„Finanzthemen verstehe ich einfach nicht“

Aus Ausgabe 3/2024
Frauen setzen sich immer noch deutlich seltener als Männer mit Geldangelegenheiten auseinander und verpassen so wertvolle Chancen, finanziell unabhängig zu sein – und auch im Alter zu bleiben. Was steckt hinter der weiblichen Unlust gegenüber Finanzthemen und wie lässt sie sich überwinden?

Finanzen sind nichts für mich? Das ist eine Frage der Einstellung
Bild Nr. 1724, Quelle: Postbank / © Miljan

Geld­an­la­ge, Al­ters­vor­sor­ge, Steu­ern: Vie­le Frau­en ma­chen um The­men die­ser Art lie­ber ei­nen gro­ßen Bo­gen. Laut ei­ner ak­tu­el­len You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Postbank zeigt je­de zwei­te Frau (51 ­Pro­zent) kein In­ter­es­se an Fi­nanz­the­men. Mehr als je­de vier­te (27 Pro­zent) be­schäf­tigt sich über­haupt nicht da­mit und je­de wei­te­re vier­te Frau (25 Pro­zent) nur un­gern. Im Ver­gleich da­zu winkt nur ein Drit­tel der Män­ner (32 Pro­zent) bei Geld­fra­gen ab. Fran­zis­ka Geb­be­ken, Lei­te­rin des Pro­jekts „Fe­ma­le Fi­nan­ce“, will Frau­en er­mu­ti­gen und be­fä­hi­gen, ih­re Geld­an­ge­le­gen­hei­ten ver­ant­wor­tungs­voll zu re­geln. Sie meint, dass das weib­li­che Des­in­ter­es­se viel­fach noch im­mer auf al­ten Rol­len­bil­dern fu­ßt: „Bei vie­len Frau­en hal­ten sich lei­der hart­nä­ckig fal­sche Glau­bens­sät­ze wie ‚Geld ist schlecht‘ oder ‚Fi­nanz­the­men ver­ste­he ich ein­fach nicht‘. Zwar sind mo­der­ne Frau­en eman­zi­piert und selbst­be­wuss­t – aber al­te Rol­len­bil­der wir­ken nach. So dür­fen Frau­en erst seit 1958 ein ei­ge­nes Kon­to er­öff­nen und da­mit über ihr ei­ge­nes Geld ent­schei­den.“

Mehr wis­sen, sich mehr trau­en

Die­se über­hol­ten Glau­bens­sät­ze wir­ken meist im Un­be­wuss­ten. Die gu­te Nach­richt sei aber, dass man sie auf­lö­sen und durch so­li­des Fi­nanz­wis­sen er­set­zen kön­ne. Der ers­te Schritt sei, die Mus­ter zu hin­ter­fra­gen. Das feh­len­de In­ter­es­se an Fi­nanz­the­men füh­re häu­fig da­zu, dass Frau­en er­heb­li­che Wis­sens­lü­cken in die­sem Be­reich auf­wei­sen. In der Postbank Um­fra­ge räumt je­de fünf­te Frau (20 Pro­zent) ein, dass sie über­haupt kein Wis­sen zum The­ma Geld­an­la­ge ha­t – im Ver­gleich zu je­dem zehn­ten Mann (zehn Pro­zent). „Öko­no­mi­sches Grund­wis­sen ist die Vor­aus­set­zung da­für, das ei­ge­ne Geld sinn­voll ver­wal­ten und an­le­gen zu kön­nen“, er­klärt Fran­zis­ka Geb­be­ken. Ei­ne gu­te An­la­ge­stra­te­gie sei ge­ra­de für Frau­en wich­tig, da ihr fi­nan­zi­el­ler Spiel­raum in der Re­gel im­mer noch klei­ner sei als der der Män­ner. „Frau­en le­gen ih­re Er­spar­nis­se gern in Zins­pro­duk­ten an. Spar­kon­to, Fest­geld und Ta­ges­geld sind ver­trau­te und si­che­re Spar­for­men, aber für die lang­fris­ti­ge Geld­an­la­ge we­ni­ger gut ge­eig­net, da die In­fla­ti­on viel vom Er­trag auf­frisst.“ An Wert­pa­pie­re trau­en sich vie­le Frau­en nicht her­an. Der An­teil der weib­li­chen An­le­ger bleibt im­mer noch deut­lich hin­ter dem der männ­li­chen zu­rück. „Da­bei sind die Grund­la­gen des Wert­pa­pier­ge­schäfts leicht zu ver­ste­hen, wenn man die Scheu­klap­pen ab­legt. Und be­ach­tet man ei­ni­ge Grund­re­geln – wie, nur lang­fris­tig zu in­ves­tie­ren und die An­la­ge breit zu streu­en –, ist das Ver­lust­ri­si­ko über­schau­bar“, meint die Fe­ma­le Fi­nan­ce Ex­per­tin.

Informationen zur Umfrage

In ei­ner be­völ­ke­rungs­re­prä­sen­ta­ti­ven On­line-Be­fra­gung in­ter­view­te You­Gov im Auf­trag der Postbank zwi­schen dem 30. Au­gust und 2. Sep­tem­ber 2024 ins­ge­samt 2.189 Per­so­nen ab 18 Jah­ren.