Nachhaltigkeit

Kampf dem Kohlendioxid

Wie Unternehmen die Klimaneutralität erreichen können.

„Reparieren statt wegwerfen“ – so lautet der Kern des Nachhaltigkeitsengagements beim Versicherungsunternehmen Wertgarantie. Der zur gleichnamigen Unternehmensgruppe zählende Spezialversicherer mit Hauptsitz in Hannover bietet Fachhandelspartnern und Verbrauchern Versicherungen und Garantielösungen über die gesetzliche Gewährleistung hinaus an. Daneben hat sich Wertgarantie passend zum eigenen Geschäftsmodell der Verringerung von Elektroschrott und der Förderung der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Das selbst gesteckte Ziel: Ressourcen zu schonen und die Emission klimaschädlicher Treibhausgase (THG) wie zum Beispiel Kohlendioxid (CO₂) zu vermeiden. Am Standort Hannover wurde 2022 der THG- bzw. klimaneutrale Geschäftsbetrieb realisiert. „Mit der Umstellung auf Ökostrom und Recyclingpapier, energetischen Gebäudesanierungen und mehr konnten wir klimaschädliche CO₂-Emissionen entweder vermeiden oder reduzieren“, erklärt Wertgarantie-Vorstand Konrad Lehmann. Unvermeidbare CO₂-Emissionen werden durch die Förderung von Klimaschutzprojekten kompensiert, etwa zur Renaturierung von Mooren in Deutschland oder zum Schutz von Waldgebieten am Amazonas in Brasilien. Dem klimaneutralen Wertgarantie-Standort Hannover sollen weitere folgen. Dank seines Engagements für den Klimaschutz wurde das Unternehmen 2022 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Unternehmen nominiert.

Das Klima schützen und Energiekosten sparen

So wie Wertgarantie nehmen immer mehr Unternehmen das Thema Klimaneutralität in den Fokus. Nicht, weil sich damit Preise gewinnen lassen, sondern weil ihnen das Thema Klimaschutz wichtig ist. Und weil sich Deutschland dazu verpflichtet hat, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften, und dieses Vorhaben mit entsprechenden regulatorischen Vorgaben, aber auch finanziellen Anreizen unterstützt. Zudem können Maßnahmen zur Verringerung des CO₂-Ausstoßes dazu beitragen, sich langfristig unabhängiger von den Preisschwankungen fossiler Brennstoffe wie Erdgas oder Öl zu machen. Doch was bedeutet eigentlich Klimaneutralität und was können Unternehmen dazu beitragen, deren Produktion sich nicht komplett THG-frei gestalten lässt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was bedeutet klimaneutral?

Ein Land, Unternehmen oder Produkt gilt dann als klimaneutral, wenn es keine klimaschädlichen Treibhausgase verursacht oder nicht vermeidbare Emissionen freiwillig durch den Erwerb von Zertifikaten zur Finanzierung externer Klimaschutzprojekte kompensiert. Allerdings sind Begriffe wie „klimaneutral“, „Netto-Null“ oder „CO₂-positiv“ nicht gesetzlich geschützt. Wird ein Unternehmen als klimaneutral bezeichnet, ist damit in der Regel die THG-Neutralität gemeint (so auch in diesem Artikel). Laut dem Weltklimarat (IPCC) beinhaltet Klimaneutralität jedoch eigentlich den Ausgleich aller menschengemachten und natürlichen Einflussfaktoren auf das Klimasystem, also zum Beispiel auch Veränderungen des Rückstrahlvermögens der Erdoberfläche, die eine Auswirkung auf die Temperatur haben.

