Teilzeitbeschäftigte im Nachteil?

Aus Ausgabe 2/2023
Die Inflation trifft Teilzeitbeschäftigte besonders hart, so eine aktuelle Postbank Umfrage. In den Genuss finanzieller Entlastungen kommen vor allem diejenigen, die 30 Stunden und mehr arbeiten. Teilzeit planen und auf Vollzeit aufstocken – diese Fakten sollten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kennen.

Bild Nr. 1682, Quelle: Postbank / © Yuri Arcurs

Kin­der­be­treu­ung, die Pfle­ge von An­ge­hö­ri­gen, Wei­ter­bil­dung oder end­lich mehr Zeit für das Hob­by – es gibt vie­le gu­te Grün­de, sei­ne Ar­beits­zeit zu re­du­zie­ren. We­ni­ger Wo­chen­stun­den be­deu­ten al­ler­dings auch ge­rin­ge­rer Mo­nats­lohn – und das muss man sich leis­ten kön­nen. An­ge­sichts der stei­gen­den Prei­se fällt das ge­ra­de vie­len Teil­zeit­be­schäf­tig­ten be­son­ders schwer: Laut ei­ner ak­tu­el­len You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Post­bank reicht knapp je­dem zwei­ten Teil­zeit­be­schäf­tig­ten (41 Pro­zent) mit ei­ner Wo­chen­ar­beits­zeit zwi­schen acht und 29 Stun­den sein ak­tu­el­les Ge­halt nicht, um sei­ne Le­bens­hal­tungs­kos­ten zu be­zah­len. Im Ver­gleich da­zu kommt je­der vier­te Voll­zeit­be­schäf­tig­te (27 Pro­zent) mit sei­nem Ein­kom­men nicht über die Run­den.

Aus­ge­bremst

Rein recht­lich dür­fen Teil­zeit- ge­gen­über Voll­zeit­be­schäf­tig­ten nicht be­nach­tei­ligt wer­den. Den­noch: „Ei­ne Viel­zahl an Stu­di­en be­legt, dass Teil­zeit­be­schäf­ti­gun­gen mit ei­ner Rei­he von Nach­tei­len ver­bun­den sind, vor al­lem wenn sie über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum aus­ge­übt wer­den“, er­klärt Su­san­ne Wan­ger vom In­sti­tut für Ar­beits­markt- und Be­rufs­for­schung (IAB). „Ins­be­son­de­re fa­mi­li­en­be­ding­te län­ge­re Er­werbs­un­ter­bre­chun­gen füh­ren zu deut­li­chen Lohn­ein­bu­ßen beim Wie­der­ein­stieg in das Be­rufs­le­ben, der nicht sel­ten in Teil­zeit er­folgt. Dar­über hin­aus brem­sen Teil­zeit­pha­sen den Auf­stieg in Füh­rungs­po­si­tio­nen.“ Die Er­geb­nis­se der Post­bank Um­fra­ge stüt­zen die­se The­se. Nur 39 Pro­zent der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, die mit re­du­zier­ter Stun­den­zahl ar­bei­ten, er­war­ten in den kom­men­den zwölf Mo­na­ten ei­ne Ge­halts­er­hö­hung. Der An­teil der Voll­zeit­be­schäf­tig­ten, die mit stei­gen­den Be­zü­gen rech­nen, liegt mit 57 Pro­zent deut­lich hö­her.

Bild Nr. 1684, Quelle: Postbank / © Arne Trautmann

Brü­cke zur Voll­zeit

„In den meis­ten Fäl­len von Teil­zeit­ar­beit ent­spricht die­se den In­ter­es­sen der Be­schäf­tig­ten und er­folgt häu­fig auf de­ren aus­drück­li­chen Wunsch“, meint Su­san­ne Wan­ger vom IAB. Je­der fest an­ge­stell­te Ar­beit­neh­mer hat laut Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz ei­nen An­spruch dar­auf, sei­ne Ar­beits­zeit zu re­du­zie­ren, so­fern dem kei­ne be­trieb­li­chen Grün­de ent­ge­gen­ste­hen. Vor­aus­set­zun­gen sind, dass die Be­schäf­tig­ten län­ger als sechs Mo­na­te in dem Un­ter­neh­men ar­bei­ten und der Be­trieb mehr als 15 Per­so­nen be­schäf­tigt. Ein Recht auf ei­ne Rück­kehr zur Voll­zeit ha­ben Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer nur dann, wenn ei­ne so­ge­nann­te Brü­cken­teil­zeit ver­ein­bart wur­de. Die­se muss min­des­tens ein Jahr, aber höchs­tens fünf Jah­re lau­fen und setzt ge­wis­se Be­din­gun­gen vor­aus – et­wa ei­ne Un­ter­neh­mens­grö­ße von mehr als 45 Mit­ar­bei­ten­den. Oh­ne Brü­cken­teil­zeit muss sich der Be­schäf­tig­te in­ner­halb des Un­ter­neh­mens auf ei­ne Voll­zeit­stel­le be­wer­ben, wenn er sei­ne Ar­beits­zeit wie­der auf­sto­cken möch­te.

Informationen zur Umfrage

In ei­ner be­völ­ke­rungs­re­prä­sen­ta­ti­ven On­line-Be­fra­gung in­ter­view­te You­Gov im Auf­trag der Post­bank zwi­schen dem 24. und 27. April 2023 ins­ge­samt 1.011 Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ab 18 Jah­ren.