Trotz vielerorts sinkender Immobilienpreise liegen diese vor allem in den größten Städten der Republik nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Wer sich somit für den Kauf einer Eigentumswohnung im Speckgürtel und nicht in der Innenstadt einer Metropole entscheidet, kann weiterhin Geld sparen. In Hamburg kostete der Quadratmeter 2023 durchschnittlich 6.230 Euro. Damit mussten Käufer*innen in der Hansestadt im Schnitt durchschnittlich mindestens 2.740 Euro pro Quadratmeter mehr ausgeben als für eine Wohnung in den umliegenden Landkreisen.
Im Umland zu wohnen und in der Hamburger Innenstadt zu arbeiten, hat jedoch nicht nur Vorteile: Durch den längeren Arbeitsweg fallen zusätzliche Kosten für Treibstoff oder Zugticket an und es muss mehr Zeit eingeplant werden. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2024 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil beim Kauf durch die erhöhten Pendelkosten aufgezehrt ist. Im Modell pendelt je Haushalt ein*e Arbeitnehmer*in. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice mit drei statt fünf Pendeltagen pro Woche einberechnet sowie größere Wohnungen etwa für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Hamburg zur Selbstnutzung mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in den größten Ortschaften der sechs Landkreise Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Harburg und Stade. Aus den Landkreisen wurden die jeweils vier bevölkerungsreichsten Kommunen in die Analyse einbezogen. Insgesamt wurden 24 Städte und Gemeinden im Umland Hamburgs betrachtet. Käufer*innen sollten jedoch mit einem Preisaufschlag auf den Durchschnittspreis des jeweiligen Landkreises im Umland für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen rechnen, da diese deutlich teurer sind als Immobilien in abgelegenen Ortschaften. Diesen Aufschlag haben die Expert*innen mit 20 Prozent kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil im Speckgürtel wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto inklusive Treibstoff auch den höheren Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten für die Fahrt mit dem Auto liegen nach Abzug von Steuervergünstigungen durch die Pendler*innenpauschale bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn wird mit 0,13 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer mit 0,12 Euro pro Kilometer veranschlagt. Die jährlichen Mobilitätskosten im ÖPNV wurden durch die Einführung des 49-Euro-Tickets nach Abzug von Steuervergünstigungen auf 540 Euro gedeckelt.
Preisvorteile im Umland vor allem in Seevetal und Schwarzenbek
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen aus dem 24 Kilometer entfernten Seevetal im Landkreis Harburg am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland: Wer den Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, hat den Kaufpreisvorteil gegenüber der Metropole erst nach 44,6 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto schrumpft diese Zeitspanne auf 18,4 Jahre. Im mit 39 Kilometern etwas weiter entfernten Schwarzenbek (Herzogtum Lauenburg) hält der Kaufpreisvorteil 42,6 Jahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber nur 13,7 Jahre für Autopendler*innen. Für Durchschnittskäufer*innen sollten jedoch die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in der Regel der restlichen Lebensarbeitszeit eines Immobilienkäufers oder einer Immobilienkäuferin, der oder die in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt ist. Unter diesen Vorgaben lohnt sich das Pendeln für Autofahrer*innen jedoch in keiner der 24 untersuchten Kommunen.