Der­zeit exis­tie­ren zahl­rei­che Stan­dards, La­bel und In­itia­ti­ven, die je­weils un­ter­schied­li­che An­for­de­run­gen an die Kli­ma­neu­tra­li­tät ei­nes Un­ter­neh­mens knüp­fen. Um Un­ter­neh­men ei­ne Ein­ord­nung der Be­griff­lich­kei­ten und Hand­lungs­an­sät­ze zu er­leich­tern, hat die Deut­sche En­er­gie-Agen­tur (de­na) das Pro­jekt „Kli­ma­neu­tra­li­tät und THG-Kom­pen­sa­ti­on in der In­dus­trie“ in­iti­iert. In die­sem Rah­men hat die de­na die Ana­ly­se „Kli­ma­neu­tra­li­tät von Un­ter­neh­men“ ver­öf­fent­licht, die ver­schie­de­ne Stan­dards, In­itia­ti­ven und La­bel im Zu­sam­men­hang mit der Kli­ma­neu­tra­li­tät ein­ord­net und Stra­te­gi­en zum Um­gang mit un­ver­meid­ba­ren Emis­sio­nen dis­ku­tiert.

Warum ist die CO₂-Bilanz eines Unternehmens für die Klimaneutralität wichtig?

Ba­sis für das Er­rei­chen der Kli­ma­neu­tra­li­tät ist ei­ne be­last­ba­re CO2-Bi­lanz. In die­ser Bi­lanz wer­den die kli­ma­re­le­van­ten Treib­haus­ga­se quan­ti­fi­ziert und in ei­nem so­ge­nann­ten CO2-Fu­ß­ab­druck für das ge­sam­te Un­ter­neh­men oder ein­zel­ne Pro­duk­te und Pro­jek­te zu­sam­men­ge­fasst. Dar­aus er­ge­ben sich dann An­satz­punk­te für Re­duk­ti­ons­maß­nah­men. Durch das Füh­ren ei­ner CO2-Bi­lanz kön­nen Un­ter­neh­men au­ßer­dem ihr En­ga­ge­ment für die Um­welt of­fen­le­gen. Das kann Wett­be­werbs­vor­tei­le brin­gen, denn Kli­ma­neu­tra­li­tät wird im­mer mehr zu ei­nem ge­sell­schaft­lich an­er­kann­ten Gü­te­zei­chen und ist mitt­ler­wei­le oft Vor­aus­set­zung, um in Lie­fer­ket­ten als Zu­lie­fe­rer von Un­ter­neh­men an­er­kannt zu wer­den, die selbst das Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät an­stre­ben. Un­ter­neh­men kön­nen die Kli­ma­bi­lanz ent­we­der selbst be­rech­nen (sie­he auch Kas­ten zum Un­ter­neh­mens­netz­werk Kli­ma­schutz un­ten) oder sich da­bei von ex­ter­nen Dienst­leis­tern un­ter­stüt­zen las­sen.

Wie lässt sich CO₂ reduzieren oder vermeiden?

Der Aus­stoß von Koh­len­di­oxid und an­de­ren Treib­haus­gas­emis­sio­nen lässt sich durch viel­fäl­ti­ge Maß­nah­men ver­rin­gern oder ver­mei­den. Das reicht von ein­fa­chen Ver­hal­tens­än­de­run­gen, et­wa beim Hei­zen oder Lüf­ten im Be­trieb, über die Um­stel­lung des Fuhr­parks auf E-Mo­bi­li­tät, Dämm­maß­nah­men an Ge­bäu­den oder die Mo­der­ni­sie­rung des Ma­schi­nen­parks un­ter en­er­ge­ti­schen Ge­sichts­punk­ten bis hin zum Um­stieg auf er­neu­er­ba­re En­er­gi­en, et­wa die Strom­er­zeu­gung mit­tels ei­ner un­ter­neh­mens­ei­ge­nen Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge. Idea­ler­wei­se ge­hen al­le Maß­nah­men Hand in Hand. Die da­für not­wen­di­gen In­ves­ti­tio­nen wer­den oft staat­lich ge­för­dert und kön­nen sich lang­fris­tig durch Ein­spa­run­gen bei den En­er­gie­kos­ten be­zahlt ma­chen.

Wie kann unvermeidbarer CO₂-Ausstoß kompensiert werden?

