Banking & Finanzierung

5 Tipps für Finanzierungen in Krisenzeiten

Wie sich Unternehmen optimal auf das Kreditgespräch mit ihrer Bank vorbereiten.

Im Jahr 2022 setzten vor allem die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise viele Unternehmen finanziell unter Druck. Zwar haben sich die Energiekrise und die Lieferkettenprobleme zwischenzeitlich abgeschwächt, doch der Druck auf die Unternehmen hält an. Denn mittlerweile wirken sich der inflationsbedingte Kaufkraftverlust und die restriktivere Geldpolitik wichtiger Notenbanken dämpfend auf die Konjunktur aus. Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Erholung Chinas – dem nach Umsatz wichtigsten Handelspartner Deutschlands – bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Nicht zuletzt ist durch die sich zeitlich teilweise überlagernden Krisen und die damit verbundenen Unsicherheiten im Markt bei den Unternehmen ein Investitionsstau zu beobachten, der für eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zunächst abgebaut werden müsste. Vor diesem Hintergrund haben sich die regelmäßig im KfW-ifo-Mittelstandsbarometer gemessenen Geschäftslageurteile und Geschäftserwartungen der mittelständischen Unternehmen in den vergangenen Monaten über alle Branchen und Größen hinweg deutlich eingetrübt.

Unternehmen, die sich in diesem Umfeld mit Liquidität versorgen wollen, stehen vor besonderen Herausforderungen. Denn die steigenden Zinsen haben Finanzierungen seit dem zweiten Quartal 2022 auf breiter Front deutlich verteuert. Deutsche Bank Research zufolge zahlten Unternehmen beim Neuabschluss von Kreditfinanzierungen zuletzt so hohe Zinsen wie seit 15 Jahren nicht mehr. Laut der Bundesbank lagen die durchschnittlichen Kreditzinsen für Unternehmenskredite (Neugeschäft) in Deutschland im Juni 2023 bei 4 bis 5 Prozent p.a. Zum Vergleich: Zwischen 2016 und 2022 hatten sich die Kreditzinsen im Bereich historischer Tiefststände von 1 bis 2 Prozent bewegt. Aufgrund der anhaltend hohen Inflation und möglichen weiteren Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank könnten die Kreditzinsen im Jahresverlauf sogar noch höher steigen. Bislang verhinderte nur eine ohnehin schwache Kreditnachfrage, dass die Banken die Leitzinserhöhungen 1:1 an ihre Kunden weitergeben konnten.

Zwar scheint der Rekordhöhepunkt der Kreditvergaberestriktionen aus dem vergangenen Jahr überwunden. Laut der im Juli 2023 veröffentlichten KfW-ifo-Kredithürde empfanden aber zuletzt noch immer rund ein Viertel der Mittelständler die Kreditvergabe der Banken als restriktiv – insbesondere in Branchen, die von einer Transformation, dem verändertem wirtschaftlichem Umfeld oder einer höheren gebundenen Liquidität betroffen sind. 21 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sehen laut der DIHK-Konjunkturumfrage vom Juni 2023 ihre Finanzierung durch das hohe Zinsniveau sogar „besonders beeinträchtigt“, im Vergleich zu 7 Prozent im Vorjahr. Insgesamt bewerten 39 Prozent der Mittelständler ihre Finanzlage aktuell als problematisch.

Umso wichtiger ist es insbesondere für KMU, die jetzt Liquidität benötigen, sich möglichst optimal auf Kreditgespräche mit der Bank vorzubereiten. Dafür haben wir Ihnen fünf wertvolle Tipps zusammengestellt.

5 Tipps für mehr Erfolg beim Kreditgespräch

  1. Frühzeitig Termin vereinbaren

    Insbesondere wenn es nicht um langfristige Investitionen, sondern um den Ausgleich eines zu erwartenden kurzfristigen Liquiditätsengpasses geht, sollten Sie möglichst frühzeitig aktiv werden und mit Ihrer Hausbank Kontakt aufnehmen. Als Kreditnehmer haben Sie eine bessere Verhandlungsposition, wenn Ihnen das Wasser nicht schon bis zum Hals steht (siehe Schritt 2). Darüber hinaus kann es eine Weile dauern, bis ein Beratungstermin verfügbar ist und der Kredit bewilligt wird. Fragen Sie schon bei der Terminvereinbarung nach, welche Unterlagen Sie zum Gespräch mitbringen müssen.

