Unternehmenspraxis

My home is my office

Wie Unternehmen ihren Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen können.

Un­ter den Bü­ro­an­ge­stell­ten in Deutsch­land hat sich das Ho­me­of­fice als fle­xi­bler Ar­beits­ort mitt­ler­wei­le fest eta­bliert. Das zeigt die drit­te Auf­la­ge ei­ner re­prä­sen­ta­ti­ven, bran­chen­über­grei­fen­den Stu­die der Un­ter­neh­mens­be­ra­tung Pri­ce­wa­ter­house­Co­o­pers (PwC), die un­ter dem Ti­tel „Ho­me sweet Ho­me­of­fice“ im Au­gust 2023 ver­öf­fent­licht wur­de. Dem­nach ar­bei­ten mitt­ler­wei­le 80 Pro­zent re­gel­mä­ßig von zu Hau­se aus, knapp die Hälf­te (48%) an min­des­tens zwei Ta­gen in der Wo­che. Und die meis­ten möch­ten dies auch wei­ter­hin tun. Sie schät­zen an der Mög­lich­keit zum Ho­me­of­fice vor al­lem die bes­se­re Ver­ein­bar­keit von Ar­beit und Pri­vat­le­ben: Für 71 Pro­zent be­deu­tet sie mehr Le­bens­qua­li­tät und ei­ne bes­se­re Work-Life-Ba­lan­ce. Da­von pro­fi­tie­ren auch die Un­ter­neh­men, denn zu­frie­de­ne Be­schäf­tig­te wech­seln sel­te­ner den Job und sind oft auch leis­tungs­be­rei­ter: 94 Pro­zent der von PwC be­frag­ten Ar­beit­ge­ben­den be­rich­ten, dass die Pro­duk­ti­vi­tät ih­rer Mit­ar­bei­ten­den im Ho­me­of­fice min­des­tens ge­nau­so hoch oder so­gar hö­her sei als im Bü­ro. Punk­ten kön­nen Un­ter­neh­men mit Ho­me­of­fice-An­ge­bot auch beim Wett­streit um vor al­lem jün­ge­re Fach­kräf­te: Für mehr als die Hälf­te der Be­schäf­tig­ten bis 39 Jah­re ist sie ein ent­schei­den­des Kri­te­ri­um für die Wahl des Ar­beit­ge­ben­den.

Es gibt al­so et­li­che gu­te Grün­de für Un­ter­neh­men, ih­rer Be­leg­schaft die Ar­beit im Ho­me­of­fice zu er­mög­li­chen. Wor­auf Sie da­bei ach­ten soll­ten.

Homeoffice oder Telearbeit?

Ein Rechts­an­spruch auf Ho­me­of­fice be­steht in Deutsch­land noch nicht, ein ent­spre­chen­der Ge­setz­ent­wurf ist aber in Ar­beit. In­so­fern gibt es den Be­griff „Ho­me­of­fice“ ar­beits­recht­lich bis­lang nicht. Un­ter­schie­den wird viel­mehr in Te­le­ar­beit und al­ter­nie­ren­de Te­le­ar­beit so­wie mo­bi­le Ar­beit. Te­le­ar­beit ist durch den Ge­setz­ge­ber klar de­fi­niert als Ar­beit an ei­nem fest ein­ge­rich­te­ten Bild­schirm­ar­beits­platz au­ßer­halb des Be­trie­bes, in der Re­gel im Zu­hau­se des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin und zu fes­ten Ar­beits­zei­ten. Al­ter­nie­rend be­deu­tet, die Ar­beit er­folgt nur teil­wei­se im Ho­me­of­fice und teil­wei­se im Be­trieb. Mo­bi­le Ar­beit ist nicht an ei­nen fes­ten Ort ge­bun­den und bringt für den Ar­beit­ge­ben­den et­was we­ni­ger stren­ge An­for­de­run­gen mit sich. Die Ar­beit im Ho­me­of­fice wird von Un­ter­neh­men des­halb oft als mo­bi­les Ar­bei­ten ein­ge­stuft. 

