Neu­bau­woh­nun­gen im obe­ren Preis­seg­ment 507.500 Eu­ro mehr als für die teu­ers­ten zehn Pro­zent im Be­stand – im mitt­le­ren Preis­seg­ment sind es dort 176.394 Eu­ro Zu­schlag. Im Land­kreis Lin­dau (Bo­den­see) in Bay­ern be­trägt die Dif­fe­renz zwi­schen Neu- und Be­stands­bau­ten im obe­ren Preis­seg­ment 414.000 Eu­ro. Der Hoch­tau­nus­kreis (Hes­sen) in der Me­tro­pol­re­gi­on Frank­furt weist bei Lu­xus­woh­nun­gen Neu­bau­auf­schlä­ge von knapp 300.000 Eu­ro auf und im bran­den­bur­gi­schen Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark wer­den gut 250.000 Eu­ro mehr ver­langt.

Hier macht das Bau­jahr kaum ei­nen Preis­un­ter­schied

Wäh­rend die Auf­prei­se für Neu­bau­ten in den Groß­städ­ten recht hoch aus­fal­len, lie­gen sie in 27 Re­gio­nen Deutsch­lands im Durch­schnitt un­ter 1.250 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter – für ei­ne 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nung im Neu­bau zah­len Käu­fer*in­nen im mitt­le­ren Preis­seg­ment al­so ma­xi­mal 87.500 Eu­ro mehr als für Bau­jah­re vor 2021. Bei­spiels­wei­se in den Land­krei­sen Au­rich, Leer, Witt­mund, Fries­land und Uel­zen (Nie­der­sach­sen), dem Ei­fel­kreis Bit­burg-Prüm (Rhein­land-Pfalz) so­wie dem Land­kreis Vor­pom­mern-Greifs­wald und so­wohl im Land­kreis als auch in der Stadt Ros­tock (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) sind die Preis­dif­fe­ren­zen ver­hält­nis­mä­ßig ge­ring. Hier kann die Wahl zwi­schen Neu­bau und Be­stands­im­mo­bi­lie nicht nur vom Kauf­preis ab­hän­gig ge­macht wer­den. So geht es im mitt­le­ren Preis­seg­ment im Land­kreis Ros­tock um rund 19.000 Eu­ro und im Land­kreis Vor­pom­mern-Greifs­wald um rund 63.000 Eu­ro Zu­schlag für 70 Qua­drat­me­ter in ei­ner neu er­rich­te­ten Im­mo­bi­lie. Die ge­rings­te Preis­dif­fe­renz be­steht im Land­kreis Au­rich mit nur 8.287 Eu­ro Neu­bau-Prä­mie, Ei­gen­tums­woh­nun­gen kos­ten dort im Be­stand 3.956 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter, mit Bau­jah­ren ab 2021 dann 4.074 Eu­ro.

„Bei ei­nem ge­rin­gen Auf­preis ha­ben Neu­bau­woh­nun­gen vor al­lem den Vor­teil ei­ner en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Bau­wei­se. In Zei­ten ge­stie­ge­ner Le­bens­hal­tungs- und Wohn­ne­ben­kos­ten kön­nen Käu­fer*in­nen so spa­ren. Auch wei­te­re Re­no­vie­rungs­kos­ten blei­ben zu­meist aus – bei­spiels­wei­se für ei­ne neue Kü­che, mo­der­ne Bä­der oder ei­nen zeit­ge­mä­ßen Grund­ris­s“, sagt Ma­nu­el Beer­mann.  „Letzt­end­lich soll­te der Kauf nicht nur vom Bau­jahr ab­hän­gig ge­macht wer­den. In­ter­es­sier­te soll­ten im­mer al­le Vor- und Nach­tei­le der je­wei­li­gen Ei­gen­tums­woh­nung ab­wä­gen.“ In ei­ni­gen Re­gio­nen sind die be­gehr­ten La­gen längst be­baut. Wer hier woh­nen will, wird kaum ein Neu­bau­ob­jekt fin­den – und wenn, dann häu­fig auf ei­nem nicht so an­spre­chen­den Grund­stück. Hier macht der ge­pfleg­te Alt­bau das Ren­nen. Dies gilt vor al­lem für die Fe­ri­en­re­gi­on Nord­fries­land (Schles­wig-Hol­stein) mit den In­seln Am­rum und Sylt. Hier zah­len Käu­fer*in­nen von 70-Qua­drat­me­ter-Ei­gen­tums­woh­nun­gen aus dem Be­stand im Durch­schnitt 61.818 Eu­ro mehr als für Neu­bau­ten.

Hinter­grund­infor­ma­tionen zum Postbank Wohn­atlas 2024

Der Postbank Woh­nat­las ist ei­ne jähr­lich er­schei­nen­de, mehr­tei­li­ge Stu­di­en­rei­he, die den deut­schen Im­mo­bi­li­en­markt un­ter ver­schie­de­nen As­pek­ten re­gio­nal bis auf Kreis­ebe­ne be­leuch­tet. Für die vor­lie­gen­de Ana­ly­se, die den fünf­ten Stu­di­en­teil des dies­jäh­ri­gen Woh­nat­las dar­stellt, wur­de un­ter der Lei­tung von Di­plom-Volks­wir­tin Dör­te Nitt-Drie­ßel­mann, Se­ni­or Re­se­ar­che­rin beim Ham­bur­ger Welt­Wirt­schafts­In­sti­tut (HW­WI), die Im­mo­bi­li­en­preis­ent­wick­lung in den 400 deut­schen Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten un­ter­sucht.

Kontakt

Oliver Rittmaier
Mediensprecher