Weltweit erhöhen wichtige Notenbanken ihre Leitzinsen, um der hohen Inflation Herr zu werden. Dadurch sind nach langer Zeit auch die Zinsen für festverzinsliche Sparprodukte wie Tages- oder Festgeld wieder angestiegen. Gleichzeitig sorgen der Zinsanstieg und die anhaltend hohe Inflation für Kursschwankungen an den Börsen. Trotzdem könnte eine Geldanlage in Wertpapieren auch weiterhin interessant sein.
Klassische Sparprodukte contra Geldanlage in Wertpapiere?
Das Ende der Nullzinspolitik
Die Leitzinsen wurden von den wichtigen Notenbanken erneut erhöht. Wir blicken zurück: Den Anfang machte nach einer langen Phase der Null- bzw. Minuszinsen die US-Notenbank: Im März 2022 nahm die Federal Reserve, kurz Fed, die erste Leitzinserhöhung seit 2018 vor. Seitdem wurden die US-Leitzinsen mehrfach angehoben, zuletzt im Juli 2023 auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent (Fed Funds Rate). Viele andere Notenbanken weltweit zogen nach. Darunter die Europäische Zentralbank (EZB), die im Juli 2022 erstmals seit 2011 den Leitzins anhob. Weitere Zinsschritte folgten auch hier. Mitte Dezember 2022 lag der wichtigste Zins der Eurozone bei 2,50 Prozent. Zwischenzeitlich liegt EZB-Leitzins bei 4,25 Prozent – so hoch, wie vor Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008. Ein wesentlicher Grund für die Anhebung der Leitzinsen sind die hohen Inflationsraten. Höhere Leitzinsen lassen in der Folge die Kapitalmarktzinsen steigen. Das, so die Theorie, bremst den Konsum und Investitionen und lässt die Preise fallen. Die Notenbanker müssen dabei allerdings überlegt vorgehen, denn ein zu schneller Zinsanstieg könnte die Konjunktur abwürgen.
Steigende Sparzinsen
Für Sparer sind steigende Leitzinsen eine gute Nachricht. Denn sie veranlassen Banken nach vielen Jahren dazu, die Zinsen für Tages- und Festgeld wieder anzuheben. Hintergrund: Bei negativen Leitzinsen kostet es die Geschäftsbanken Geld, ihre Einlagen bei den Zentralbanken zu parken. Entsprechend niedrig fiel in den vergangenen Jahren die Verzinsung der Kundeneinlagen aus. Mehr noch: Viele Banken führten für größere Kundenguthaben sogar Verwahrentgelte ein.
Seit dem Beginn der Leitzinsanhebungen ist auch der Zinssatz, den Festgeldsparer bei deutschen Banken maximal bekommen können, deutlich gestiegen. Wichtig dabei ist die Unterscheidung zwischen Nominalzinsen und Realzinsen. Unter Realzinsen versteht man die Nominalzinsen – also die Zinsen, die ein Sparer jährlich auf sein Sparguthaben erhält – abzüglich der erwarteten Inflation. Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben die Teuerungsrate in Deutschland 2022 auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Im Oktober 2022 etwa lagen die Verbraucherpreise 10,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Seitdem hat die Teuerung nachgelassen. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wird die Inflationsrate in Deutschland im Dezember 2023 voraussichtlich 3,7 Prozent betragen. Die endgültigen Ergebnisse werden am 16. Januar 2024 veröffentlicht.
Trotzdem bewegen sich die Preise für Lebensmittel, Fernreisen oder auch Versicherungen im Vergleich zu früheren Jahren immer noch auf einem hohen Niveau.
Tipp
Mit etwas höheren Nominalzinsen als in Deutschland locken einige ausländische Banken. Bevor Sie Ihr Kapital einer solchen Bank anvertrauen, sollten Sie prüfen, ob diese bei einer möglichen Bankenpleite einem verlässlichen Einlagensicherungssystem unterliegt. In Deutschland schützt die gesetzliche Einlagensicherung 100.000 Euro pro Einleger pro Bank. Darüber hinaus gehören die meisten Banken freiwilligen Einlagensicherungssystemen an, die einen noch weitergehenden Schutz bieten. Im Ausland ist das oft anders.
Mehr Renditechancen durch Wertpapiere?
Bessere Aussichten auf positive Realrenditen als festverzinsliche Anlagen versprach in den vergangenen Jahren grundsätzlich eine regelmäßige Geldanlage in Aktien. Blickt man beispielsweise auf das MSCI-World-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts, so erzielte eine monatliche Geldanlage in Aktien des Aktienindex MSCI World von Ende 2012 bis Ende 2022 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,8 Prozent (ohne Kosten und Steuern auf Erträge) – und dies bei einer durchschnittlichen jährlichen Inflationsrate von 1,9 Prozent. Vereinfacht gesagt schlugen Aktien die Inflation im genannten Zeitraum um durchschnittlich 7,9 Prozentpunkte. Die Realzinsen für festverzinsliche Neueinlagen privater Haushalte mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren lagen im selben Zeitraum dagegen bei maximal 1,4 Prozent, häufig jedoch sogar im Minus . Somit hatte eine Geldanlage in weltweite Aktien in puncto Rendite klar die Nase vorn.
Dabei ist zu beachten, dass Wertentwicklungen in der Vergangenheit natürlich kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen sind. (Stand: Dezember 2022; Deutschen Aktieninstitut)
Das Beste aus zwei Welten
Für Sparer hat sich die Situation trotz der Leitzinsanhebungen also vorerst nur wenig verändert, denn die Zinsen sind weiterhin zu niedrig, um den Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation auszugleichen. Hier bleibt abzuwarten, wie mögliche weitere Zinserhöhungen insbesondere der EZB ausfallen werden und wie sich die Inflation entwickelt. Insofern könnte sich zum Parken einer aktuell nicht benötigten Kapitalreserve eine Tagesgeldanlage oder eine Festgeldanlage mit kürzerer Laufzeit anbieten.
Für den langfristigen Vermögensaufbau könnten sich entsprechend risikobereiten Anlegern auch weiterhin Investments in Aktien anbieten – mit Blick auf die aktuelle Schwankungsanfälligkeit der Aktienmärkte zum Beispiel in Form aktiv gemanagter Investmentfonds oder ETFs (börsengehandelte Indexfonds). Denn Fonds streuen die Risiken einer Aktienanlage auf verschiedene Unternehmen, Branchen und Regionen. Wichtig ist dabei, dass Sie das investierte Geld über mehrere Jahre entbehren können, um entsprechend lange Kursrückgänge aussitzen zu können. Grundsätzlich haben Sie bei einer Fondsanlage die Wahl zwischen Einmalanlagen und Sparplänen. Ein Sparplan auf ETFs lässt sich bei der Postbank bereits ab 25 Euro monatlich abschließen. Alles, was Sie dafür benötigen, ist ein Wertpapierdepot. Für das Sparen über viele Jahre ist der richtige Einstiegszeitpunkt übrigens von nachrangiger Bedeutung.
Risikohinweis
Jede Anlage in Wertpapieren ist mit Risiken verbunden. Die Anlage ist nicht garantiert, Schwankungen des Marktes können zu Kursverlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Über die speziellen Risiken des jeweiligen Wertpapierproduktes informieren Sie die jeweiligen gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen. Diese sind auf www.postbank.de abrufbar, wenn Sie dort in der Suche die ISIN/WKN des Produktes eingeben und außerdem erhältlich in der Postbank Filiale bei Ihrem Wertpapierberater. Weitere Informationen enthalten zudem die „Basisinformationen für Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“.