Trotz vielerorts sinkender Immobilienpreise liegen sie vor allem in den größten Städten der Republik nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Wer sich somit für den Kauf einer Eigentumswohnung im Speckgürtel statt in der Innenstadt der Metropole entscheidet, kann weiterhin Geld sparen. In Frankfurt am Main kostete der Quadratmeter 2023 durchschnittlich 6.179 Euro. Damit mussten Käufer*innen in der Mainmetropole im Schnitt mindestens 2.000 Euro pro Quadratmeter mehr ausgeben als für eine durchschnittliche Immobilie in den umliegenden Landkreisen und kreisfreien Städten. Die Wahl des Umlands als Wohnort trotz Arbeitsstelle in der Frankfurter Innenstadt hat jedoch nicht nur Vorteile: Durch den längeren Arbeitsweg fallen zusätzliche Kosten für Benzin oder Zugticket an und es muss mehr Zeit eingeplant werden. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2024 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil beim Kauf durch die erhöhten Pendelkosten aufgezehrt ist. Im Modell pendelt je Haushalt eine Person zur Arbeit. Dabei wurde auch der Faktor Homeoffice mit drei statt fünf Pendeltagen pro Woche einberechnet sowie größere Wohnungen etwa für Familien berücksichtigt.
Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung sowie einer 120-Quadratmeter-Wohnung in Frankfurt am Main zur Selbstnutzung mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung in der kreisfreien Stadt Offenbach am Main sowie in den größten Ortschaften der sechs Landkreise Groß-Gerau, Hochtaunuskreis, Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Offenbach und Wetteraukreis. Aus den Landkreisen wurden neben den jeweils vier bevölkerungsreichsten Städten alle Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern in die Analyse einbezogen. Insgesamt wurden 35 Städte und Gemeinden im Umland Frankfurts betrachtet. Käufer*innen sollten jedoch mit einem Preisaufschlag auf den Durchschnittspreis des jeweiligen Landkreises im Umland für verkehrsgünstig gelegene Wohnungen rechnen, da diese deutlich teurer als Immobilien in abgelegenen Ortschaften sind. Diesen Aufschlag haben die Expert*innen mit 20 Prozent kalkuliert.
Der Kaufpreisvorteil im Speckgürtel wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Benzin auch den höheren Zeitaufwand einbezogen. Die Kosten für die Fahrt mit dem Auto liegen nach Abzug von Steuervergünstigungen durch die Pendlerpauschale bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer einfache Entfernung bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn wird mit 0,13 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer mit 0,12 Euro pro Kilometer veranschlagt. Die jährlichen Mobilitätskosten im ÖPNV wurden durch Einführung des 49-Euro-Tickets nach Abzug von Steuervergünstigungen auf 540 Euro gedeckelt.
Langen (Hessen) und Offenbach am Main bieten am längsten Preisvorteile trotz Pendeln
Wird jeweils eine 70-Quadratmeter-Wohnung verglichen, profitieren Pendler*innen aus dem 21 Kilometer entfernten Langen (Hessen) am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland: Wer den Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, hat den Kaufpreisvorteil gegenüber der Metropole erst nach 66,4 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto schrumpft diese Zeitspanne auf nur noch 17,7 Jahre. Für den Durchschnittskäufer sollten die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in der Regel der restlichen Lebensarbeitszeit eines Immobilienkäufers, der in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt ist.
Unter diesen Vorgaben lohnt sich das tägliche Pendeln für ÖPNV-Nutzer beim Kauf einer 70-Quadratmeter-Wohnung in 13 Umlandstädten von Frankfurt, während für Autofahrer*innen nur drei Städte zur Auswahl stehen. Wechseln in diesen drei Orten Pendler*innen vom Auto auf den ÖPNV, profitieren sie allerdings auch hier wesentlich länger. Denn sie benötigen beispielsweise vom Bahnhof in Langen bis zum Hauptbahnhof Frankfurt nur neun Minuten, während Autofahrer*innen 21 Kilometer zurücklegen müssen.