  2. Finanzplanung intensivieren

    Für jedes Unternehmen ist es von großer Bedeutung, dass es seinen aktuellen Liquiditätsstatus kennt und die voraussichtliche Entwicklung seiner Mittel und Bedarfe möglichst präzise einschätzt. Besonders wichtig ist dies in Krisenzeiten, etwa wenn konjunkturbedingt sinkende Einnahmen oder Nachzahlungen des Energieversorgers drohen. Denn zum einen hilft eine vorausschauende Liquiditätsplanung dabei, einen möglichen Finanzierungsengpass rechtzeitig zu identifizieren; zum anderen sind detaillierte Informationen über die finanzielle Lage essenziell für das Kreditgespräch – schließlich ist jedes Finanzierungsinstitut dazu verpflichtet, die Bonität seiner Kreditnehmer eingehend zu prüfen. Das sich daraus ergebende Rating ist entscheidend für die Kreditvergabe und beeinflusst maßgeblich die Finanzierungskonditionen.
    Faustregel: Je größer Ihre gewünschte Finanzierungssumme ist, sowohl absolut als auch im Verhältnis zur Kapitaldienstfähigkeit Ihres Unternehmens, desto detaillierter sollten die Informationen ausfallen, die Sie der Bank zur Einschätzung Ihrer Bonität und Ihres Finanzierungsbedarfs zur Verfügung stellen. Dazu gehören auf jeden Fall der aktuelle Jahresabschluss und die aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) sowie die Einnahmen-Überschuss-Rechnungen aus vorangegangenen Jahren.
    Wichtig: Wenn Sie eine Finanzierung zur Überbrückung eines bereits eingetretenen oder absehbaren Liquiditätsengpasses benötigen, sollten Sie nachvollziehbar darlegen, wie Sie Ihrem Geschäft in Zukunft mithilfe des kurzfristigen Finanzierungsimpulses eine solide Basis zurückgeben könnten. Dafür legen Sie am besten eine längerfristige Planung vor, aus der zum Beispiel deutlich wird, wie Sie Ihr Geschäftsmodell an geänderte wirtschaftliche Bedingungen anpassen wollen und welche Investitionen dafür erforderlich sind.

  3. Experten hinzuziehen

    Eine längerfristige Liquiditäts- oder Finanzplanung zu erstellen, fällt insbesondere kleineren Unternehmen im Geschäftsalltag oft schwer. Holen Sie sich dafür professionelle Unterstützung, etwa von Ihrem Steuerberatungs- bzw. Wirtschaftsprüfungsbüro oder anderen externen Beraterinnen oder Beratern. Tipp: Seit Jahresbeginn 2023 fördert der Staat die Beratungskosten kleiner und mittlerer Unternehmen mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss. Die Antragstellung muss vorab über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erfolgen. Ein Netzwerk aus Unternehmensberaterinnen und -beratern, ggf. mit BAFA-Zertifizierung, bietet zum Beispiel der Bundesverband freier Berater.

  4. Kompetent auftreten

    Um die Bank von Ihren Fähigkeiten als Unternehmer zu überzeugen, sollten Sie nicht nur alle wichtigen Unterlagen zur bisherigen und geplanten Geschäftsentwicklung vorlegen, sondern diese auch kompetent erläutern können. Überlegen Sie sich eine Argumentationslinie für Ihre Kreditanfrage und bereiten Sie sich auf mögliche Rückfragen vor.
    Überzeugend wirken Sie auch, wenn Sie hinsichtlich eines von Ihnen identifizierten Liquiditätsproblems schon selbst aktiv geworden sind und zum Beispiel Maßnahmen zur Kostenersparnis im Unternehmen ergriffen haben. Informieren Sie sich in diesem Zusammenhang auch über staatliche Fördermöglichkeiten und sprechen Sie Ihre Bankberaterin bzw. Ihren Bankberater darauf an. Kleine und mittlere Unternehmen, die besonders stark von den gestiegenen Energiepreisen betroffen sind, können beispielsweise auf Länderebene einen Zuschuss zu den Energiekosten beantragen – Stichwort „Härtefallhilfen Energie“. Ist Ihr Unternehmen vom Angriff Russlands auf die Ukraine oder den Sanktionen gegenüber Russland und Belarus betroffen, zum Beispiel durch einen Umsatzrückgang oder gestiegene Energiekosten, können Sie möglicherweise das KfW-Sonderprogramm UBR 2022 in Anspruch nehmen, über das unter anderem laufende Kosten wie Mieten, Gehälter oder Warenlager mit zinsvergünstigten Krediten gefördert werden. Zu guter Letzt kann es nicht schaden, sich einen Überblick über die aktuellen Kreditkonditionen zu verschaffen.

  5. Nicht die Flinte ins Korn werfen

    Sollte Ihre Kreditanfrage abgelehnt werden, lassen Sie sich nicht entmutigen! Bitten Sie Ihre Bank, Ihnen die Gründe für die Ablehnung Ihres Kreditantrags bzw. die Einflussfaktoren für Ihr Kreditrating zu erläutern. Nur so haben Sie die Möglichkeit, einen möglichen späteren Antrag verbessert einzureichen. Ist eine aus Sicht der Bank zu geringe Eigenkapitalquote Ihrer GmbH der Grund für die Ablehnung des Kreditantrags, können Sie diese zum Beispiel erhöhen, indem Sie und gegebenenfalls Ihre Mitgesellschafter Ihrer eigenen Firma ein Gesellschafterdarlehen aus privaten Mitteln geben. Damit dieses als Eigenkapital akzeptiert wird, müssen Sie allerdings eine sogenannte qualifizierte Rangrücktrittserklärung abgeben. Damit versichern Sie, dass Ihr Unternehmen das Kapital erst dann an Sie zurückzahlt, wenn die Forderungen der Bank beglichen sind. Lassen Sie sich dazu unbedingt steuerlich beraten.

    Eine Finanzierungsalternative zum klassischen Kredit kann ab einer gewissen Höhe bzw. einem bestimmten Volumen von Außenständen das Factoring, also der Verkauf von Forderungen sein. Eine weitere Möglichkeit, die Liquidität zu entlasten, ist die Veräußerung von Gegenständen aus dem Anlagevermögen, etwa nicht mehr benötigter Maschinen. Diese können Sie zum Beispiel auf der Plattform Maschinensucher zum Verkauf anbieten.

Der Artikel ersetzt nicht die steuerliche Beratung; alle Angaben ohne Gewähr; Stand: August 2023
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