Mitarbeiter­gespräch führen

38 Pro­zent der von PwC be­frag­ten Be­schäf­tig­ten, die ei­ne Ver­rin­ge­rung ih­rer Pro­duk­ti­vi­tät im Ho­me­of­fice be­ob­ach­ten, füh­ren dies auf zu viel Ab­len­kung zu­rück, 25 Pro­zent auf häus­li­che Pflich­ten. Be­vor Sie je­mand die Mög­lich­keit zur Ar­beit im Ho­me­of­fice ge­ben, soll­ten Sie mit ihr oder ihm aus­führ­lich über die ge­gen­sei­ti­gen Er­war­tun­gen spre­chen. Klä­ren Sie da­bei vor al­lem fol­gen­de Punk­te:

  • Was er­hofft sich die oder der Mit­ar­bei­ten­de vom Ho­me­of­fice?
  • Las­sen sich Wün­sche auch im Be­trieb ver­wirk­li­chen, et­wa ein Ein­zel­bü­ro?
  • Möch­te sie oder er (fast) aus­schlie­ß­lich im Ho­me­of­fice oder hy­brid ar­bei­ten?
  • Steht im Ho­me­of­fice ein aus­rei­chend gro­ßer und stö­rungs­frei­er Ar­beits­platz zur Ver­fü­gung (sie­he auch Aus­stat­tung)?
  • Sind häus­li­che Pflich­ten wie die Kin­der­be­treu­ung wäh­rend der Ar­beits­zeit ge­re­gelt oder soll die Ar­beits­zeit da­für fle­xi­bler sein?
  • Gibt es Es­sens­mög­lich­kei­ten oder muss – Stich­wort Kü­che statt Kan­ti­ne – die Mit­tags­pau­se ver­län­gert wer­den?

Arbeitsmodell festlegen

De­fi­nie­ren Sie klar die Be­din­gun­gen für die Ar­beit im Ho­me­of­fice (sie­he auch „Ho­me­of­fice oder Te­le­ar­beit?“). An wie vie­len und an wel­chen Ta­gen pro Wo­che kön­nen Mit­ar­bei­ten­de im Ho­me­of­fice ar­bei­ten? Kann die Ar­beits­zeit im Bü­ro je­der­zeit wie­der auf­ge­stockt wer­den? Be­zieht sich die Ab­ma­chung nur auf die Ar­beit im ei­ge­nen Zu­hau­se oder auch auf an­de­re Or­te wie ein Fe­ri­en­haus? Laut PwC-Stu­die er­mög­licht die über­wie­gen­de Mehr­heit (72%) der Un­ter­neh­men ih­ren Mit­ar­bei­ten­den der­zeit durch­schnitt­lich 2,6 frei wähl­ba­re Ta­ge im Ho­me­of­fice.

Homeoffice ausstatten

Um ver­gleich­ba­re Ar­beits­er­geb­nis­se wie im Bü­ro er­zie­len zu kön­nen, soll­te es im Ho­me­of­fice an nichts man­geln. Das gilt ins­be­son­de­re, wenn im Ho­me­of­fice mehr ge­ar­bei­tet wird als im Be­trieb. Fast je­de bzw. je­der fünf­te von PwC be­frag­te Mit­ar­bei­ten­de, die bzw. der sich im Ho­me­of­fice als we­ni­ger pro­duk­tiv emp­fin­det, führt dies auf ei­ne un­zu­rei­chen­de all­ge­mei­ne und tech­ni­sche Aus­stat­tung zu­rück.

