Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Eine tragende Rolle bei der CO2-neutralen Stromerzeugung spielt Wind: 2022 stammte bereits fast ein Viertel des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms aus Windenergie – hauptsächlich von hochhaushohen professionellen Multimegawatt-Windkraftanlagen. Doch auch mit sogenannten Kleinwind- oder Mikrowindanlagen lässt sich Strom erzeugen. Eine sinnvolle Option für Privatleute? Mehr dazu lesen Sie in unseren Fragen und Antworten.
Was bringt die Windkraftnutzung für zu Hause?
Was bedeutet Kleinwindenergieanlage?
Mit dem Begriff Kleinwindenergieanlagen, kurz Kleinwindanlagen bzw. KWEA, werden Windräder bezeichnet, die in der Regel zum Eigenverbrauch des erzeugten Stroms in relativer Nähe von zum Beispiel Gewerbebetrieben oder Einzelhäusern aufgestellt werden können. Das Baurecht begrenzt ihre Höhe auf maximal 50 Meter (höchster Punkt der Flügelspitze), meistens sind sie aber nicht höher als 30 Meter. Die kleinste Variante sind Mini- oder Mikrowindanlagen mit einer Nennleistung von wenigen Kilowatt, die zum Beispiel zur Dachinstallation angeboten werden.
Für wen kommt der Betrieb einer Kleinwindanlage infrage?
Nicht ohne Grund wird Windenergie fast ausschließlich mittels mindestens hundert Meter hoher Windräder gewonnen, denn relativ nah am Boden sind die Windgeschwindigkeiten in der Regel zu gering für einen rentablen Energieertrag. Dennoch können entsprechend leistungsstarke KWEA an geeigneten Standorten zur ergänzenden Energieversorgung sinnvoll sein, zum Beispiel für landwirtschaftliche Betriebe. Mini- und Mikrowindanlagen sind hingegen bestenfalls für Menschen geeignet, die ohne Blick auf die Kosten klimafreundlich Energie zum Eigenverbrauch produzieren möchten und Spaß an der Technik haben. Man nennt sie deshalb auch Hobbyanlagen.
Wo sollte man eine Kleinwindanlage aufstellen?
Für Windräder gilt: Bei einer Verdopplung der Windgeschwindigkeit verachtfacht sich der Energieertrag. Weil das umgekehrt bedeutet, dass sich die Energieausbeute bei einer halb so hohen Windgeschwindigkeit um den Faktor acht verringert, spielt ein möglichst dauerhaft windstarker Standort eine entscheidende Rolle für den Stromertrag. Dafür gibt es eine Reihe von Faustregeln:
Faustregel 1
Der Wind sollte frei aus der Hauptwindrichtung strömen können – in Deutschland ist das der Westen. Regional kann das jedoch auch anders sein, etwa in den Alpen.
Faustregel 2
Windstarke Standorte finden sich eher an westlichen Siedlungsrändern, in Hang- und Höhenlagen sowie in Windschneisen.
Faustregel 3
Am besten steht eine Windkraftanlage auf einem auf dem Boden verankerten Mast. Auf Dächern von Ein- oder Zweifamilienhäusern herrschen meist keine ausreichend guten Windbedingungen, insbesondere in dicht bebauten Gebieten.
Faustregel 4
Die Windkraftanlage darf nicht im Windschatten von Gebäuden oder anderen Windblockern stehen. Der Abstand sollte gegebenenfalls mindestens das 20-Fache der Höhe des Hindernisses betragen.
Faustregel 5
In der Höhe des Rotors sollte die durchschnittliche Windgeschwindigkeit mindestens vier Meter pro Sekunde betragen.
Tipp
Einen Anhaltspunkt für die grundsätzliche Eignung eines Standortes können die Karten des Deutschen Wetterdienstes zur mittleren Jahreswindgeschwindigkeit bieten (wählen Sie die Ansicht 10 m über Grund). Das angegebene Windpotenzial zählt jedoch nur für Standorte mit freier Windströmung. Sie können Ihren Wunschstandort auch von Fachleuten beurteilen lassen. Das ist jedoch vergleichsweise teuer.
Was gilt es, baurechtlich zu beachten?
Die Bundesländer haben unterschiedliche Regelungen, aber fast überall dürfen KWEA bis zehn Meter Gesamthöhe – das heißt bis zum höchsten Punkt der Flügelspitze – ohne Genehmigung aufgestellt werden. Einen Überblick über die Vorschriften der einzelnen Bundesländer finden Sie auf dem Fachportal Klein-Windkraftanlagen. Fragen Sie vor der Anschaffung auf jeden Fall beim örtlichen Bauamt und Umweltamt nach. Und: Wer nicht in Alleinlage wohnt, sollte auch seine Nachbarn in die Planung mit einbeziehen.
Was kostet ein privates Windrad?
Die Investitionskosten für KWEA liegen zwischen 3.000 und 9.000 Euro pro Kilowatt (kW) installierter Leistung. Bei einem Mittelwert von 6.000 Euro kostet ein 3-kW-Windrad also etwa 18.000 Euro. Hinzu kommen Kosten für Mast, Fundament, Verkabelung und ggf. die Netzanschlussgebühr sowie jährliche Betriebskosten für Wartung und Versicherung in Höhe von etwa drei Prozent der Investitionskosten.
Lohnt sich eine Kleinwindanlage finanziell?
Rein rechnerisch können hochwertige KWEA bei optimalen Bedingungen die Stromlieferung vom Energieversorger für einen Einfamilienhaushalt ersetzen. In den meisten Fällen dürfte jedoch der Ertrag in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten für die Anlage stehen. In jedem Fall ist es sinnvoll, den selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen: Die Vergütung für ins Netz eingespeisten Windstrom betrug zuletzt nur etwa 8 Cent pro Kilowattstunde (kWh); Strom vom Energieversorger kostete laut dem Verbraucherportal Verivox im Juli 2023 durchschnittlich 29 Cent/kWh (für Neukunden).
Fazit des Verbraucherzentrale Bundesverbands: Mini-Windräder lohnen sich im Privathaushalt finanziell nicht. Wer sich als Privatperson selbst mit Ökostrom versorgen möchte, sollte lieber eine Photovoltaikanlage installieren. In windstarken Gebieten, etwa an der Nordseeküste, kann eine Kleinwindanlage eine sinnvolle Ergänzung zu Photovoltaik sein, weil sie auch nachts und in der dunkleren Jahreszeit Strom produziert.
Fördert der Staat die Installation von Kleinwindanlagen?
Die wichtigste Finanzierungshilfe für den Kauf von KWEA gibt es bei der KfW. Mit dem KfW-Programm Erneuerbare Energien – Standard können zum Beispiel Landwirte und Privatpersonen Förderkredite für Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien beantragen. Gefördert werden neben dem Kaufpreis auch die Kosten für Montage und Erweiterungen.
Tipp
Lassen Sie sich beraten, welche Förderprogramme in Frage kommen können.
Wer bietet Kleinwindanlagen zum Kauf an?
Beim Kauf einer KWEA ist Vorsicht geboten, denn die technische Qualität verschiedener Anlagen unterscheidet sich erheblich. Eine Liste empfehlenswerter deutscher Hersteller gibt es auf dem Portal Klein-Windkraftanlagen. Eine umfassende Marktübersicht zu kleinen Windenergieanlagen gibt es beim Bundesverband WindEnergie. Diese umfasst zudem Fachartikel und Checklisten für Bauherren, Architekten sowie Landwirte.