Zeit ist Geld: So funktioniert der Zinseszins

Aus Ausgabe 2/2024
Der Zinseszinseffekt ist ein mächtiger Verbündeter bei der Geldanlage. Er sorgt dafür, dass der Ertrag von Rücklagen mehr ist als nur die Summe aus angelegtem Geld plus Zinsen. Und so funktioniert der Zinseszinseffekt.

Bild Nr. 1723, Quelle: Postbank / © AndreyPopov

Geld an­zu­le­gen lohnt sich nicht – die­ser Mei­nung ist of­fen­bar je­der drit­te Spa­rer (30 Pro­zent) und parkt den Gro­ß­teil sei­ner Er­spar­nis­se auf dem Gi­ro­kon­to oder ver­wahrt ihn zu Hau­se. Das hat ei­ne ak­tu­el­le You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Postbank er­mit­telt. Wie falsch die­se An­nah­me ist, be­weist ei­ne ma­the­ma­ti­sche For­mel, die un­ter dem Na­men Zin­ses­zins­ef­fekt be­kannt ist. Der Ef­fekt tritt ein, wenn er­wirt­schaf­te­te Zin­sen nicht ab­ge­ho­ben wer­den, son­dern auf dem Spar­kon­to ste­hen blei­ben. Das Spar­gut­ha­ben wächst so um den Zins­er­trag. Im fol­gen­den Jahr wird das hö­he­re Gut­ha­ben in­klu­si­ve der Vor­jah­res­zin­sen ver­zinst. Und ob­wohl der Zins­satz gleich bleibt, steigt der Er­trag, da das Gut­ha­ben grö­ßer ist als im ers­ten Jahr. Lässt man die Zin­sen wei­ter ste­hen, wächst das Spar­gut­ha­ben je­des Jahr stär­ker und ver­viel­facht den Zins­er­trag. Das mag zu­nächst nicht spek­ta­ku­lär klin­gen, das Er­geb­nis ist je­doch be­ein­dru­ckend. Denn das Spar­gut­ha­ben steigt auf die­se Wei­se ex­po­nen­ti­ell an: So wer­den durch den Zin­ses­zins­ef­fekt aus ei­ner An­la­ge­sum­me von 10.000 Eu­ro bei ei­ner Ver­zin­sung von 2,5 Pro­zent bin­nen zehn Jah­ren rund 12.800 Eu­ro – ein Plus von 28 Pro­zent.

Zeit bringt mehr Wert

„Die Zeit ist der grö­ß­te He­bel bei der Geld­an­la­ge“, sagt Frank Kuc­ze­ra von der Postbank. „Des­halb soll­te man mög­lichst früh da­mit star­ten, Geld und Zeit für sich ar­bei­ten zu las­sen.“ Das funk­tio­niert zum Bei­spiel mit ei­nem Fest­geld­kon­to, das laut Postbank Um­fra­ge der­zeit knapp 17 Pro­zent der Spa­rer nut­zen. Beim Fest­geld wird ein Be­trag für ei­ne be­stimm­te Lauf­zeit zu ei­nem fes­ten Zins­satz an­ge­legt. Am Lauf­zeit­ende er­hält man die Ein­la­ge samt Zin­sen. Doch Ach­tung: Nicht bei al­len Fest­geld­ver­trä­gen pro­fi­tie­ren An­le­ger au­to­ma­tisch vom Zin­ses­zins­ef­fekt. Es gibt Mo­del­le, bei de­nen die Zin­sen jähr­lich an den Bank­kun­den aus­ge­zahlt wer­den. Der Kun­de muss sich in die­sem Fall selbst um die An­la­ge der Zin­sen küm­mern. Bei ei­nem an­de­ren Mo­dell wer­den die Zin­sen erst am En­de der Lauf­zeit gut­ge­schrie­ben, ei­ni­ge Ban­ken bie­ten die Gut­schrift mit Zin­ses­zins und an­de­re oh­ne Zin­ses­zins an. „Spare­rin­nen und Spa­rer soll­ten sich im Vor­feld ge­nau über die Ver­trags­be­din­gun­gen in­for­mie­ren“, rät Frank Kuc­ze­ra. „Ers­te Wahl ist ein Fest­geld­ver­trag, der die Zin­sen jähr­lich dem Fest­geld­kon­to gut­schreibt – der Fach­be­griff da­für nennt sich The­sau­rie­rung.“ Zu­sätz­lich zum Zin­ses­zins bie­tet die­se Form des Fest­gel­des ei­nen Steu­er­vor­teil: „Bei ei­ner jähr­li­chen Zins­zah­lung ver­tei­len Spa­rer ih­ren Er­trag auf meh­re­re Jah­re. Wer­den die Zin­sen hin­ge­gen ge­sam­melt am Lauf­zeit­ende aus­be­zahlt, über­steigt der Er­trag mög­li­cher­wei­se den Spa­rer­pausch­be­trag und ein Teil des Zins­ge­winns muss ver­steu­ert wer­den.“

Informationen zur Umfrage

In einer bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 15. und 17. April 2024 insgesamt 2.140 Personen ab 18 Jahren.