Gut zu wis­sen: Die Vor­schrif­ten des Ar­beits­schutz­ge­set­zes (Arb­SchG) und der Ar­beits­stät­ten­ver­ord­nung (Arb­StättV) gel­ten auch fürs Ho­me­of­fice. Ein aus­rei­chend gro­ßer Schreib­tisch und ein er­go­no­misch ge­form­ter Bü­ro­stuhl sind Pflicht. Be­spre­chen Sie mit Ih­ren Be­schäf­tig­ten, was be­reits vor­han­den ist, und in­ves­tie­ren Sie in die feh­len­de Aus­stat­tung. Das gilt na­tür­lich auch für die Tech­nik: Für ge­le­gent­li­ches mo­bi­les Ar­bei­ten reicht ein Lap­top. Geht es um re­gel­mä­ßi­ge Zei­ten im Ho­me­of­fice, soll­te die­ses eben­so aus­ge­stat­tet sein wie das Bü­ro. Ein IT-Sup­port soll­te eben­falls zur Ver­fü­gung ste­hen. Sinn­voll für On­line-Mee­tings ist ein Head­set. Für ge­le­gent­li­che Vi­deo­kon­fe­ren­zen gibt es ge­eig­ne­te Mo­del­le schon für deut­lich un­ter 100 Eu­ro. Kon­kre­te Ge­stal­tungs­emp­feh­lun­gen und Hin­wei­se zur Be­ur­tei­lung der Ar­beits­be­din­gun­gen im Ho­me­of­fice gibt der „Check-up Ho­me­of­fice“ der Deut­schen Ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung. Tipps für si­che­res und ge­sun­des Ar­bei­ten im Ho­me­of­fice fin­den sich im In­for­ma­ti­ons­por­tal Ho­me­of­fice der Un­fall­kas­sen und Be­rufs­ge­nos­sen­schaf­ten.

Üb­ri­gens: Für Be­schäf­tig­te im Ho­me­of­fice gilt der Un­fall­ver­si­che­rungs­schutz ge­mäß § 8 SGB VII. Auch wer zu Hau­se ar­bei­tet und sein Kind zur Kin­der­ta­ges­stät­te bringt oder von dort ab­holt, ist in die­sem Rah­men ab­ge­si­chert.

Die Kostenfrage

Ar­beit­ge­ben­de müs­sen grund­sätz­lich al­le not­wen­di­gen Ar­beits­mit­tel zur Ver­fü­gung stel­len, die zum Er­brin­gen der Ar­beits­leis­tung er­for­der­lich sind. Das gilt auch für im Ho­me­of­fice ge­nutz­te Ge­rä­te wie Com­pu­ter. Aber nur wenn Be­schäf­tig­te per se ei­nen fes­ten und dau­er­haft ein­ge­rich­te­ten Te­le­ar­beits­platz (sie­he auch „Ho­me­of­fice oder Te­le­ar­beit?“) zu Hau­se ha­ben, muss die oder der Ar­beit­ge­ben­de an­tei­lig Kos­ten et­wa für Mie­te, Strom oder In­ter­net­zu­gang über­neh­men. Ar­bei­ten die Be­schäf­tig­ten le­dig­lich mo­bil und ha­ben wei­ter­hin ei­nen Bü­ro­platz im Be­trieb, ha­ben sie kei­nen An­spruch auf die Er­stat­tung der Kos­ten.

IT-Sicherheit gewährleisten

Ein be­son­de­res Au­gen­merk soll­te der IT-Si­cher­heit gel­ten, da­mit das Ho­me­of­fice nicht zum Ein­falls­tor für Cy­ber­at­ta­cken und Da­ten­dieb­stahl wird. Ei­ner Stu­die des In­sti­tuts der deut­schen Wirt­schaft zu­fol­ge sind den Un­ter­neh­men hier­zu­lan­de im Co­ro­na­jahr 2020 durch Cy­ber­an­grif­fe über Si­cher­heits­lü­cken im Ho­me­of­fice Schä­den in Hö­he von rund 52 Mil­li­ar­den Eu­ro ent­stan­den. Tipps zur IT-Si­cher­heit im Ho­me­of­fice le­sen Sie in die­sem Per­spek­ti­ven Ar­ti­kel.