Nur den wenigsten Unternehmen gelingt es, den CO₂-Ausstoß komplett zu vermeiden. Begleitend zu Einspar- und Energieeffizienzmaßnahmen ist deshalb die CO₂-Kompensation ein wichtiges Instrument für den unternehmerischen Klimaschutz. Die Kompensation von CO₂-Emissionen basiert auf dem Prinzip der weltweiten Klimabalance. Es besagt, dass es für das Klima unerheblich ist, wo Emissionen entstehen und wo sie eingespart werden. Zur freiwilligen CO₂-Kompensation können Unternehmen durch den Kauf von Klimaschutzzertifikaten Zahlungen an Klimaschutzprojekte leisten, mit denen im Unternehmen nicht vermeidbare Emissionen an anderer Stelle ausgeglichen werden sollen.
Diese Zertifikate können über Beratungsunternehmen, Organisationen und spezielle Plattformen erworben werden. Zu den bekanntesten deutschen Anbietern gehören die Klimaschutzagentur natureOffice, die gemeinnützige Klimaschutzorganisation atmosfair und der Verein Primaklima.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Projekten, mit denen Unternehmen CO₂-Emissionen kompensieren können. Einige investieren in Emissionseinsparungen durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energiequellen, andere kümmern sich um die Wiederaufforstung von Wäldern. Um im Hinblick auf die Klimaneutralität eines Unternehmens Gültigkeit zu haben, müssen sie international anerkannte Kriterien und Standards erfüllen. Einen Großteil des Marktes decken internationale Kompensationsstandards wie der Verified Carbon Standard (VCS) oder der Gold Standard ab. Daneben entstehen aber auch immer mehr nationale Initiativen und Zusatzstandards unabhängiger Institutionen.

Was ist bei der Auswahl eines Kompensationsanbieters zu beachten?

Bei der Auswahl von Kompensationsprojekten sollten Unternehmen prüfen, ob der verwendete Standard klar benannt ist, ob verständlich und transparent erklärt wird, wie die Emissionsberechnung erfolgt und aus welchen Projekten und Ländern die Zertifikate stammen. Ferner ist zu prüfen, ob der Anbieter bei der Projektentwicklung beteiligt ist und ob Jahresberichte zur Verfügung gestellt werden. Natürlich können bei der Auswahl auch eigene Präferenzen eine Rolle spielen.

Viele Umweltorganisationen und Aktivisten bezweifeln, dass die CO₂-Kompensation ein wirksames Mittel zum Klimaschutz ist. Oberste Priorität sollte deshalb immer die Vermeidung von THG-Emissionen haben. Ist diese nicht vollständig möglich, könnte der Emissionsausgleich in Zusammenarbeit mit einem seriösen Anbieter jedoch zumindest vorübergehend eine probate Alternative darstellen.

Unternehmensnetzwerk Klimaschutz

Mit dem Un­ter­neh­mens­netz­werk Kli­ma­schutz der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mern (IHK) gibt es seit 2022 ein kos­ten­lo­ses An­ge­bot, das ak­tiv zum Kli­ma­schutz bei­tra­gen möch­te, in­dem es Un­ter­neh­men den Ein­stieg und das Vor­an­kom­men im Kli­ma­schutz er­leich­tert. Im Mit­tel­punkt des Netz­werks steht der Aus­tausch zwi­schen Un­ter­neh­men zu prak­ti­schen Fra­gen – von der CO2-Bi­lan­zie­rung über die Fest­le­gung an­ge­mes­se­ner Zie­le, die Um­set­zung von Kli­ma­schutz­maß­nah­men bis zu in­no­va­ti­ven An­sät­zen, et­wa bei der Be­tei­li­gung von Mit­ar­bei­ten­den, Kun­den und Lie­fe­ran­ten oder der Schlie­ßung von Wert­stoff­kreis­läu­fen. Ne­ben vie­len In­for­ma­tio­nen stellt das Netz­werk auf sei­ner Web­site un­ter an­de­rem ein Tool zur Be­rech­nung der ei­ge­nen CO2-Bi­lanz zur Ver­fü­gung. Mehr als 1.000 Un­ter­neh­men sind be­reits Mit­glied des Netz­werks.

Stand: Oktober 2024; alle Angaben ohne Gewähr.
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