Zusammen­arbeit neu planen

Wächst die Zahl der im Ho­me­of­fice Be­schäf­tig­ten, kann es wich­tig sein, den Ar­beits­all­tag im Un­ter­neh­men an­zu­pas­sen. Un­ter den von PwC be­frag­ten Be­schäf­tig­ten, die für sich ei­ne ge­rin­ge­re Pro­duk­ti­vi­tät im Ho­me­of­fice kon­sta­tier­ten, nann­te ein Vier­tel als Grund Schwie­rig­kei­ten bei der Zu­sam­men­ar­beit, je­de bzw. je­der fünf­te ei­nen man­geln­den In­for­ma­ti­ons­aus­tausch. Ab­hil­fe kön­nen zum Bei­spiel re­gel­mä­ßi­ge On­line-Mee­tings schaf­fen. Da­für brau­chen al­le Be­tei­lig­ten Zu­gang zu Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Kol­la­bo­ra­ti­ons­platt­for­men wie Goog­le Works­pace, Mi­cro­soft Teams, Slack, Team­wire, Cis­co Webex oder Zoom.

Schriftliche Verein­barungen schließen

Gibt es kei­ne ta­rif­li­che Re­ge­lung, soll­ten Sie al­le The­men rund ums Ho­me­of­fice, Kos­ten­er­stat­tung etc. ent­we­der in­di­vi­du­al­ver­trag­lich oder in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung fest­schrei­ben. So gibt es spä­ter kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se. An­sons­ten gel­ten im Ho­me­of­fice die glei­chen Re­ge­lun­gen wie im Be­trieb, et­wa Ver­ein­ba­run­gen zur Ar­beits­zeit im Ar­beits­ver­trag oder ent­spre­chen­de Re­ge­lun­gen im Ta­rif­ver­trag oder in Be­triebs- oder Dienst­ver­ein­ba­run­gen. Da­ne­ben ist im­mer auch das Ar­beits­zeit­ge­setz ein­zu­hal­ten.

Wich­tig: Bei der Ein- und Durch­füh­rung von mo­bi­ler Ar­beit ist der Be­triebs- oder Per­so­nal­rat zu be­tei­li­gen. Ar­beit­ge­ben­de dür­fen nicht ein­sei­tig Ho­me­of­fice an­ord­nen, son­dern brau­chen da­für ei­ne Ver­ein­ba­rung mit den Be­schäf­tig­ten bzw. de­ren In­ter­es­sen­ver­tre­tung.

Büro­flächen um­organi­sieren

Wenn nicht mehr al­le Be­schäf­tig­ten gleich­zei­tig im Be­trieb ar­bei­ten, blei­ben dort Flä­chen un­ge­nutzt. Die von PwC be­frag­ten Un­ter­neh­men nann­ten im Durch­schnitt ei­ne Bü­ro­flä­chen­aus­las­tung von nur noch 45 Pro­zent, in Spit­zen­zei­ten 63 Pro­zent. Über­le­gen Sie, ob und wie Sie nicht mehr be­nö­tig­te Flä­chen künf­tig nut­zen wol­len. Mög­lich wä­re zum Bei­spiel ei­ne gro­ßzü­gi­ge­re Ge­stal­tung der ver­blie­be­nen Ar­beits­plät­ze, So­zi­al­räu­me etc. oder auch die Un­ter­ver­mie­tung zum Bei­spiel an Fre­e­lan­cer. Vor ei­nem Um­zug in klei­ne­re Räum­lich­kei­ten soll­ten die da­für an­fal­len­den Kos­ten und die mög­li­che Miet­kos­ten­ein­spa­rung ge­gen­ge­rech­net wer­den. Wich­tig: Be­steht le­dig­lich ei­ne Ver­ein­ba­rung zum mo­bi­len Ar­bei­ten, ha­ben die Be­schäf­tig­ten ein Rück­kehr­recht ins Bü­ro, so­bald sie es wün­schen. Auch even­tu­el­le Ex­pan­si­ons­plä­ne, die künf­tig wie­der mehr Flä­che er­for­dern könn­ten, soll­ten in die Ent­schei­dung ein­flie­ßen. Wel­che Ein­spar­mög­lich­kei­ten ein Bü­ro­flä­chen­ab­bau brin­gen kann, zeigt ex­em­pla­risch die PwC-Ho­me­of­fice-Stu­die.

Stand: Dezember 2023; alle Angaben ohne Gewähr
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